Analyse: Experte über Trumps Putin-Telefonat: „Die Selenskyj-Entscheidung ist viel wichtiger“
Rund zwei Stunden dauerte das Telefonat zwischen Wladimir Putin und Donald Trump am Montagabend. Am Ende verkündete Donald Trump zwar, Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine würden "sofort beginnen" – Details oder konkrete Pläne dafür gibt es allerdings nicht.
Der Osteuropa-Experte Alexander Libman von der Freien Universität Berlin sagt dennoch, dass solche Gespräche "uns einer Lösung näher bringen".
Gegenüber FOCUS online betont Libman: "Ich glaube, dass sehr viele überzogene Erwartungen in Bezug auf das Telefonat hatten. Bei einem Krieg, der die Ausmaße des Kriegs in der Ukraine hat, gibt es keine Chancen, dass ein großer Fortschritt im Rahmen eines Telefonats erreicht wird".
Alexander Libman ist Professor für Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Osteuropa und Russland an der Freien Universität Berlin.
"Die Entscheidung von Selenskyj ist viel wichtiger als ein einzelnes Gespräch"
Libman weiter: "Ich sehe das Telefonat einfach als noch einen Schritt in den andauernden Verhandlungen, die sehr, sehr lange dauern werden". Er warnt davor, das Gespräch als "schicksalhaft" zu bezeichnen. "Die Entscheidung von Präsident Selenskyj, eine ständige Delegation zu Verhandlungen mit Putin zu bilden, ist viel wichtiger als ein einzelnes Gespräch".
Wie geht es nun weiter? Die Hoffnungen auf einen schnellen Frieden dämpft Libman. "Den wird es nicht geben. Die Verhandlungen gehen weiter", so der Osteuropa-Experte.
"Trump hat Putin mittlerweile ziemlich große Angebote gemacht. Ich bin nicht sicher, dass das Problem von Putin ist, dass diese Angebote nicht ausreichen". Er vermutet dahinter eine Taktik der russischen Seite. "Es kann sein, dass Putin einfach versucht, das Maximum herauszufinden, das er mit den Verhandlungen erreichen kann. Und bevor er es herausgefunden hat, wird er keine Zugeständnisse machen".