Wie kommt’s?
Der Hormonumschwung in den Wechseljahren spielt beim Blutdruck eine wichtige Rolle. Man weiß, dass der weibliche Körper in jungen Jahren mehr Stickstoffmonoxid in der innersten Wandschicht der Blutgefäße, dem Endothel, produziert. Aus dieser hauchdünnen Schutzschicht der Adern entweicht ständig ein leichter Stickstoffnebel, der den Gefäßdurchmesser, Blutdruck und die Blutgerinnung reguliert.
Entdeckt wurde dieser Mechanismus erst 1987. Weil Östrogen die Produktion von Stickstoffmonoxid anregt, bilden Endothelzellen bei Frauen etwa doppelt so viel davon wie bei Männern.
Diese Substanz trägt also dazu bei, dass sich die Blutgefäße leichter weit stellen und besser auf Blutdruckschwankungen reagieren als bei Männern. Um das fünfzigste Lebensjahr lässt der Schutzeffekt des Weiblichkeitshormons nach. Zugleich machen sich Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel und Stress stärker bemerkbar. Es kommt schneller als bei Männern zu Organschäden.
Lebenslange Therapie bei Bluthochdruck?
Bei leicht erhöhtem Blutdruck raten Ärzte oft erst einmal zu einer Veränderung des Lebensstils. Im zweiten Schritt werden Medikamente erst einzeln verordnet, dann auch in Kombination. Diese kommen aus fünf Substanzklassen mit komplizierten Namen:
- Betablocker
- Diuretika
- Kalziumantagonisten
- ACE-Hemmer
- Angiotensinrezeptorblocker
Alle haben etwas andere Wirkungen und Nebenwirkungen. Es gibt Hinweise, dass Betablocker und ACE-Hemmer bei Frauen stärkere Nebenwirkungen haben. Suchen Sie solange mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin nach dem richtigen Mittel, bis der Blutdruck stimmt – ohne Nebenwirkungen.
Bluthochdruck senken: Welche Methoden neben Medikamenten helfen
Möchten Sie nicht lebenslang von Medikamenten abhängig sein oder dafür sorgen, dass Ihr Blutdruck nicht weiter steigt, gibt es viele Tipps aus der Naturheilkunde, die Ihnen helfen können. Zeigen Sie dem Bluthochdruck die rote Karte und bauen Sie vor allem Stress ab. Das in Kombi mit geeigneten Lebensmitteln, morgens Hibiskusblütentee (getrocknet aus Reformhaus oder Apotheke), mehr Bewegung im Alltag und kleinen Tricks aus der Psychologie zum besseren Ärgermanagement senken den Druck. Auch regelmäßiges Blutspenden kann bei Bluthochdruck hilfreich sein. So lassen sich (mit ärztlicher Begleitung!) sogar die Medikamente reduzieren.
- Radfahren
Radfahren ist besser als so manches Medikament. Jede regelmäßige Bewegung senkt den Blutdruck nachhaltig um etwa vier bis fünf mmHg. Radeln Sie einfach los, bergauf und bergab, am besten fahren Sie so zur Arbeit, zu Freunden oder machen Ihre Erledigungen. Es sollten etwa zweieinhalb Stunden pro Woche an körperlicher Aktivität sein.
Geeignet ist alles, was Spaß macht: Radfahren, Tanzen, Walking oder Joggen, egal, Hauptsache Sie tun es regelmäßig. Denn Bewegung wirkt wie ein blutdrucksenkendes Medikament. Und das hat mit den Kapillaren zu tun, den winzigen Blutgefäßen in unserem Körper. Im Ruhezustand sind nur 3 bis 5 Prozent von ihnen aktiv. Bei Bewegung werden sie angeregt. Sie verlängern sich oder vergrößern ihren Durchmesser. Und es bilden sich sogar neue. Viele Kapillaren nehmen viel Blut aus den großen Arterien auf, der Druck im System sinkt.
- Blutspenden
Von Blutspenden kann nicht nur der Empfänger, auch der Spender profitieren: In einer klinischen Studie an der Charité Berlin mit rund 300 Teilnehmern konnte der Blutdruck bei den Probanden mit Bluthochdruck um durchschnittlich 16 mmHg und über mehrere Wochen gesenkt werden. Dieser Erfolg hielt am deutlichsten an, wenn sie alle drei Monate Blut spendeten.
- Progressive Muskelentspannung
Erlernen Sie ein Entspannungsverfahren wie zum Beispiel die Progressive Muskelentspannung (PME) nach Jacobson. Sie ist eine bewährte Methode, um Stress abzubauen und den Blutdruck zu senken . Hierbei werden einzelne Muskelgruppen nacheinander von Kopf bis Fuß für einige Sekunden angespannt. Danach lässt man locker und spürt nach. Eine einfache Vorstellung von diesem grundlegenden Prinzip bekommen Sie mit der folgenden Übung:
- Setzen Sie sich bequem auf einen Stuhl und legen die Hände auf die Oberschenkel. Lenken Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit zuerst auf den rechten und dann auf den linken Arm.
- Beim nächsten Einatmen ballen Sie beide Hände zu Fäusten und spannen die Armmuskeln für zehn Sekunden an. Atmen Sie dabei gleichmäßig. Lösen Sie die Muskeln und spüren Sie der Entspannung 30 Sekunden nach.
- Dann spannen Sie zehn Sekunden die Beine und Füße an, wieder 30 Sekunden nachspüren.
- Dann machen Sie das Gleiche mit dem Gesicht.
Wenn Sie die Übung schnell beruhigt, lohnt es sich, diese Technik in einem (Online-)Kurs zu erlernen. Auch Krankenkassen bieten Downloads hierzu an.
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Muskulatur und Nervensystem. Wir beißen die Zähne zusammen oder ballen die Fäuste vor Wut, immer ist in solchen Situationen der Muskeltonus erhöht und auch das Nervensystem steht unter Strom. So schlagen Sie mit PME gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie lösen muskuläre Verspannungen, was sich positiv auf das Nervensystem auswirkt. Die gezielten Übungen und die Wahrnehmung des Körpers führen auch zur Senkung von Herz- und Atemfrequenz sowie Blutdruck.