Lokführer treten trotz Kritik in den Warnstreik

ICE am Hauptbahnhof in München (Symbolbild): Die GDL hatte die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt. Vergrößern des Bildes ICE am Hauptbahnhof in München (Symbolbild): Die GDL hatte die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt. (Quelle: Wolfgang Maria Weber/imago images)
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24 Stunden lang geht nun nichts mehr auf den Schienen in Deutschland. Die Lokführer der GDL treten trotz Kritik wie angekündigt in den Streik.

Bundesweit hat am Donnerstagabend ein Warnstreik der Lokomotivführer im Personenverkehr begonnen. Zu dem Ausstand aufgerufen hat die Lokführergewerkschaft GDL, er soll 24 Stunden lang bis Freitag 22.00 Uhr dauern. Die Bahn erstellte einen Notfahrplan, geht aber von etlichen Zugausfällen und Verspätungen im Nah- und Fernverkehr aus.

Das Unternehmen rief Reisende dazu auf, für Freitag geplante Reisen, wenn möglich zu verschieben. Für betroffene Tickets wurde die Zugbindung aufgehoben, um Verschiebungen zu erlauben.

Während der Personenverkehr aller Voraussicht nach am Samstag wieder weitestgehend normal ablaufen wird, dürften die Auswirkungen im Güterverkehr noch über das Wochenende hinaus zu spüren sein. Dort hatte der Arbeitskampf bereits am Donnerstagabend um 18 Uhr begonnen. Schon in den Tagen vor dem Warnstreik stauten sich aufgrund des heftigen Schneefalls in Bayern Hunderte Güterzüge, wie die Bahn mitteilte. Der Arbeitskampf dürfte das Chaos jetzt noch vergrößern.

Deutsche Bahn kritisiert Warnstreik scharf

Die Deutsche Bahn kritisierte den Warnstreik bereits am Mittwoch scharf. "Die Lokführergewerkschaft (GDL) vermiest Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel ist verantwortungslos und egoistisch", sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am laut einer Mitteilung.

"Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig", so Seiler weiter. Die DB forderte die GDL auf, den Adventsstreik abzusagen und umgehend an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir sind zu jeder Zeit und an jedem Ort verhandlungsbereit", sagte Seiler.

Verkehrsminister Wissing fordert schnelle Einigung

Bundesverkehrsminister Volker Wissing appellierte an die beiden Streitparteien, eine schnelle Lösung zu finden. Der FDP-Politiker verwies am Donnerstag im TV-Sender Welt, auf die Tarifautonomie. "Es ist nicht Aufgabe der Bundesregierung hier zu schlichten, aber klar ist auch: Die Menschen sind auf Mobilität angewiesen. Und gerade während der Feiertage trifft es die Familien hart oder Menschen, die zu ihren Freunden wollen, zu ihren Liebsten wollen. Und deswegen kann man nur appellieren an alle, sich schnell zu einigen."

Die Bahn sei ein wichtiges Verkehrsmittel. Die Bürgerinnen und Bürger seien darauf angewiesen, dass sie zuverlässig fahre, so Wissing. Streiks belasteten die gesamte Gesellschaft. "Das ist eine Verantwortung, die jeder wahrnehmen muss, der an den Tarifverhandlungen beteiligt ist."

Gewerkschaft will keinen weiteren Streik bis Jahresende

Die Tarifrunde zwischen Bahn und GDL hatte offiziell Anfang November begonnen. Knackpunkt ist die GDL-Forderung nach einer 35-Stunden-Woche im Schichtdienst, derzeit sind es 38 Stunden. Die Bahn lehnt Verhandlungen darüber ab und hält die Forderung angesichts des Fachkräftemangels für nicht umsetzbar. Die Gewerkschaft begründete ihren erneuten Warnstreik mit der Weigerung der Arbeitgeberseite, über die Kernforderung einer Arbeitszeitabsenkung zu verhandeln. Mehr dazu lesen Sie hier.

Nach Angaben der Gewerkschaft ist es aber ihr letzter Arbeitskampf in diesem Jahr. Auch bis zum 7. Januar soll es demnach keinen weiteren Arbeitskampf geben, danach sollen jedoch möglicherweise weitere Streiks folgen. "Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver", sagte der GDL-Vorsitzende am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk. Die Bahn begrüßte den Weihnachtsfrieden grundsätzlich, kritisierte die kurzfristige Streikankündigung aber scharf und rief die GDL auf, wieder zu verhandeln.

GDL: Streiks im neuen Jahr werden "länger und intensiver"

Bahn-Fahrgäste können nach dem anstehenden Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) nur kurz durchatmen: Schon für das neue Jahr hat Gewerkschaftschef Claus Weselsky weitere Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt. "Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver", sagte der GDL-Vorsitzende am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.

Derzeit lässt die Gewerkschaft per Urabstimmung ihre Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen. Das Ergebnis wird für den 19. Dezember erwartet. Weselsky rechne dabei mit einer Zustimmung von rund 90 Prozent. Für unbefristete Streiks müssen mehr als 75 Prozent der Mitglieder zustimmen. Solche Arbeitskämpfe können für die Beschäftigten ins Geld gehen. Das Streikgeld der Gewerkschaft gleicht in der Regel nur einen Teil der Lohneinbußen aus, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei Arbeitskämpfen entstehen können.