Attentat auf Trump - Strategie-Profi: Biden muss jetzt Führungsstärke zeigen, indem er zurücktritt
Das Attentat gegen Trump gleicht laut Kishor Sridhar einer Vorentscheidung im US-Wahlkampf. Die Sympathien der Wähler werden Trump ins Amt heben, erklärt der Strategie-Profi. Spätestens jetzt müsse Biden Führungsstärke zeigen und den Weg frei machen für Kamala Harris.
Führungspersönlichkeiten beeinflussen nicht nur durch ihre politischen Inhalte, sondern auch durch ihre Persönlichkeit und das, wofür sie stehen. Seit dem Attentatsversuch gegen Trump hat sich das politische Spielfeld grundlegend verändert. Im Jahr 2020 galt Trump als unberechenbarer Chaot. Viele Bürger sehnten sich nach Ruhezeiten unter einem erfahrenen Anführer, was Joe Biden für seine Wähler verkörperte. Vier Jahre später wirkt Biden eher wie ein alter Patriarch, der sich schwer tut, loszulassen und altersbedingt überfordert scheint. Als Identifikationsfigur verliert er zunehmend an Bedeutung.
Über den Gastautor Kishor Sridhar

Kishor Sridhar ist Executive Berater, Keynote Speaker und Buchautor. Er berät europäische Unternehmen zu Führung, Change, New Work und KI. Mit praxisnahen Erkenntnissen aus seinen Wirtschaftsstudien, wie z.B. „KI im Mittelstand“, begleitet er Führungsebenen in Veränderungsprozessen. Kishor Sridhar lehrt an der International School of Management in München Cross Cultural Leadership und New Work.
Trump hingegen hatte noch nicht gefunden, welche Rolle er wirklich verkörpern sollte. Mal präsentierte er sich als Rächer, dann wieder als verbitterter Geschäftsmann, der sein Amt zurückerobern wollte. Doch seit dem Attentat gegen ihn ist er zur ultimativen Identifikationsfigur des amerikanischen Stils geworden.
Trump als Rambo, Zeit für Harris
Der leidende Kämpfer, der Rambo der Politik, blutverschmiert mit erhobener Faust für seine Wählerinnen und Wähler kämpft. Als seine Leibwächter ihn wegbringen wollten, rief er noch: „Wait, Wait.“, um sich dann seinen Anhängern zuzuwenden und als instinktiver Politiker das Bild zu präsentieren, das sie benötigen und lieben. So wurde der Actionheld der Politik geboren.
Welches Führungsbild kann Biden dem entgegensetzen? Spätestens jetzt sollte Biden erkennen, dass er den Wählern nicht mehr die Identifikation bieten kann, die sie suchen. Er sollte zugunsten seiner Vizepräsidentin Kamala Harris seine Kandidatur zurückziehen. Denn nur sie kann ein neues, anderes Narrativ bieten. Sie verkörpert Besonnenheit, Frische und Dynamik. Gleichzeitig dient sie als Identifikationsfigur für Frauen und Minderheiten und bietet etwas anderes an: Nicht den Rambo in Krisenzeiten wie Trump, sondern Sicherheit und Einfühlungsvermögen.

Diese Entwicklung mag zynisch klingen, aber sie ist auch ein Geschenk für Donald Trump. Seine Rolle als kämpferischer Gegenpol zur etablierten Ordnung findet in der polarisierten amerikanischen Gesellschaft großen Anklang. Ein weiterer Aspekt ist die Herausforderung, die Biden jetzt annehmen könnte: Indem er Platz macht für eine neue Generation von Führungskräften, die nicht nur das Erbe der Vergangenheit repräsentieren, sondern auch frische Ideen und Visionen für die Zukunft einbringen können.
"Das einzige Führungsbuch, das Sie im digitalen Zeitalter benötigen" von Kishor Sridhar
Führung bedeutet, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und anderen als Hoffnungsträger einen Weg durch schwierige Zeiten zu zeigen, aber auch zu wissen, wann andere es besser machen können. Genau jetzt ist die Gelegenheit für Joe Biden, zu zeigen, dass er wirklich eine Führungspersönlichkeit ist, indem er den Weg frei macht für eine Kandidatin wie Kamala Harris, die den Amerikanern ein neues Narrativ bietet.
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Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.