Penzberg: Zwei Linden an der Bahnhofstraße als Denkmal eingestuft

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Aufgrund der Bruchgefahr sind die Linden am Penzberger Stadtplatz nun von Bauzäunen umrahmt. © Anne Rossa

Der Penzberger Bauausschuss diskutierte über das Baumgutachten zu den drei Linden am Stadtplatz. Das Ergebnis stand fest. Doch dann kam alles anders.

Penzberg – Kurzfristig war das Ergebnis des Gutachtens zu den drei Linden am Stadtplatz an der Bahnhofstraße noch auf die Tagesordnung des jüngsten Bauausschusses gesetzt worden. Das Thema sei zu brisant, um viel Zeit verstreichen zu lassen, hieß es von der Stadt. Das Ergebnis ernüchternd: Dreimal „nicht bruchsicher“ war in dem Gutachten der Großkarolinenfelder Baumsachverständigen Karla Melka-Müller zu Baum 17, 19 und 20 zu lesen. Baum 20, also die markante Linde, die an der Hauptkreuzung Bahnhofstraße/Karlstraße steht wurde zusätzlich mit „akute Bruchgefahr“ eingestuft.

Carl-Christian Wippermann, Abteilungsleiter für Umwelt- und Klimaschutz im Rathaus, informierte die Mitglieder des Bauausschusses darüber, dass der Beschluss zur Fällung gültig sei. Fällung und Neupflanzung hatte der Ausschuss bereits im April 2023 beschlossen – bei zwei Nein-Stimmen. Wippermann wies ausdrücklich auf die Verkehrssicherheitspflicht der Stadt hin. Die damals aufgeworfene Frage, ob es sich bei den Bäumen um historische Linden aus der „Penzberger Mordnacht“ vom 28. April 1945 (an denen die Nazi-Schergen damals einige ihrer Opfer aufhängten) handelt, wurde nun im Ausschuss nicht näher behandelt.

Denkmalverein: Baum als Denkmal würdigen

Der Verein für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte setzt sich seit dem Fällungsbeschluss vom April 2023 für den Erhalt der Linden an der Bahnhofstraße ein. Der Verein hatte das Gutachten, über das der Bauausschuss nun beriet, in Auftrag gegeben. Dafür hatten die Mitglieder gespendet, wie Vorsitzender Max Kapfer mitteilte. Der Penzberger Erich Sczepanski hatte laut Kapfer bereits eine Anfrage an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege gerichtet.

Der Verein sieht sich in seiner Annahme, die Linden seien schon bei der „Penzberger Mordnacht“ gestanden, bestätigt. „Die Linde an der Kreuzung Bahnhofstraße/Karlstraße ist über 100 Jahre alt“, zitiert Kapfer die Schätzung der Baumgutachterin Karla Melka-Müller. Der Baum direkt an der Kreuzung habe eine „wichtige historische Bedeutung“, heißt es von Kapfer weiter: Hier sei Albert Grauvogel in der „Penzberger Mordnacht“ erhängt worden. Der Baum sei „ein stummer Zeitzeuge dieser schrecklichen Ereignisse“.

Der Verein fordert, den Baum als Denkmal zu würdigen. Die Gutachterin habe trotz der als „ausreichend“ attestierten Vitalität des Baums empfohlen, ihn aufgrund der Bruchgefahr zu fällen. Doch um die besonderen Umstände zu würdigen, gibt die Gutachterin laut Vorsitzendem Kapfer eine weitere Möglichkeit an: So könne man ein baumsicherndes Metallgerüst um die Linde errichten. Der Rundschau liegt das Gutachten vor. Dort heißt es: „Erhalt mit baumsicherndem Metallgerüst aufgrund der historischen Würdigung des Baumes möglich“.

Der Bauausschuss diskutierte über die Linden am Penzberger Stadtplatz

Einig war man sich aber, dass die Bäume so schonend wie möglich entnommen werden sollten, damit sie nicht zerstört und für ein eventuelles Denkmal genutzt werden können. Hardi Lenk (SPD) warf ein, dass man den Standort auf andere Weise würdigen könne. Vergessen dürfe man die Ereignisse jener Nacht nicht. Martin Janner (PM) war wichtig, dass im Falle einer neuen Bepflanzung aus den alten Fehlern gelernt werde. Der Stammfuß der Bäume müsse besser geschützt werden, damit die nächsten Bäume länger dort stehen können.

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Aufgrund verschiedener Schäden lautete das Urteil des Gutachtens zu den drei Linden am Penzberger Stadtplatz: Bruchgefahr. © Stadt

Armin Jabs (BfP) griff den Vorschlag im Gutachten auf, die Bäume auf zwei Meter zu kürzen oder mit einer Stahlkonstruktion zu sichern. So solle die Denkmalfunktion erhalten bleiben. Der Vorschlag stieß auf wenig Zustimmung. Die Erkenntnis sei „klar und deutlich“, mahnte Wippermann. Das Gutachten stelle eine „dringende Handlungsempfehlung“ dar. Den gefassten Beschluss vom April 2023 werde die Verwaltung mit sofortiger Wirkung umsetzen, ließ der Abteilungsleiter verlauten.

Die Linden am Penzberger Stadtplatz sind nun doch ein Denkmal

Auf Nachfrage der Rundschau bei Wippermann ergab sich am vergangenen Montag eine Wendung. „Wir lassen jetzt erst Mal die Finger von allen drei Bäumen“, gab er Auskunft. Die Linden hatten just am Montag gefällt werden sollen. Aber eine Nachricht vom Weilheimer Landratsamt hatte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Baum 19 und Baum 20 wurden nun als Baudenkmal eingestuft, sagte der Abteilungsleiter auf Rundschau-Nachfrage. Damit liegt eine „Veränderungssperre auf den Bäumen“, erklärte er. Wie die Stadt nun wegen der akuten Bruchgefahr bei den Bäumen weiter vorgehen werde, müsse „dringend geklärt werden“. Das Vorhaben, die Linden zu fällen, werde man weiter verfolgen, so Wippermann.

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