Kriminalität im Allgäu: Weniger Morde, mehr Einbrüche
Das Allgäu ist eine der sichersten Regionen Bayerns. Das sagte jetzt Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr.
Memmingen/Allgäu - Letzte Woche stellten Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner und Kriminaloberrat Hans Willbold die Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West für das Jahr 2023 vor. Danach registrierte die Polizei in unserer Region nicht ganz 40.000 Straftaten. Mit einer leichten Steigerung von 0,8 Prozent gegenüber 2022 liegen sie damit auf dem Niveau des Vorjahres.
„Sie leben in einer der sichersten Regionen Bayerns“, konnte die Polizeipräsidentin verkünden. Das zeige auch der Rückgang der Kriminalitätshäufigkeitszahl von 3.534 auf 3.486. Diese Zahl drückt die Wahrscheinlichkeit aus, Opfer einer Straftat zu werden und macht verschiedene Regionen miteinander vergleichbar. Sie errechnet sich aus der Zahl bekannt gewordener Fälle pro 100.000 Einwohner.
Die Aufklärungsquote verbesserte sich geringfügig auf 74,0 Prozent aller angezeigten Straftaten. „Die sehr gute Aufklärungsquote und auch die Häufigkeitszahl belegen eindrucksvoll die erfolgreiche Arbeit der Polizei im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West“, fasste Dr. Strößner zusammen.
Im Bereich der Straßenkriminalität ist die Anzahl der Straftaten (2023: 4.930 Fälle, minus 164 gegenüber 2022) im Vergleich zum Vorjahr annähernd auf gleichem Niveau. Etwa neun von zehn Fällen beziehen sich auf die Delikte Straßendiebstahl und Sachbeschädigungen. In der Straßenkriminalität wird eine Auswahl an Einzeldelikten zusammengefasst, die im öffentlichen Raum begangen werden. Hierunter fallen zum Beispiel Sachbeschädigungen – auch an Kfz, Fahrraddiebstahl, Straßendiebstahl beziehungsweise Straßenraub.
Weniger „Straftaten gegen das Leben“
Der Deliktsbereich der Gewaltkriminalität (2023: 1.295 Fälle, minus 15 Fälle gegenüber 2022) setzt sich aus mehreren Straftaten zusammen: Hierzu zählen die Delikte Mord, Totschlag und Vergewaltigung sowie gefährliche und schwere Körperverletzung. Diese Straftaten nehmen einen Anteil von 3,3 Prozent an der Gesamtkriminalität ein. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Gewalttat zu werden, als gering einzuschätzen. Bei den „Straftaten gegen das Leben“ (minus 13,5 Prozent) und den Vergehen gegen die sexuelle Selbstbestimmung (minus 10,7 Prozent) ist erfreulicherweise ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen.
Deutlicher Anstieg der Wohnungseinbrüche
Das Delikt Raub dagegen nahm mit einer Steigerung von über einem Viertel gegenüber 2022 deutlich zu. In 217 Fällen wurde im vergangenen Jahr ein Wohnungseinbruchsdiebstahl angezeigt, ebenfalls eine deutliche Steigerung von über 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sie erreicht allerdings noch nicht das Niveau von 2019 mit 273 Fällen. Hans Willbold wies auf die kostenlosen polizeilichen Beratungsstellen dazu hin. Immerhin die Hälfte der angezeigten Wohnungseinbruchdiebstähle scheitern an den Sicherungstechniken.
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Der größte Anteil der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist – wie im Vorjahr – das Delikt Verbreitung kinderpornografischer Schriften. Hier ist ein Rückgang von gut einem Drittel auf 394 Fälle festzustellen. Der Anteil der Tatverdächtigen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren sank von 62,5 Prozent (2022) auf 38,1 Prozent. Hier scheinen sich die zahlreichen Präventionskampagnen bei den Jugendlichen und Heranwachsenden positiv auf die Entwicklung der Zahlen im Vergleich zum Vorjahr auszuwirken.
Ebenso ist ein deutlicher Rückgang bei Vergewaltigungen von fast einem Drittel auf 88 Straftaten zu verzeichnen. Bei mehr als dreiviertel aller Fälle bestand eine formelle beziehungsweise informelle Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter. Die Gefahr, von einem Unbekannten vergewaltigt zu werden, ist laut Polizei in unserer Region gering.
Der Großteil der Rauschgiftkriminalität (3.476 Fälle im Jahr 2023) ist auf den Umgang mit Cannabis zurückzuführen. Wie sich die Gesetzesreform zur Straffreiheit des Cannabisbesitzes auswirken wird, bleibt abzuwarten. Die Polizei geht nach eigenen Angaben jedoch künftig von einem erhöhten Vollzugs- und Kontrollaufwand aus.