Zum Jubiläum ein Blick zurück: Hospiz-Gemeinschaft Domicilium in Weyarn feiert 20 Jahre

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Freuen sich auf die Schau: Die Ausstellungsmacherinnen Renate Döhring, Helena Snela und Emanuela Finke. Nicht auf dem Bild ist Mirtha Monge, die für die künstlerische Beratung zuständig war. © THOMAS PLETTENBERG

Die Gründung der Hospiz-Gemeinschaft Domicilium in Weyarn jährt sich heuer zum 20. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums zeigt eine Ausstellung im Bürgergewölbe, wie das Ehepaar Snela einen Ort der Fürsorge für Sterbende geschaffen hat.

Weyarn – Es ist nicht unbedingt naheliegend, dass ein Verlagslektor und eine Sechsfach-Mutter ein Hospiz bauen. Aber wenn man weiß, dass der inzwischen verstorbene Bogdan Snela eigentlich katholischer Priester war und seine Frau Helena Psychologin ist, dann passt es perfekt: Wer könnte Menschen in Ausnahmesituationen besser verstehen, als eine Psychologin? Wer könnte Sterbenden besser beistehen, als ein Seelsorger? „Die Biographie ist der Schlüssel zum Leben“, sagt Helena Snela.

Ab Juni zeichnet eine Ausstellung im Bürgergewölbe die Entstehung der Hospiz-Gemeinschaft nach. Für die Schau haben Helena Snela, die Künstlerin Mirtha Monge, die ehrenamtliche Hospizhelferin Renate Döring und Domicilium-Verwaltungsmitarbeiterin Emanuela Finke Fotos, Videos und weiteres Material gesichtet – und daraus die Schau „20 Jahre Hospizgemeinschaft“ konzipiert. In vier Kapiteln erzählt diese chronologisch von den Anfängen, der Phase des Wachstums sowie dem aktuellen Leben im Hospiz. Sie reist dabei nicht nur in die zurückliegenden 20 Jahre (2004 war das Hospiz Domicilium fertig), sondern auch in die Zeit davor: „Es geht darum, wie alles anfing“, erklärt Snela. Die Ausstellung befasst sich aber nicht nur mit der Geschichte des Hauses, sondern lädt dazu ein, über Leben und Tod nachzudenken: „Wie wollen wir sterben? Wie stelle ich mir den Tod vor? Wohin geht jemand, der sterben muss?“, erklärt Snela.

Sie selbst habe darauf schon eine Antwort gefunden: „Sterbende suchen Geborgenheit“, sagt sie. Aus diesem Grund setze sich die Hospiz-Gemeinschaft für eine andere Art von Hospizarbeit ein. Statt die Einrichtung wieder verlassen zu müssen, wenn der Tod nicht in der Zeit eintritt, die von den Kranken- und Pflegekassen finanziert wird, können Schwerkranke im Domicilium bleiben: „Menschen sterben nicht gemäß der Prognose“, sagt Snela, „manchmal leben sie länger, weshalb sie Sicherheit brauchen, dass sie nicht vor die Tür gesetzt werden.“ In Gesprächen mit Politikern versucht die Hospiz-Gemeinschaft, dafür zu sensibilisieren – in der Hoffnung, einen verlässlichen Rahmen für diese Art von Hospizarbeit zu schaffen.

Auftakt zu Feierlichkeiten

Die Ausstellung markiert den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums (siehe Kasten). Bei der Ausrichtung der Veranstaltungsreihe kann die Hospiz-Gemeinschaft auf die Unterstützung der Gemeinde Weyarn zählen: Zur Vernissage kommt Bürgermeister Leonhard Wöhr, bei der Finissage sitzt unter anderem Weyarns Ex-Bürgermeister Michael Pelzer auf dem Podium. Beide sind der Einrichtung sehr verbunden.

Dieser Rückhalt bestand in Weyarn nicht von Anfang an: Als Bogdan und Helena Snela 1986 das Grundstück nahe der Mangfall gekauft und dort ein Seminarhaus für Zen-Meditation errichtet hatten, waren sie zunächst misstrauisch beäugt worden. Manche witterten gar eine Sekte. Die Teilnehmer der Seminare dagegen waren begeistert. Darunter ein krebskranker Münchner, der angesichts des Todes in der Meditation Antworten suchte. Was er im Seminarhaus obendrein fand: Menschlichkeit und Wärme. Deshalb äußerte er den Wunsch, hier sterben zu dürfen. 1998 war das. Die Snelas erkannten, dass gerade in Zeiten von Individualismus und bröckelndem Familienzusammenhalt Bedarf besteht für die Begleitung Sterbender. Doch der Bau einer entsprechenden Einrichtung war ohne Spenden nicht zu stemmen. Als die Idee der Snelas über einen Zeitungsartikel publik wurde, meldete sich Gertraud Gruber aus Rottach- Egern von der Gertraud und Josef Gruber Stiftung, die den Bau finanzierte.

Heute bietet das Hospiz Platz für acht Schwerkranke. Es ist der Definition nach kein stationäres Hospiz, sondern ein Palliativ-Betreutes Wohnen, damit Sterbende bis zum Tod bleiben können – auch, wenn es ihnen zwischenzeitlich besser geht. Daneben besteht die Domicilium-Akademie, an der Fortbildungen für die Hospizarbeit stattfinden. Das Seminarhaus „Zentrum für Zen, Spiritualität und Bildung“ gibt es weiterhin. Seine Zen-Kurse und Persönlichkeitsbildungsseminare sind gefragt. bst

Jubiläumsprogramm

Die Ausstellung „20 Jahre Hospizgemeinschaft“ ist geöffnet: 5. bis 7. Juni, 14 bis 17 Uhr, 8. und 9. Juni, 10 bis 17 Uhr, 12. bis 13. Juni, 14 bis 17 Uhr, 14. bis 16. Juni, 10 bis 17 Uhr, 19. bis 21. Juni, 14 bis 17 Uhr, 20. Juni, 14 bis 16.30 Uhr, 21. Juni, 10 bis 18 Uhr. Im Rahmen der Finissage am Freitag, 21. Juni, 16 Uhr findet unter dem Titel „Sorge auf neuen Wegen – Antworten auf die Herausforderungen einer Gesellschaft des langen Lebens“ ein Vortrag mit Podiumsdiskussion statt. Ein Konzert geben am Samstag, 22. Juni, 18 Uhr, in der Zollingerhalle in Valley Countertenor Daniel Piotrowski und Organist und Pianist Robert Kromolan (Karten 35 Euro, ermäßigt 28 Euro). Beide spielen auch am Sonntag, 23. Juni, 18 Uhr, Werke von Händel, Mozart, Chopin und weiteren Komponisten im Domicilium in Weyarn (Eintritt frei, Spenden erbeten). Karten beziehungsweise Anmeldung unter: Tel. 0 80 20 / 9 04 80 oder per Email an: willkommen@domicilium.de. Das Programm setzt sich bis Dezember fort (Ankündigungen folgen).

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