Klare Ziele eines Shakespeare-Fans
Mit Alexander Schröder (49) ist ein erfahrender Schulleiter neuer Chef im Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasium. Er setzt auf Wertschätzung und Digitalisierung.
Gauting - Mit federnden, raschen Schritten und einem aufmunternd freundlichen „Grüß Gott!“ kommt der neue Schulleiter Alexander Schröder über den langen Flur des Otto-von-Taube-Gymnasiums. Er sei gerade dabei, sich den Kindern in den einzelnen Klassen vorzustellen und ihnen zu erzählen, „welche Themen mich beschäftigen“, erklärt der 49-jährige Münchner mit sympathischem Lächeln. Ganz oben auf seiner Aufgaben-Liste stehe die Digitalisierung im Unterricht, betont der erfahrene Schulleiter mit den Fächern Geschichte und Englisch.
Mit Spannung erwartete die Schulfamilie des Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasiums (OvTG) mit TUM-Kolleg und Förderklasse für Hochbegabte „den Neuen“. Beim großen Festakt für seine Amtsvorgängerin Sylke Wischnevsky, die sich nach 21 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat (wir berichteten), war Alexander Schröder, ehemaliger Direktor des Erasmus-Grasser-Gymnasiums München, bereits mit von der Partie. „Ich bin in München aufgewachsen“, erzählt der gebürtige Niedersachse im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. Über historische Bauwerke habe er zum Lehrerberuf gefunden. Denn schwerpunktmäßig interessiere er sich für Geschichte ab dem 18. Jahrhundert – und „das Lesen“ von Nachrichten, die etwa historische Gemälde vermitteln, so der bekennende Mathecrack. Als Gymnasiast hatte er den Leistungskurs Mathematik belegt.
Als zweites Fach habe er im Studium die Weltsprache Englisch gewählt. Er sei ein absoluter Shakespeare-Fan und freue sich sehr, dass es am Otto-von-Taube-Gymnasium „eine lebendige Theatergruppe“ gebe. Zuletzt war Alexander Schröder am Institut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) tätig. Dort habe er viel Wissen erworben und auch Personalführung gelernt.
Die Digitalisierung stünde am Gautinger Gymnasiums ganz oben auf seiner Prioritätenliste für den Unterricht, so der neue Schulleiter. Dabei profitiere er von den Erfahrungen seiner Kolleginnen und Kollegen. Abiturienten müssten darauf vorbereitet sein, dass sie sowohl von Hand als auch digital eine Grafik zeichnen können. Persönlichkeitsrechte und Datenschutz seien weitere Unterrichts-Themen, auch fürs Studium und den späteren Beruf. Schon Gymnasiasten ab 14 Jahren müsse klar sein, dass das Verwenden von NS-Symbolen im Klassenchat ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung nach sich ziehe und womöglich ihre spätere Beamtenlaufbahn verhindere.
„Mein zweites Ziel ist die politische-sozial Bildung“, betont Geschichtslehrer Alexander Schröder. Fürs Wählerverhalten sei die Vermittlung „von der Komplexität“ gesellschaftlicher Entscheidungen in der Demokratie „wichtiger denn je“. Wenn seine Schülerinnen und Schüler „keinen politischen Bauernfängern aufsitzen, ist schon viel gewonnen“. Außerdem plane er eine aufgestockte Schulleitung, blickt Schröder voraus: Noch vier weitere junge Kolleginnen und Kollegen mit „innovativen Ideen und Wünschen“ werde er in die Schulleitung aufnehmen. Damit fühlten sie sich mehr wertgeschätzt. Und das sei sehr positiv.
Das Schulprofil des Otto-von-Taube-Gymnasiums mit individueller Förderung in Förderklassen und TUM-Kolleg, bekanntlich eine Kooperation mit der Technischen Universität München, aber auch die Angebote im musischen Bereich wie Theatergruppe und Orchester, „waren Kriterien für meine Bewerbung“ resümiert der 49-Jährige. Seine Energie beziehe er vom Bergwandern und aus Städtereisen, bevorzugt mit Museumsbesuchen, verrät der neue kinderlose Schulleiter mit ansteckendem Lächeln.
Christine Cless-Wesle