Tierwohllabel bis Regionalität - Von Ethik bis Intuition: So entscheiden die Deutschen wirklich über ihr Essen
Die Deutschen legen Wert auf Geschmack und ethische Standards bei ihrer Ernährung. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop erläutert, wie sich die Einstellungen zu Lebensmitteln verändert haben.
Wie lautet die wichtigste Erkenntnis des BMEL-Ernährungsreports 2024?
Seit 2015 lässt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Bundesbürger befragen, was ihnen beim Essen wichtig ist und worauf sie beim Einkaufen und Kochen achten. Diese Ergebnisse werden dann im BMEL-Ernährungsreport 2024 „Deutschland, wie es isst“ veröffentlicht und in einer Pressekonferenz den Medien vorgestellt.
Die wichtigste Erkenntnis ist und bleibt die Antwort auf die Frage, was den Menschen beim Essen (sehr) wichtig ist: Seit 2015 beantworten 98 oder 99 Prozent dies mit „gutem Geschmack“ (2024: 99 Prozent). Warum hingegen das BMEL auf seiner Website schreibt, dieser Wert sei „erstaunlich konstant“, das bleibt deren Geheimnis.
Denn: Was dominiert sonst die Auswahl, wenn nicht der eigene gute Geschmack? Oder anders: Wer kauft Lebensmittel, die einem nicht schmecken? Niemand, außer vielleicht Orthorektiker, das sind Menschen, die zwanghaft nur noch "gesunde Lebensmittel“ essen können. Vielleicht leidet darunter bereits das fehlende 1 Prozent der Bevölkerung.
Über Uwe Knop

Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein neues Buch "ENDLICH RICHTIG ESSEN" erschien im August 2024.
Gibt es auch neue Entwicklungen?
Ja, denn mit der inzwischen neunten Befragung dieser Art lassen sich auch neue Entwicklungen im Bereich Lebensmittel und Ernährung abbilden. Die Ergebnisse in diesem Jahr machen deutlich: Fast doppelt so viele Menschen wie noch 2015 achten beim Einkauf auf das Tierwohllabel: Ihre Zahl hat sich von 36 Prozent auf 65 Prozent erhöht.
Beim EU-Bio-Logo stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 47 auf 59 Prozent. Zusätzlich zu Labeln achten die Befragten auf Saisonalität bei Obst und Gemüse (80 Prozent) und darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen (77 Prozent). Das sind erfreuliche Trends, die einmal mehr verdeutlichen: Die Menschen werden nicht nur von Ihrer Intuition (Geschmack) beim Essen geleitet, sondern auch von ihrem persönlichen Wertekompass (Ethik).
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Also entscheidet der Mensch primär auf Basis seiner Intuition & Ethik, was er essen will?
Ja, denn erst mit der Symbiose dieser zwei unterschiedlichen Entscheidungsebenen finden wir zu unserer individuell besten Ernährung, die uns vollumfänglich glücklich und zufrieden macht. Während der Körper sagt, was wir essen sollen, trifft der Verstand rationale Entscheidungen über Herkunft und Produktionsbedingungen der Lebensmittel.
„Will ich Fleisch aus Massentierhaltung? Möchte ich regionale Produkte unterstützen?“ Diese Überlegungen sollte man mit der Intuition in Einklang bringen, um sich ganzheitlich wohlzufühlen. Für die essenzielle Frage „Wie esse ich richtig gut mit gutem Gewissen und echtem Genuss?“ ist die Antwort also ganz einfach: Dazu müssen Sie nur Ethik & Intuition verschmelzen.
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