Weilheims Schmuckkästlein für Krippenliebhaber wird Fünf

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Kirchlicher Segen: Auch Stadtpfarrer Engelbert Birkle war bei der Jubiläumsfeier des Weilheimer Krippenmuseums anwesend. © Rafael Sala

Ein Krippenmuseum in einem früheren Stall: Passender geht’s fast nicht. Obendrein ist es mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Das hat sich längst herumgesprochen.

Weilheim – Selbst über hohen Besuch aus Südeuropa durfte sich Manfred Bögl freuen – ohne es zu wissen. Als er kürzlich das Gästebuch durchblätterte, stand dort kein geringerer Name als der des Vorsitzenden der Krippenbaugesellschaft von Neapel, der berühmtesten Krippenstadt Italiens – ein Aushängeschild, das Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Dass der Mann von der Via San Giorgio im Zentrum der Stadt am Vesuv den Weg in die Petelgasse 6 in Weilheim gefunden hatte, und das mitten in der kalten Jahreszeit, sei nur einer der Glücksfälle, die mit seinem eigenen Haus verbunden sind, schilderte er schmunzelnd. Eine Bestätigung, dass die Kreisstadt in Sachen biblische Figurendarstellung den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht.

Sichtlich gerührt erzählte Bögl die Anekdote vor den vielen Besuchern im Vortragssaal der denkmalgeschützten Remise. „Schade, dass er sich nicht zu erkennen gegeben hat.“ Noch gar nicht lange ist es her, seit das Krippenmuseum in Weilheim erstmals seine Pforten geöffnet hat. Im Winter 2018 war das – heuer, nur fünf Jahre später, kann die Einrichtung bereits ihr erstes, eigenes Jubiläum feiern.

Mit Liebe zum Detail gestaltet

Einerseits ein Gewaltmarsch, andererseits die Frucht ungebremster Leidenschaft, ohne die eine solche Aufgabe nicht zu stemmen gewesen wäre. Tage und Nächte hat Manfred Bögl mit seinem Sohn Thomas damit zugebracht, um das Haus im Herzen der Altstadt zu dem zu machen, was es ist: ein Schatzkästlein für alle Krippenliebhaber. Eines, dem die Liebe zum Detail überall anzumerken ist, nicht nur bei den Objekten, sondern auch bei der Gestaltung der Räume.

Auf gut 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche finden sich über 120 Krippen mit weit über 1000 Figuren aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen. 300 von ihnen hat die berühmte sizilianische Künstlerin Angela Tripi gefertigt, andere stammen aus Tirol, dem Erzgebirge und sogar aus Afrika und Südamerika. Die älteste, eine historische Bretterkrippe, wurde 1721 gefertigt, ein weiteres Schmuckstück ist die Krippe aus Oberammergau von 1880 mit reichhaltigen Landschaftsdarstellungen. Zu sehen sind auch afrikanische, orientalische und alpenländische Objekte, von der kleinen Miniaturkrippe bis hin zum elf Meter langen Modell.

Krippenmuseum: „Ein großes Geschenk“ für die Stadt

Viele der Ausstellungsstücke sind Spenden und Leihgaben, beim Bau kamen die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz. Aus Weilheim ist das Museum inzwischen nicht mehr wegzudenken. „Ein großes Geschenk“ habe Bögl der Stadt gemacht, würdigte der Historiker und Stadtarchivar Joachim Heberlein die Arbeit der Bögls. „Staunen und schauen, schauen und staunen“: Das sei die Faszination, die von dem Haus ausgeht. Bürgermeister Markus Loth war nicht weniger begeistert: „Ich kenne kaum Städte, die ein Krippenmuseum in dieser Qualität haben.“ Dass das Museum früher selbst einmal ein Stall gewesen ist, gebe ihm eine zusätzliche Symbolik: „Treffender geht’s nicht.“

Auch kirchlichen Segen gab’s für die Objekte. Stadtpfarrer Engelbert Birkle sieht in der liebevoll gestalteten Krippenlandschaft ein Zeichen, dass das Leben weitergeht, „auch wenn die Umstände schwierig sind“, sagte er mit Blick auf die anhaltenden weltweiten Krisen. Seine evangelische Amtskollegin Sabine Nagel verglich Krippenbauer mit „Brückenbauern“, die den Weg zum Glauben bereiten, Stadträtin Ragnhild Thieler sieht Krippen als Visionen eines besseren Lebens: „Auf nach Weilheim!“, lautete ihr beherzter Appell.

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