Auf Insel gestrandet: Kreuzfahrtschiff lässt neun Touristen zurück

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Seit Tagen versuchen die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs zurück an Bord zu gelangen. Ihre abenteuerliche Reise führte sie quer durch Afrika.

São Tomé und Príncipe – Eine Kreuzfahrtreise nach Afrika entpuppte sich für mehrere Touristen als Alptraum. Das Schiff der Reederei Norwegian Cruise Line war am Mittwoch (27. März) zu der Insel São Tomé und Príncipe aufgebrochen. Die Passagiere besuchten die Strände, besichtigten die Kaffee- sowie Kakaoplantagen und sahen den berühmten Vulkan Pico Cão Grande. Dann stach das Kreuzfahrtschiff wieder in See – ließ aber insgesamt neun Touristen auf der Insel zurück.

Touristen auf Insel gestrandet: Kapitän soll sich geweigert haben, sie an Bord zu lassen

Unter den neun Touristen waren auch Jill und Jay Campbell aus South Carolina. Laut ABC15 News war das Paar mit den anderen auf einer Inseltour, die aber länger dauerte als erwartet. Deswegen setzte sich der Reiseveranstalter mit dem Kapitän des Kreuzfahrtschiffs Norwegian Dawn in Verbindung, um ihm mitzuteilen, dass sich acht Passagiere verspäten würden. Als sie am Hafen ankamen, weigerte sich dieser aber, sie an Bord des Schiffes zu lassen.

In Afrika sind neun Touristen gestrandet, nachdem das Kreuzfahrtschiff der Reederei Norwegian Cruise Line ohne sie weitergefahren ist (Symbolfoto).
In Afrika sind neun Touristen gestrandet, nachdem das Kreuzfahrtschiff der Reederei Norwegian Cruise Line ohne sie weitergefahren ist (Symbolfoto). © Bernd Wüstneck / dpa

Medienberichten zufolge versuchte der Hafenmeister, den Kapitän zu erreichen – erfolglos. Daraufhin lud die Küstenwache alle acht Touristen auf ein Boot und brachte sie zu dem Schiff. Allerdings wurde die Küstenwache angewiesen, die Passagiere zurück auf die zentralafrikanische Insel zu bringen. „Der Kapitän hätte einfach entscheiden können, eines der Beiboote umzudrehen, uns abzuholen, sicher zu verladen und dann weiterzufahren“, zitierte das News-Portal Jay Campbell.

Neun Touristen auf Insel zurückgelassen: Ältere Passagierin erlitt Gehirnerschütterung

Die Touristen aus Amerika und Australien blieben schließlich ohne ihre Habseligkeiten, Medikamente sowie Impfbescheinigungen zurück. Laut den Campbells waren vier von den gestrandeten Passagieren älter, eine davon querschnittsgelähmt, einer herzkrank. Eine weitere Kreuzfahrt-Urlauberin war schwanger. Später traf die ursprünglich achtköpfige Truppe nach eigenen Angaben auf eine 80-jährige Kreuzfahrt-Passagierin, die wegen einer Gehirnerschütterung und Seh-Beschwerden ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Nach Angaben des amerikanischen Paares sei die Frau im Krankenhaus ohne Geld und sonstige Habseligkeiten zurückgelassen worden. Zudem sei ihr Notfallkontakt von der Kreuzfahrtgesellschaft nie benachrichtigt worden. „Ich glaube wirklich, dass wir manchmal aus einem bestimmten Grund an bestimmte Orte gebracht werden“, beschwichtigte Jay Campbell bei ABC15 News und führte aus: „Gott bewahre, was wäre mit dieser Dame passiert, wenn wir nicht hier gewesen wären.“

In Afrika gestrandet: Touristen durften auch beim zweiten Versuch nicht an Bord

Nachdem alle Kontaktversuche zu der Norwegian Dawn gescheitert waren, holten sich die Touristen Hilfe von der US-Botschaft. Der Plan war, nach Gambia zu fliegen und vom Hafen in Banjul wieder an Bord zu gelangen. Die 80-jährige Frau mit Gehirnerschütterung entschied sich für einen Abbruch ihrer Reise. Aufatmen konnte die Truppe vor Ort allerdings nicht: Wegen Niedrigwasser konnte das Kreuzfahrtschiff nicht wie geplant vor Gambia anlegen. 

Somit konnten die acht Touristen erneut nicht an Bord. Daraufhin versuchten sie nach Senegal zu gelangen, wo das Schiff am Dienstag (2. April) einlaufen sollte. Die Campbells erklärten ABC15 News, dass die Reise dorthin keine leichte Aufgabe sein werde. Denn zum einen stehen sie unter Zeitdruck, zum anderen benötigen sie mindestens einen Kleinbus, um die querschnittsgelähmte Frau zu transportieren. Ob die Passagiere es geschafft haben, ist bisher nicht bekannt (Stand: 3. April, 13 Uhr).

Das Kreuzfahrtschiff reiste nach seinem Aufenthalt auf São Tomé und Príncipe weiter nach Banjul. Doch auch hier dürfen die zurückgelassenen Touristen nicht an Board, weswegen sie mit dem Auto weiter zum nächsten Hafen in Dakar fuhren.
Das Kreuzfahrtschiff reiste nach seinem Aufenthalt auf São Tomé und Príncipe weiter nach Banjul. Doch auch hier dürfen die zurückgelassenen Touristen nicht an Board, weswegen sie mit dem Auto weiter zum nächsten Hafen in Dakar fuhren. © Carmen Mörwald / IPPEN.MEDIA / Google Maps

In einem Statement erklärte die Reederei gegenüber WMBF News, dass die Passagiere auf der Insel „auf sich allein gestellt“ sind. „Obwohl dies eine sehr bedauerliche Situation ist, sind die Gäste dafür verantwortlich, dass sie zur veröffentlichten Zeit zum Schiff zurückkehren, die allgemein über die Sprechanlage des Schiffes und in der täglichen Kommunikation bekannt gegeben wird und kurz vor dem Verlassen des Schiffes ausgehängt wird“, argumentierte ein Sprecher von Norwegian Cruise Line.

Weiter hieß es: „Die Gäste sind für alle notwendigen Reisekosten verantwortlich, um das Schiff im nächsten verfügbaren Hafen wieder anzulaufen. Wenn die Gäste nicht zum vereinbarten Zeitpunkt an Bord zurückkehrten, wurden ihre Pässe den örtlichen Hafenagenten übergeben.“ Der Sprecher der Reederei gibt an, dass das Team eng mit den örtlichen Behörden zusammengearbeitet habe und sie – entgegen der Aussagen der Campbells – in Kontakt mit den Passagieren stehen. (cln)

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