Kuriose Szene bei Live-PK: Wladimir Putin spricht mit virtuellem Doppelgänger
Moskau-Autokrat Wladimir Putin gibt in Russland seine obligatorische Jahrespressekonferenz. Er wird in Moskau mit einem Doppelgänger konfrontiert - und mit brisanter Kritik.
Moskau - Während tagtäglich viele seiner Soldaten im Ukraine-Krieg für wenige Meter Boden getötet werden, hat Russland-Autokrat Wladimir Putin in Moskau unter viel Aufhebens seine übliche Jahrespressekonferenz mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Journalisten gegeben.
Wladimir Putin: Inszenierte Jahrespressekonferenz in Russland
Brisant: Bei dieser PK sowie Frage-Runde stachen mehreren Szene hervor. Vom Kreml-Regime inszeniert? Oder völlig unerwartet? So regte sich im Publikum mutmaßlich unerwünschter Protest gegen die Politik Putins. Und: Über die digitale Frage-Funktion erreichten kritische SMS das Studio. Putin selbst sah sich dagegen plötzlich mit einem Doppelgänger konfrontiert.
Zur Einordnung: Westlichen Einschätzungen zufolge wird die Frage-Antwort-Runde vom Moskauer Machtapparat inszeniert, die Fragesteller sind ausgesucht und die Themen mit diesen mutmaßlich vorab besprochen. Demokratische Kriterien sind nicht der Maßstab. Ein Beispiel: Als es um künstliche Intelligenz ging, bemühte Putin offensichtlich einen Seitenhieb gegen den Westen.
Konkret: Immer wieder mutmaßen politische Beobachter aus den USA und aus der Europäischen Union (EU), der russische Staatspräsident habe mindestens einen, wenn nicht mehrere Doppelgänger. Diese würden teils sogar öffentliche Termine wahrnehmen, heißt es. Als Beweise werden etwa Fotos miteinander verglichen, die Anordnung der Nase oder der Ohren des abgebildeten Mannes analysiert.
Wladimir Putin: Moskau-Machthaber spielt selbst auf Double-These an
Einen stichhaltigen und zweifelsfreien Beweis für die Double-These gab es bislang aber nicht. Und diesmal? Laut des oppositionellen russischen Online-Portals Meduza ließ die Regie während der Live-Sendung ein achtjähriges Mädchen namens Arina, angeblich aus Wolgograd stammend, erzählen. Und zwar davon, dass sie Angst habe, dass ein Roboter Menschen ersetzen würde - sie, Mama, Papa oder Oma.
Wladimir Wladimirowitsch Putin | |
geboren: | 7. Oktober 1952 in Sankt Petersburg |
Größe: | 170 cm |
Kinder: | Maria (Jahrgang 1985) und Jekaterina (1986) |
Familienstand: | geschieden |
frühere berufliche Laufbahn: | 1975 bis 1990 Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes KGB (unter anderem in Dresden) |
frühere politische Ämter: | 1990 bis 1992 Gemeinderat in und 1992 bis 1996 Vize-Bürgermeister von Sankt Petersburg; ab März 1997 stellvertretender Kanzleileiter des Präsidenten Boris Jelzin und Staatsrat der Russischen Föderation |
politische Staatsämter: | 31. Dezember 1999 bis 2004 sowie 2008 bis heute Präsident (Staatsoberhaupt) der Russischen Föderation; 2008 bis 2012 Ministerpräsident (Regierungschef) Russlands |
Plötzlich blendete die Regie tatsächlich einen Putin-Doppelgänger ein, angeblich mithilfe künstlicher Intelligenz programmiert. Das digitale Double fragte den Kreml-Autokraten daraufhin, ob der Präsident viele Doppelgänger habe. Der (mutmaßlich) reale Putin entgegnete: „Du kannst wie ich aussehen und mit meiner Stimme sprechen. Aber ich habe darüber nachgedacht und beschlossen, dass nur eine Person so sein sollte wie ich und mit meiner Stimme sprechen sollte - das bin ich.“
Wladimir Putin: Inszeniert das Kreml-Regime eine kritische Debatte in Russland?
Der Putin im Studio wandte sich in der Folge dem Publikum zu und verwies auf sein vermeintliches Ebenbild: „Das ist mein erstes Double.“ Die Szene war wohl als Fingerzeig an den Westen und die eigene Bevölkerung gedacht. Die wahrscheinliche Botschaft dahinter: Ich nutze keine Doppelgänger. Im Ukraine-Krieg wurde diese Behauptung zum Beispiel diskutiert, nachdem Putin das besetzte Mariupol am Asowschen Meer besucht hatte.
Ob das Kreml-Regime den Hauch einer kritischen Diskussion vermitteln wollte? Zwischenzeitlich wurden kritische Fragen an der großen Leinwand hinter Putin eingeblendet. „Warum unterscheidet sich Ihre Realität von unserer?“, war zum Beispiel zu lesen. Oder: „Kandidieren Sie nicht für eine weitere Amtszeit als Präsident. Mach Platz für die Jungen!“ Laut Bild ging es dem Kreml womöglich darum, „eine kritische Debatte vorzugaukeln“.

Wladimir Putin: LGBTQ+-Protest während Russland-Pressekonferenz
Kritisch war dagegen wohl die Aktion einer Journalistin im Publikum gedacht. Meduza veröffentlichte einen brisanten Screenshot aus dem Studio. Dieser zeigt, wie eine junge Frau die Figur aus dem Cartoon „My Little Pony“ auf einem Plakat hochhält. Das Pony hat eine Frisur in Regenbogen-Farben. Markant: Kürzlich hatte das Oberste Gericht ein LGBTQ+-Verbot in Russland erlassen, in Moskaus Homosexuellen-Bars kam es kurz darauf zu Razzien der Polizei.
Nur ein Hinweis unter vielen, dass sich das Land unter Putin längst in eine Autokratie nach dem Gusto eines Mannes verwandelt hat. Der Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr, Carsten Breuer, warnte jüngst auffallend vehement vor Putins Regime. Während dieses den Machthaber im russischen Staats-TV inszeniert. (pm)