Eine halbe Stunde kostete Laura Dahlmeier wohl das Leben

  1. Startseite
  2. Sport
  3. Wintersport

Kommentare

Laura Dahlmeier starb durch Steinschlag in Pakistan. Ihre Seilpartnerin schildert das Drama. Eine halbe Stunde hätte wohl zum Überleben gereicht.

Karakorum-Gebirge – Die letzten Minuten im Leben von Laura Dahlmeier waren geprägt von einer fatalen Verkettung der Umstände. Ihre Seilpartnerin Marina Krauss hat ausführlich über die dramatischen Ereignisse am Laila Peak gesprochen, die der zweifachen Biathlon-Olympiasiegerin das Leben kosteten. Was sie schildert, zeigt: Eine halbe Stunde hätte über Leben und Tod entschieden.

Hätte Laura Dahlmeier eine halbe Stunde das Leben retten können? © Henning Kaiser/dpa/Sven Simon/Imago/Manzoor Balti/AFP

„Wenn wir eine halbe Stunde früher dran gewesen wären, dann wären wir auch sicher runtergekommen“, sagte Krauss laut Bild. Diese wenigen Worte fassen die Tragik des Unglücks zusammen: Ein minimaler Zeitunterschied hätte das Leben der 31-jährigen Ex-Biathletin retten können. Stattdessen wurde Dahlmeier am Montag auf 5.700 Metern Höhe von einem Steinschlag getroffen.

Steinschlag am Laila Peak: Wetterwechsel wurde Laura Dahlmeier zum Verhängnis

Krauss befand sich bereits an der nächsten Abseilstelle und hatte alles für den weiteren Abstieg vorbereitet. „Die Laura ist nachgekommen und dann ging der Steinschlag los“, schilderte Dahlmeiers Seilpartnerin, die schon Jahre vor dem Unglück offen über den Tod in den Bergen sprach. Ein „riesengroßer Stein“ habe Dahlmeier getroffen und sie gegen die Felswand geschleudert. Der verhängnisvolle Moment ereignete sich gegen 10 Uhr am Montagmorgen.

Die beiden Bergsteigerinnen hatten die Besteigung des 6.069 Meter hohen Laila Peak bereits vor Erreichen des Gipfels abgebrochen. Die Bedingungen waren zunächst ideal gewesen, doch dann änderte sich das Wetter schlagartig. Bergsteiger Thomas Huber, der später Teil des Rettungsteams war, erklärte gegenüber der Bild: „Der Schnee wurde weich und instabil“ – vermutlich durch einen plötzlichen Warmlufteinbruch.

„Von dem Moment an hat sie sich nicht mehr bewegt“, berichtete Krauss über die Sekunden nach dem Steinschlag. Dahlmeiers Seilpartnerin erkannte sofort die Schwere der Situation. „Sie hat sich nicht mehr bewegt, sie hat keine Anzeichen von sich gegeben. Ich habe nach ihr gerufen und es kam keine Reaktion. Ich hab gesehen, dass sie am Kopf getroffen wurde“, schilderte sie.

Marina Krauss hatte sich bereits sicher abgeseilt, als das Unglück passierte. Die Seilpartnerin versuchte zunächst stundenlang selbst, zu Dahlmeier zu gelangen. Doch das schwere Gelände und der anhaltende Steinschlag machten eine Annäherung unmöglich. In der Nacht entschied sie sich zum Rückzug ins Basislager, zuvor alarmierte sie bereits die Rettungskräfte.

Der bayerische Extremkletterer Thomas Huber, der sich ebenfalls in Pakistan aufhielt, gehörte zu den ersten Rettern vor Ort. Vier erfahrene Bergsteiger und zwei Bergträger stiegen zur Unglücksstelle auf. Doch auch ein Rettungshubschrauber konnte beim Überflug am Dienstag kein Lebenszeichen von Dahlmeier feststellen.

Bergsteiger sprechen von sofortigem Dahlmeier-Tod nach Steinschlag

„Viele denken, Bergsteiger wollen einfach nur auf den Gipfel. Aber das stimmt nicht. Ein echter Bergsteiger ist mit dem Berg verbunden – und der Berg spricht eine eigene Sprache“, erklärte Thomas Huber gegenüber der Bild. Laura und Marina hätten auf diese Sprache gehört und rechtzeitig umgekehrt – doch das Schicksal holte sie im Abstieg ein.

Der Laila Peak im pakistanischen Karakorum-Gebirge galt als Dahlmeiers Traumberg. Sie hatte vor der Abreise nach Pakistan ihren Bergfreund Thomas Huber nach Tipps gefragt. „Laura hat immer nur von einem Berg geschwärmt, und das ist der Laila Peak“, sagte der 58-Jährige. Für Dahlmeier war es kein normaler Berg – es war ihr persönlicher Sehnsuchtsort, der ihr zum Verhängnis wurde.

Laura Dahlmeiers Leichnam wird wohl entsprechend ihrem Wunsch am Berg bleiben. Die pakistanischen Behörden haben den Wunsch akzeptiert. So bleibt die zweifache Biathlon-Olympiasiegerin für immer mit dem Berg verbunden, der ihr Leben und letztendlich auch ihren Tod bedeutete. Nur eine halbe Stunde früher – und diese Geschichte hätte anders ausgehen können. (ck)

Auch interessant

Kommentare