Analyse von Joachim Krause - Folgen des israelischen Vergeltungsschlags: Sperrt der Iran die Straße von Hormus?
Israels jüngster Angriff auf den Iran zeigt die Schlagkraft seiner Luftwaffe und hat militärische Ziele wie Raketeneinrichtungen getroffen. Der Politik-Experte Joachim Krause erklärt die Folgen des Angriffs und die möglichen Reaktionen Teherans.
Der Angriff Israels auf den Iran in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober hat in aller Deutlichkeit die Überlegenheit Israels in der Luft demonstriert. Offenkundig haben die Israelis Luftabwehranlagen in Syrien, im Irak und im Iran in einem ersten Schritt so weitgehend ausgeschaltet, dass israelische Kampfflieger zwei aufeinanderfolgende Angriffsoperationen über dem Iran mehr oder weniger unbehindert durchführen konnten.
Dabei waren sie in der Lage, wichtige Ziele sehr präzise zu treffen. Laut israelischen Angaben waren die Ziele zuvor derart klar identifiziert worden, dass man sie nicht verfehlen konnte. Woher die Israelis diese Informationen hatten, bleibt offen. Vermutlich haben die USA Informationen geliefert. Man sollte aber auch davon ausgehen, dass es im Iran Menschen gibt, die dem israelischen Nachrichtendienst entsprechende Hinweise gegeben haben. Das dortige Regime sitzt nicht sicher im Sattel, sondern kann sich nur mit Hilfe massiver Unterdrückung an der Macht halten.
Über den Experten Joachim Krause

Prof. Dr. Joachim Krause ist Direktor Emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS. Er war als wissenschaftlicher Mitarbeiter und später als Privatdozent tätig. Neben seiner akademischen Laufbahn hat er an internationalen diplomatischen Missionen teilgenommen. Seine Forschungsarbeit ist in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen dokumentiert.
Die Israelis haben sich – wie erwartet – auf militärische Ziele beschränkt und zwar hauptsächlich auf Einrichtungen zur Herstellung von ballistischen Raketen. Ebenso waren Abschussgestelle für weitreichende ballistische Raketen sowie Lagerstätten und andere militärische Einrichtungen im Zusammenhang mit der iranischen Raketentruppe das Ziel der Angriffe. Die Folgen der Angriffe konnte man selbst in Teheran sehen.
Völkerrechtlich gesehen ist das maßvoll und effektiv gewesen angesichts der Tatsache, dass der Iran Israel bislang insgesamt mit über 320 weitreichenden ballistischen Raketen angegriffen hat. Israel hat selber offenbar keine ballistischen Raketen eingesetzt.
Die Frage ist jetzt: Wie wird der Iran reagieren?
Schon werden wüste Drohungen in Teheran geschwungen. Doch was sind die realen Optionen des Iran? Der Iran bekämpft Israel auf zwei Wegen: zum einen durch seine Proxys Hamas und Hisbollah, zum anderen durch seine weitreichenden ballistischen Raketen. Israel hat es vermocht, sowohl Hamas wie Hisbollah so weitgehend zu schwächen, dass die Bedrohung nachlässt, die von ihnen ausgeht.
Von den nach iranischen Angaben etwa 1000 weitreichenden Raketen, die Israel erreichen können, sind 320 schon abgeschossen worden (ohne dass sie größere militärische Wirkung hatten) und in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober wird eine weitere Anzahl zerstört worden sein – wie viel wird sich zeigen. Von daher ist erst einmal nicht zu erwarten, dass der Iran den militärischen Druck auf Israel erhöht. Für diese Annahme spricht, dass die staatlich gelenkten Medien im Iran die Konsequenzen der nächtlichen Angriffe herunterspielen.
Der Iran könnte natürlich versuchen, die Straße von Hormus zu sperren, aber damit würde er sich selbst schaden und möglicherweise die USA in den Krieg hineinziehen.
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Israel hat weder die Atomanlangen des Iran angegriffen (diese sind tief verbunkert und wären nur mit US-Hilfe zu knacken) noch Ölförder- und Ölverladeeinrichtungen. Israel hätte für einen nächsten Schlagabtausch noch einen weiteren Trumpf in der Hand: die Zerstörung von Führungseinrichtungen, Waffenlagern und Kasernen der Revolutionsgarden.
Damit könnte Israel das Regime der Mullahs und der Revolutionsgarden empfindlich schwächen, denn die Revolutionsgarden sind das Herzstück der innenpolitischen Unterdrückung im Iran. Und es gibt Millionen Iraner, die nur darauf warten, dass dieses Regime einknickt.
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