Wirtschaftsweise erwartet Zinswende im Sommer – Hauptsorge bleibt die Rezession

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Der Leitzins im Euroraum ist auf einem Rekordhoch. Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sieht aber eine Wende im Sommer aufziehen. © Hendrik Schmidt / dpa

Die Zinsen in Europa sind zur Inflationsbekämpfung auf einem Rekordhoch. Wirtschaftsexperten rechnen aber zum Sommer hin mit einer Wende.

Berlin – Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sieht die Europäische Zentralbank (EZB) auf eine Zinswende zur Jahresmitte hin zusteuern. Die Hüter des Euro würden aber voraussichtlich der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Vortritt lassen, sagte die Ökonomin am Mittwoch (21. Februar) der Nachrichtenagentur Reuters: „Ich denke, sie werden abwarten, was die Fed machen wird, und dann hinterher folgen.“ Die EZB könne dann „etwa im Juni“ ihren ersten Lockerungsschritt machen.

Wirtschaftsweise will abwarten, „was die Fed machen wird“

Eine solche Schrittfolge hält Malmendier angesichts der Richtung der Zinsentwicklung auch für recht vernünftig. Sie gehe nicht davon aus, dass die Inflation nochmals befeuert werde. „Die eine Sorge, die ich habe, betrifft die Rezession“, fügte die in den USA lehrende Wirtschaftswissenschaftlerin hinzu. Wenn es zu einer Abfolge von zwei Quartalen mit schrumpfender Wirtschaftsleistung in Deutschland kommen sollte und womöglich auch Frankreich schwächele, könnte dies aus ihrer Sicht die EZB dazu bewegen, die Zinsen etwas früher oder in größeren Schritten zu senken: „Wenn es dazu kommt, würde ich mir ein bisschen Sorgen machen, ob wir die Inflation wirklich in den Griff bekommen. Ich hoffe aber, dass es nicht so sein wird“, sagte Malmendier.

EZB hat „Feuertaufe“ bestanden

Die EZB habe quasi „ihre Feuertaufe bestanden“ und in der Vergangenheit mit energischen Schritten die hohe Inflation bekämpft. Dabei habe es auch die Befürchtung gegeben, dass die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde zu soft sein könnten: „Das wird ihnen Glaubwürdigkeit verschaffen in den Märkten“, sagte Malmendier. „Ich hoffe, sie setzen es nicht aufs Spiel, wenn es dazu kommen sollte, wenn mehrere EU-Länder in die Rezession absacken und die Verlockung vielleicht besteht, mit zu großen Schritten zu schnell vorzugehen.“

Die deutsche EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte jüngst davor gewarnt, angesichts weiterhin bestehender Unsicherheiten hinsichtlich der Inflationsentwicklung die Zinsen in der Euro-Zone zu früh zu senken. Anleger rätseln, wann die EZB und die US-Notenbank Fed die Geldpolitik lockern werden. Die EZB hält die Zinsen nach einer Serie von Erhöhungen im Kampf gegen die Inflation bereits seit September 2023 unverändert. Der Einlagensatz, den Finanzinstitute erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder horten, liegt bei 4,0 Prozent. (reuters, lf)

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