Deutsche Bahn verspricht große Änderung – mit Vorteilen für Kunden
Zugfahrten über Landesgrenzen hinweg sind leider oft kompliziert - schon beim Ticketkauf. Doch bald soll das besser werden, so die Deutsche Bahn.
Berlin - „Der internationale Fernverkehr boomt“, erklärte der Fernverkehrsvorstand der Deutschen Bahn (DB), Michael Peterson, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Im Bereich Fernreisen sei das Jahr 2024 das bisher Absatzstärkste des Unternehmens gewesen. Kein Wunder also, dass die Bahn ihren Reisenden die fernen Ziele noch schmackhafter machen möchte: Ab Herbst 2025 soll es einfacher werden, mit der Bahn durch Europa zu fahren.
Bislang ist oft schon der Ticketkauf eher umständlich. Einzelne Tickets für die einzelnen europäischen Transportunternehmen müssen separat gekauft werden. Doch eine große Neuerung soll das nun vereinfachen: Die Bahn werde an eine technische Schnittstelle angeschlossen, die das bisherige, fragmentierte System vereinheitlichen soll. Bis Ende 2026 schließlich werde die DB dann auch „Tickets aller großen Bahnen unserer Nachbarländer direkt über bahn.de und die App DB Navigator verkaufen können“, verspricht das Unternehmen.

Dies ist nur eine von mehreren Neuerungen der DB in diesem Jahr, auch „kürzere Wartezeiten“ stellt man den Kunden in Aussicht. .
Fernreise-Probleme der Bahn: „Es gibt kein integriertes europäisches Bahnnetz“
Die Bahn nimmt bereits jetzt immer wieder internationale Verbindungen in ihr Angebot auf, zuletzt etwa eine ICE-Direktverbindung zwischen Berlin und Paris. Dennoch gibt es offenbar im Fernverkehr noch etliche Probleme. „Es gibt kein integriertes europäisches Bahnnetz“, stellt Grünen-Politiker Matthias Gastel dazu fest. Der Bundestagsabgeordnete beschäftigt sich seit Jahren mit der Bahn und ist Mitglied im Aufsichtsrat der DB-Infrastrukturtochter InfraGo.
Die aktuellen Probleme fangen schon beim Kauf der Bahnfahrkarten an: Für länderübergreifende Fahrten sind bislang oft mehrere Fahrscheine nötig, die einzeln gekauft werden müssen. Das sei nicht nur beim Ticketkauf umständlich, denn auch die Fahrgastrechte gelten - etwa im Fall eines verpassten Anschlusszugs - nicht, so Gastel weiter.
Fahrten mit der Deutsschen Bahn über Landesgrenzen hinweg: Bald ohne technische Probleme?
Dazu kämen technische Hindernisse bei grenzüberschreitender Strecken. „Die Probleme fangen oft an, wenn eine Zugstrecke an eine Landesgrenze stößt“, so Sebastian Wilken, der über das internationale Zugfahren auf seinem Blog Zugpost schreibt. Dabei gehe es etwa um Stromversorgung, Leit- und Sicherungstechnik oder die Spurbreite der Schienen, sowie um die Sprachkenntnisse der Lokführer.
Zumindest beim Ticketkauf soll es jedoch bald einfacher werden. Europäische Bahnen haben sich bereits vor Jahren auf die Einführung des Schnittstellenstandards OSDM (Open Sales and Distribution Model) verständigt. Bahn-Manager Peterson spricht dabei von der „Sprache, in der die europäischen Bahnen und Vertriebsdienstleister dann ihre Daten miteinander austauschen“. Die DB habe damit Zugriff auf das komplette Ticket-Portfolio der anderen Bahnen und umgekehrt.
Fernreisen: Mit der Deutschen Bahn von Oslo nach Athen mit nur einem Ticket
Ab Herbst 2025 soll das vereinheitlichte Ticket-System zunächst für die Österreichischen und die Schweizer Bundesbahnen gelten. Monat für Monat sollen dann weitere Partner hinzukommen. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende nächsten Jahres Europa nahezu flächendeckend entsprechend angebunden ist“, sagte Peterson weiter. „Damit kommen wir einem großen Ziel näher.“ Die Ticketbuchung der Bahn quer durch Europa - sei es von Oslo nach Athen oder Warschau nach Barcelona - werde dann in einem Buchungsschritt möglich.
Bahnen und Vertriebsdienstleistern stehe es frei, den OSDM-Standard umzusetzen. DB-Kunden haben nach Angaben des Konzerns gleich mehrere Vorteile. „Ich kann eine internationale Fahrt dann genauso einfach buchen wie eine nationale Fahrt“, sagt Peterson. Kunden erhalten dann auch direkt eine Preisauskunft. Zudem können laut Petersen „Bahnen auch auf günstige Preise anderer Bahnen zugreifen und diese kombinieren“. Auch Tickets für den Regionalverkehr im Ausland könnten dann einfacher gekauft werden.
Fernreisen als Kunde der Deutschen Bahn: Es tut sich was, „aber sehr langsam“
Der Zugpost-Blogger Wilken bewertet neue Verbindungen wie Berlin-Paris positiv. Von solchen gebe es jedoch noch viel zu wenige. Auch Grünen-Politiker Gastel sagt, dass sich im internationalen Fernverkehr einiges tue - „aber sehr langsam und es ist unglaublich aufwendig, umständlich, teuer. Da sind einfach wahnsinnig viele Steine, die auf den Schienen liegen.“
Dass es Handlungsbedarf bei Fernreisen mit der Bahn gibt, ist auch in Brüssel längst bekannt. Neue Verbindungen wie die zwischen München und Rom werden von der EU-Kommission unterstützt. Diese werde zudem einen Gesetzesvorschlag „über einheitliche digitale Buchungs- und Ticketdienste“ vorlegen.
Grundsätzlich habe er „keine Befürchtungen, was die EU-Kommission regulieren will“, so Petersen. Von den Zielen her wolle man „exakt das Gleiche“. Allerdings wolle die Behörde einen anderen Standard als OSDM vorschreiben, was die bisherigen Investitionen schlimmstenfalls obsolet machen könnte. (nana/dpa)