Wetterkapriolen belasten Landwirte - Appell an den Vebraucher

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Geben Einblick in ihre Arbeit: Josef Mayer (Verband für landwirtschaftliche Fachbildung, Vlf), Josef Wörle, Veronika Strobl (Vlf), Vize-Kreisbäuerin Heidi Niedermeir-Stürzer, Bauernobmann Matthias Heitmayr sowie Regina und Ferdinand Wenig © os

Das letzte Jahr viel zu trocken, das heurige viel zu nass – der Landwirtschaft machen die Wetterkapriolen das Leben schwer. Dennoch will Kreisbauernobmann Matthias Heitmayr nicht jammern.

Moorenweis – Vom vielen Regen der letzten Wochen seien die Felder im Landkreis weniger stark betroffen als es in anderen Regionen der Fall sei. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, so Heitmayr bei der diesjährigen Erntepressefahrt.

Wenn der Moorenweiser Landwirt Ferdinand Wenig auf seine Kartoffeln, seinen Mais und seinen Weizen schaut, tut er es dennoch mit gemischten Gefühlen, denn eingefahren ist die Ernte noch lange nicht. Wenig bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Regina und seinen Schwiegereltern 240 Hektar konventionell sowie weitere 80 Hektar biologisch und betreibt Bullenmast.

Boden sehr nass

Durch das extrem warme Frühjahr sei die Vegetation ihrer Zeit drei Wochen voraus gewesen, berichtete Ferdinand Wenig vor Vertretern von Presse, dem Bayerischen Bauernverband (BBV) und dem Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) Fürstenfeldbruck. Für den Winterraps habe das einen hohen Insektiziddruck bedeutet. Stand jetzt sieht das Getreide gut aus. Doch ob er es auch einfahren kann, weiß der stellvertretende Kreisbauernobmann noch nicht. Denn der Boden ist so nass, dass er mit schwerem Erntegerät womöglich nicht befahrbar sein wird.

Bei den Pommes-Kartoffeln ein paar Schritte weiter droht aufgrund der Nässe die Kraut- und Knollenfäule, der mit häufigem Einsatz von Fungiziden begegnet werden muss. Doch selbst, wenn die Pflanzen gesund bleiben, dürften die Kartoffeln schlecht lagerfähig sein, befürchtet Wenig. Er hofft nun auf eine Phase trockenen und warmen Wetters. „Wasser brauchen wir die nächsten Wochen erstmal keins.“

Silomais und Winterweizen

Das gilt auch für die verschiedenen Varianten Körner- und Silomais, die auf dem Feld nebenan im Rahmen eines Sortenversuchs wachsen. Und für den Winterweizen, den Wenig auf verschiedenen Flächen konventionell und biologisch anbaut.

Noch mehr Feuchtigkeit und es entwickeln sich Giftstoffe in den Körnern. Dann taugt das Getreide nicht mehr als Futter- oder Lebensmittel, sondern nur noch für die Biogasanlage. „Wir hoffen auf eine trockene Ernte“, sagt Ferdinand Wenig.

Noch mehr hat der Bioweizen gelitten. Auf dem verschlammten Boden ließ sich das Unkraut mit den einzig erlaubten Methoden – Striegeln oder Hacken – heuer kaum beseitigen. Die Halme sind lang und dürr, die Ähren klein, die Ertragserwartung nur etwas mehr als halb so hoch wie beim konventionellen Weizen.

Schlechte Ertragslage

Am meisten aber leiden die Bauern nach wie vor unter den politischen Vorgaben und der schlechten Ertragslage, selbst wenn die Gewinne zuletzt gestiegen sind. Ein großer Teil davon sei ohnehin kein verfügbares Einkommen, sondern fließe in Sozialversicherungsbeiträge, Arbeitslöhne für Mitarbeiter und Investitionen in Maschinen, betonte Bauernobmann Matthias Heitmayr.

Gleichzeitig steige der Kostendruck, wenn etwa die steuerliche Vergünstigung des landwirtschaftlichen genutzten Diesels wegfällt. „Man spart ja nicht einen Liter ein, auch wenn der Kraftstoff teurer wird“, sagt Ferdinand Wenig. Für seinen Betrieb rechnet er allein durch die Abschaffung des Agrardiesels mit Mehrkosten von über 10 000 Euro im Jahr.

Appell an Verbraucher

Der Moorenweiser Landwirt ist sicher, dass die landwirtschaftlichen Erträge bald unter das Vor-Corona-Niveau zurückfallen werden, denn die Wertschätzung für heimische Lebensmittel habe nach der Pandemie wieder merklich nachgelassen.

Nun zählt wieder der günstigste Preis, auch wenn das bedeuten kann, dass importierte Ware unter Bedingungen erzeugt wurde, die hierzulande verboten sind. „An wen sollen wir appellieren, wenn nicht an den Verbraucher?“, so Heitmayr. „Der Verbraucher hat die Macht.“

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