Inflation steigt erstmals in 2025 – Ökonomen-Erwartung übertroffen

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Die Teuerungsrate steigt leicht – und kräftiger als Ökonomen vorhergesehen haben. Unter anderem liegt das an der Lohnentwicklung.

Berlin – Der deutsche Inflationsrate ist im August zum ersten Mal in diesem Jahr gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das sei der erste Anstieg seit Dezember 2024 – zeigen zumindest vorläufige Zahlen.

Inflation steigt und übertrifft Ökonomen-Erwartung – „Hier spielen Lohnzuwächse eine wichtige Rolle“

Im Juli und Juni lag die Teuerungsrate noch bei jeweils 2,0 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 2,1 Prozent gerechnet. Von Juli auf August legten die Verbraucherpreise um 0,1 Prozent zu.

Ein Bündel Geldscheine vor Supermarkt-Auslagen.
Ein Bündel Geldscheine vor Supermarkt-Einkäufen (Symbolfoto). Die Teuerungsrate steigt leicht – und kräftiger als Ökonomen vorhergesehen haben. Unter anderem liegt das an der Lohnentwicklung.  © IMAGO / Bihlmayerfotografie

Erneut billiger wurde Energie: Sie kostete 2,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor (Juli: -3,4 Prozent). Dienstleistungen verteuerten sich im Schnitt um 3,1 Prozent (Juli: +3,1 Prozent). „Hier spielen die Lohnzuwächse, die im historischen Vergleich weiter überdurchschnittlich ausfallen, eine wichtige Rolle“, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia.

Inflationsrate steht oberhalb von EZB-Ziel – „kein Grund zur Besorgnis“

Nahrungsmittel kosteten 2,5 Prozent (Juli: +2,2) mehr. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen etwa mussten die Verbraucher deutlich mehr für Bohnenkaffee (+24,4 Prozent) und Apfelsaft (+14,2 Prozent) bezahlen als ein Jahr zuvor. Obst verteuerte sich um durchschnittlich 9,6 Prozent – darunter Erdbeeren, Himbeeren oder Stachelbeeren um 19,4 Prozent. Auch für Gemüse wurde oftmals mehr verlangt. Die Preise für Gurken zogen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 30,2 Prozent an, die für Tomaten um 26,9 Prozent.

Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oft auch als Kerninflation bezeichnet, lag unverändert bei 2,7 Prozent. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum ist zwei Prozent. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,1 Prozent knapp über dieser Zielmarke. Die Währungshüter haben wegen des nachlassenden Preisdrucks seit vergangenem Jahr achtmal ihren Leitzins gesenkt, im Juli aber eine Pause eingelegt. „Für die EZB sind diese Zahlen, zusammen mit der sinkenden Inflationsrate in Frankreich, kein Grund zur Besorgnis“, sagte Ökonom de la Rubia.

„Inflation ist hartnäckiger als gedacht“ – Analysten äußern sich zu vorläufigen Zahlen

„Der Inflationsbericht für August ist doch nicht so langweilig ausgefallen wie erwartet. Zum einen ist die Inflationsrate überraschend auf 2,2 Prozent gestiegen, was an den Preisen für Energie und Nahrungsmittel liegt“, sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei der Commerzbank, dazu. „Zum anderen ist die Inflation ohne diese beiden immer stark schwankenden Komponenten nicht weiter gesunken und liegt nach wie vor deutlich über dem EZB-Ziel von 2 Prozent. Die Inflation ist hartnäckiger als gedacht.“

Elmar Völker, Analyst bei der LBBW, sagte dazu: „Mehr Preisaufwärtsdruck bei Lebensmitteln und weniger Entlastung von der Energieseite zogen die Teuerung nach oben. Trotz des leichten Inflationsanstiegs kann die EZB derzeit relativ entspannt auf die Entwicklung schauen.“

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