News zum Ukraine-Krieg - UN Bericht wirft Russland systematische Folter vor
UN-Bericht: Systematische Folter von Ukrainern in Russland
18.49 Uhr: Nach Angaben einer UN-Untersuchungskommission häufen sich die Beweise für systematische Folter von Ukrainern in russischer Gefangenschaft. In fast allen Haftanstalten komme es zu einer „immer wiederkehrenden Anwendung von sexueller Gewalt als Folter“, berichtete der Vorsitzende der Ukraine-Kommission, Erik Møse, in einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf.
Die Kommission kam laut Møse zu dem Schluss, „dass Folter von den russischen Behörden als gängige und akzeptable Praxis eingesetzt wird“. Demnach lägen auch Beweise vor, dass bestimmte russische Staatsdienste in koordinierter Weise für solche Misshandlungen eingesetzt würden.
Das aus drei Mitgliedern bestehende Untersuchungsgremium wies auch auf das Leid der ukrainischen Zivilbevölkerung durch wiederholte Stromausfälle hin. Großangriffe auf die Energie-Infrastruktur träfen Schutzbedürftige Gruppen wie Ältere, Behinderte und Kinder besonders hart, hieß es.
Selenskyj zu Besuch in USA eingetroffen
Montag, 23. September, 00.05 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu einem möglicherweise für die weitere Kriegsführung entscheidenden Besuch in den USA eingetroffen. Der Staatschef verkündete seine Ankunft am Sonntag in Online-Medien und kündigte zugleich an, bei US-Präsident Joe Biden und anderen Verbündeten „den Plan für den ukrainischen Sieg auf den Tisch“ legen zu wollen.
„Wir sind in den Vereinigten Staaten von Amerika angekommen“, erklärte Selenskyj in den Online-Medien. Seine US-Reise beginne mit einem - nicht näher ausgeführten - „speziellen Besuch“ im Bundesstaat Pennsylvania, danach stünden New York und Washington auf dem Programm, wo er am Donnerstag im Weißen Haus US-Präsident Biden treffen soll.
„Die Ukraine wird ihren Siegesplan in den Vereinigten Staaten präsentieren - und der Präsident der Vereinigten Staaten wird ihn als erster vollständig sehen“, sagte Selenskyj in einem im Flugzeug gedrehten Video. Zudem wolle er den Plan „allen Staats- und Regierungschefs unserer Partnerländer“ vorlegen sowie dem US-Kongress und den beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump.
„In diesem Herbst wird sich entscheiden, was als nächstes in diesem Krieg passieren wird“, sagte Selenskyj weiter. „Es wird nun entschieden, was das Erbe der aktuellen Generation von Staatsoberhäuptern sein wird.“ Es wird erwartet, dass der ukrainische Präsident bei seinen Gesprächen in den USA erneut darauf drängt, dass die ukrainische Armee vom Westen gelieferte Waffen auch für Angriffe auf Ziele tief im russischen Gebiet nutzen darf. Bisher wird ihm dies von den USA und den meisten anderen Unterstützerländern verweigert.
Die Regierung in Kiew ist überzeugt, dass der Einsatz der westlichen Waffen gegen Ziele auf russischem Gebiet das Kriegsgeschehen mehr als zweieinhalb Jahre nach Beginn des russischen Überfalls auf das Nachbarland maßgeblich zugunsten der Ukraine beeinflussen könnte. Der russische Präsident Wladimir Putin hat jedoch gewarnt, Moskau würde dies als Kriegseintritt der Nato-Länder betrachten.
Vor seinem Gespräch mit Biden in Washington reist Selenskyj nach New York. Dort trifft er am Montag unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Am Dienstag beginnt in der US-Metropole dann die UN-Generaldebatte, zu der mehr als 130 Staats- und Regierungschefs erwartet werden.
Russland attackiert erneut Energieversorgung der Ukraine
Sonntag, 22. September, 11:32 Uhr: Bei nächtlichen Drohnenangriffen hat Russland vor dem Beginn der kalten Jahreszeit erneut Objekte der Energieversorgung in der benachbarten Ukraine getroffen. In einem der Landkreise des Gebiets Poltawa, etwa 350 Kilometer südöstlich von Kiew, sei die Energieinfrastruktur beschädigt worden, teilte der Gouverneur der Region, Filip Pronin, auf Telegram mit. Dutzende Haushalte seien ohne Strom, die Ingenieure zur Behebung des Schadens im Einsatz. Verletzte habe es glücklicherweise nicht gegeben, schrieb Pronin.
Insgesamt hat Russland nach Angaben aus Kiew in der Nacht 80 Kampfdrohnen des iranischen Typs Shahed und zwei Raketen gegen das Nachbarland eingesetzt. 71 Drohnen seien abgeschossen, 6 weitere durch Funkstörungen vom Weg abgebracht worden, teilte das ukrainische Militär mit. Zu Schäden der Angriffe machte das Militär traditionell keine Angaben.
Seit mehr als zweieinhalb Jahren wehrt die Ukraine eine großangelegte russische Invasion ab. Immer wieder wird das Land dabei auch mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern beschossen, die auch gegen zivile Objekte gerichtete sind. Vor allem die Energieversorgung der Ukraine ist häufig das Ziel des systematischen Beschusses. Etwa die Hälfte der Kapazitäten zur Energiegewinnung in der Ukraine wurde dadurch zerstört.
„Eines der drei größten“: Ukraine zerstört zwei russische Munitionsdepots
22.03 Uhr: Die Ukraine hat nach eigenen Angaben im Süden und Westen Russlands zwei Munitionsdepots zerstört. Das vernichtete Depot nahe der Stadt Tichorezk sei eines der „drei größten Munitionslager“ Moskaus, teilte die ukrainische Armee am Samstag mit. Die russischen Behörden riefen dort den Ausnahmezustand aus. Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagte unterdessen die weiter ausstehende Zustimmung der USA und Großbritanniens zum Einsatz von weiter reichenden Waffen in Russland.
Der Gouverneur der russischen Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, erklärte, herabfallende Trümmer einer Drohne hätten bei Tichorezk „ein Feuer verursacht, das sich auf explosive Objekte ausbreitete“. 1200 Bewohner seien aus einem Dorf nahe der Stadt evakuiert worden. Später teilte der Gouverneur, es sei ein örtlich begrenzter Ausnahmezustand ausgerufen worden.
In Onlinediensten waren Videos zu sehen, die eine massive Explosion zeigten, die den nächtlichen Himmel erleuchtete. Später waren in der Nähe der 50.000-Einwohner-Stadt Tichorezk Rauchwolken am Himmel zu sehen und heulende Sirenen zu hören.
Ukraine wirft Russland Angriffspläne gegen Atomanlagen vor
17.54 Uhr: Die Ukraine hat Russland Planungen von Raketenangriffen vor dem Winter gegen Atomenergieanlagen vorgeworfen. „Das betrifft insbesondere offene Verteileranlagen in Atomkraftwerken und Umspannwerken, die für den sicheren Betrieb der Kernenergie entscheidend sind“, schrieb Außenminister Andrij Sybiha bei der Plattform X. Ein Zwischenfall bei den Atomkraftwerken könnte globale Auswirkungen haben. Die Informationen der ukrainischen Geheimdienste seien bereits der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) übermittelt worden.
Russische Raketen- und Drohnenangriffe zielten wiederholt auf Energieanlagen ab. Ukrainischen Angaben nach wurden dabei seit März Kraftwerksanlagen mit einer Erzeugungskapazität von mehr als neun Gigawatt beschädigt oder zerstört. Deshalb kommt es immer wieder zu stundenlangen Stromausfällen im Land. Die drei in Betrieb befindlichen ukrainischen Atomkraftwerke in den westukrainischen Gebieten Riwne und Chmelnyzkyj und in der südukrainischen Region Mykolajiw haben zusammen eine Leistung von etwa 7,8 Gigawatt. Damit wird gut die Hälfte des ukrainischen Stroms erzeugt.
Im Rahmen der Invasion der Ukraine vom Februar 2022 hatte Russland bereits das größte Atomkraftwerk Europas nahe dem südukrainischen Saporischschja besetzt. Die sechs Reaktoren mit einer Gesamtleistung von sechs Gigawatt wurden aus Sicherheitsgründen komplett heruntergefahren. In der Umgebung des Kraftwerks werden immer wieder Artillerie- und Drohnenangriffe verzeichnet. Mehrere ukrainische Rückeroberungsversuche scheiterten.
Ukraine meldet Tote und Verletzte nach russischen Angriffen
Samstag, 21. September, 9.25 Uhr: Bei neuen russischen Raketenangriffen auf die Stadt Krywyj Rih im Süden der Ukraine sind nach örtlichen Behördenangaben mindestens drei Menschen getötet und drei weitere verletzt worden. Unter den Toten sei auch ein zwölf Jahre alter Junge, teilte der Gouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, bei Telegram mit. Der Angriff mit Iskander-M-Raketen und Lenkwaffen sei mitten in der Nacht erfolgt. Lyssak veröffentlichte mehrere Bilder von in Trümmern liegenden Häusern. Es werde nach Verschütteten gesucht, hieß es.
Die Industriestadt Krywyj Rih, in der Präsident Wolodymyr Selenskyj geboren wurde, ist immer wieder Ziel russischer Angriffe in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Moskauer Angriffskrieg.
In der Nacht meldeten mehrere Regionen der Ukraine erneut Luftalarm wegen russischer Angriffe. Die ukrainische Flugabwehr sprach von 25 Attacken insgesamt. 5 Raketen und 11 Drohnen seien abgefangen worden, hieß es.
Mehr zum Ukraine-Konflikt lesen Sie auf den nächsten Seiten.