Ausgerechnet vor der Wintersaison: Wieder Zwist am Luttensee

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So soll‘s heuer wieder laufen: Wintersportfreunde, die sich auf dem Luttensee-Skigebiet austoben können. © Peter Kornatz

Spielt das Wetter mit, soll es auch in dieser Wintersaison einen Skibetrieb auf dem Mittenwalder Kranzberg geben – allerdings unter erschwerten Bedingungen. Denn die Unterschrift von einem wichtigen Grundstücksbesitzer fehlt, was Liftbetreiber und Marktgemeinde nicht ansatzweise nachvollziehen können.

Mittenwald – Zwist rund ums Skigebiet Kranzberg ist in Mittenwald nichts Neues: Mal zofften sich dort Skischulen, mal Liftbetreiber mit Grundstücksbesitzern. Und irgendwo dazwischen saß die Gemeinde. Auch im aktuellen Fall versuchen sich die Rathaus-Verantwortlichen als Vermittler. Doch nach einigen Versuchen über Wochen hinweg ist Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD) die miese Laune inzwischen anzumerken. „Es ist nicht richtig, den Streit auf dem Rücken Dritter auszutragen.“

Näher ins Detail gehen, möchte der Rathauschef wohlweislich nicht, schließlich dreht es sich um Vertragsangelegenheiten privater Natur. Leidtragende sind die Verantwortlichen der neu gegründeten Familienparadies-Kranzberg-GmbH, sprich die Liftbetreiber Wurmer und eine befreundete Familie aus Aachen, die nach der Pleite der Skiliftanlagen-Wurmer-GmbH & Co. KG sozusagen als stille Geldgeberin eingestiegen ist (wir berichteten). Um den Skibetrieb auch im 55. Jahr aufrechtzuerhalten, mussten mit allen, auf deren Grundstücke die Pisten verlaufen, neue Verträge abgeschlossen werden.

Alle haben einer Vereinbarung für eine Wintersaison bis 31. März 2025 zugestimmt – bis auf eine Familie. Deren gewünschte Fläche im Luttenseegebiet ist zwar relativ überschaubar, spielt aber für einen geregelten Skibetrieb dort eine nicht unwesentliche Rolle. Doch zur Verwunderung der Wurmers beziehungsweise der Kommune wollen die Nachbarn partout nicht unterschreiben. Vom Tagblatt darauf angesprochen, möchte sich der fragliche Eigentümer dazu nicht äußern.

Dem Vernehmen nach geht es dort droben wohl um Unstimmigkeiten zweier Nachbarn. Das zumindest bestätigt die andere Partei, die eine knapp zwei Hektar große Wiese im Skigebiet ihr eigen nennt. Sie unterstützt die Liftbetreiber mit allem Nachdruck. Zu den Zwistigkeiten meint die Grundstückseigentümerin: „Wenn er was von uns möchte, dann soll er zu uns kommen.“ Ansonsten kein Kommentar.

Uns läuft die Zeit davon. Entweder er macht mit oder lässt es gut sein, ich kann nicht mehr warten.

Der Bürgermeister sieht sich ob der verfahrenen Situation außer Stande, hier ein weiteres Mal als Mittelsmann aufzutreten – und allen Anschein nach will er es auch nicht mehr. Zu der fehlenden Unterschrift sagt Corongiu. „Das ist eine tief einschneidende Entscheidung.“ Denn das Familienskigebiet auf dem Kranzberg sei eine wichtige touristische Attraktion. „Da hängt auch was dran.“

Klaus Wurmer, dessen Familie seit 55 Jahren auf Mittenwalds Haus- und Sonnenberg mit viel Herzblut und Lokalpatriotismus Sport und Freizeit garantiert, weiß davon ein Lied zu singen. Nach einem Horrorwinter 2023/2024 und einer überstandenen Insolvenz wollen er und seine Frau Kathi es noch mal mit Unterstützung aus Nordrhein-Westfalen wissen. Umso bitterer für ihn das jüngste Vertragshickhack. Das kostet nicht nur Nerven. „Uns läuft die Zeit davon“, verdeutlicht Wurmer. „Entweder er macht mit oder lässt es gut sein, ich kann nicht mehr warten.“ Schon seit geraumer Zeit bereiten Wurmer und Co. alles auf die neue, hoffentlich gewinnbringende Saison vor. Aufgrund der Hängepartie am Luttensee müssen sie wohl oder übel improvisieren. „Das wird alles sehr kurzfristig.“

In dieser Wintersaison soll es einen verschlankten Skibetrieb geben. Öffnen wollen die Wurmers den Übungs- und Luttenseelift sowie den Kinderpark. Falls es die Schneelage und die Personalsituation zulassen, möchte man zudem den Sonnenhang- und Korbinianlift in Betrieb nehmen. Auf alle Fälle bleiben der Wildensee- und Gipfellift geschlossen. „Aber nur heuer“, ergänzt Klaus Wurmer, der nach wie vor an eine Wintersport-Zukunft auf dem Kranzberg glaubt. Was zu seinem Glück fehlt, ist eine einzige Unterschrift.

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