Herkules-Projekt in der Münchner Straße
Die Gemeinde Holzkirchen will die Münchner Straße als Handelsstandort stärken. Die künftige Entwicklung soll deshalb mithilfe eines Bebauungsplans gesteuert werden.
Der geplante Bebauungsplan 152 für das Gebiet zwischen Bahnhof und Oskar-von-Miller-Platz sieht unter anderem vor, dass in den Erdgeschossen nur Gewerbeflächen erlaubt sind, jedoch keine Wohnungen (wir berichteten), wie oft von den Eigentümern gewünscht. Der Gemeinderat setzte sich in seiner jüngsten Sitzung erneut mit dem Vorhaben auseinander.
Nachdem sich der Bebauungsplan in der ersten öffentlichen Auslegung befunden hatte, ging Ortsplanungsleiter Kilian Lex im Gremium jetzt auf die Einwände von Trägern öffentlicher Belange und der Anwohner ein. In einigen Fällen ließ sich die Verwaltung auf eine Erhöhung der Wandhöhen ein und verschob Baugrenzen.
Tempo 30
Die Emissionsschutzbehörde im Landratsamt bestätigte, was die Gemeinde schon lange kritisiert: Der Straßenlärm auf der Münchner Straße ist zu heftig. Die Behörde schlug deshalb Tempo 30 und einen Flüsterasphalt vor. Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) erklärte, dass Maßnahmen in der Münchner Straße auch Teil des Lärmaktionsplans werden, den die Gemeinde ausarbeiten will (wir berichteten).
Hubert Müller (FWG) äußerte Bedenken, ob eine Drosselung auf 30 km/h den Lärm reduziere. Seine Fraktionskollegin Birgit Eibl befürchtete, dass sich der Verkehr durch eine Tempo-30-Zone in der Münchner Straße auf die Wohngebiete verlagere. „Die Gefahr besteht natürlich, wenn man überall gleich schnell fahren darf, dass sie den kürzeren Weg nehmen“, räumte der Rathauschef ein. Er hoffe, dass viele auf die Nordumfahrung ausweichen. Ohnehin würden keine Beschlüsse dazu gefasst, es gehe lediglich um die Stellungnahme der Behörde. Hans Putzer (SPD) regte zudem an, Pkw von den Gehwegen zu verbannen. Als Beispiel nannte er den Bereich bei der ehemaligen Adler-Apotheke. Dass Autos dort parken, sei gefährlich für Fußgänger und Radfahrer.
Bäume und Bauhöhen
Michael Wohlschläger (CSU) kritisierte, dass die Festsetzung der Bäume zu streng sei. „Meistens wird das eh nicht eingehalten und nicht kontrolliert.“ Um die Stellung der Bäume flexibler zu gestalten, soll laut Plan auf 300 Quadratmeter je ein Baum kommen, entgegnete Schmid. Auch bei der Bauhöhe könne die Gemeinde laut Wohlschläger noch flexibler sein und höhere Bauten erlauben. Schmid entgegnete, dass für die Eigentümer durch den Bebauungsplan ohnehin schon „erhebliche Baurechtsmehrung“ entstanden sei. Josef Sappl senior (CSU) vermisste dafür die Möglichkeit von Dachgauben, die auch im höheren Stockwerk mehr Raum bieten würden. Wie Lex erklärte, seien diese nicht erlaubt, da die Dachneigung 30 Grad unterschreite.
Um mehr Raum für Fußgänger und Fahrradfahrer zu schaffen, will die Gemeinde durch den Bebauungsplan weniger Stellplätze ermöglichen – zum Beispiel auf dem Gelände der Eisdiele Crema Gelato. Hier könne sich die Gemeinde einen offeneren Erlkamer Platz vorstellen – vorausgesetzt der Eigentümer spielt mit. Der Eigentümer könne selbstverständlich bei der Anzahl der Stellplätze bleiben, betonte Lex. Geplant ist, dass auch private Flächen, wie zum Beispiel der Eisdiele, öffentlich genutzt werden können. Martin Taubenberger (FWG) rief die Anlieger dazu auf, sich zum Wohle der Allgemeinheit auf das Projekt einzulassen.
„Dieser Bebauungsplan ist ein Sisyphus- und Herkules-Projekt“, betonte Schmid. Der Bebauungsplan soll nach den Sommerferien in die zweite öffentliche Auslegung gehen. Der Rathauschef hofft, bereits bis Ende des Jahres einen Satzungsbeschluss fassen zu können.