Von Krebs und seiner Heilung: „Penzberger Sprechstunde“ findet mit Roche statt
Penzberg - Nächste „Penzberger Sprechstunde“ am Klinikum Penzberg: Diesmal geht es bei Roche um das große Thema Krebs.
Die nächste „Penzberger Sprechstunde“ steht an. Am Mittwoch, 29. November, mit einer Besonderheit: Einmal im Jahr tut sich das Klinikum Penzberg mit Roche zusammen. Aufgrund von Corona war der letzte Termin 2019. Nun wird die seit 2014 bestehende Tradition fortgeführt. Stattfinden wird die Veranstaltung nicht wie sonst im Krankenhaus, sondern im Penzberger Roche-Werk. Auch das Thema ist etwas Besonderes. Der Titel lautet: „Fortschritte in der Krebstherapie – Wo stehen wir heute?.“
Dr. Susanne Rogers, Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Klinikum Penzberg, stellt die Fortschritte bei der Versorgung von Darmkrebs vor. Professor Dr. David Anz, Chefarzt der Inneren Medizin, klärt über die Grundlagen der Immuntherapie auf. Dr. Oliver Krieter, Expert Medical Director bei Roche Oncology in Penzberg, wird über die neuen Entwicklungen der Immuntherapie sprechen. Abschließend kommt die Molekularbiologin Dr. Vera Grossmann, Geschäftsführerin von Foundation Medicin in Penzberg, mit ihrem Vortrag über Tumor-Profiling, die personalisierte Diagnostik in der Krebstherapie, zu Wort.

Eine häufige Krankheit
Wenn man über Krebs spricht, dann ist das Wort Tumor meist auch nicht weit. Aber was ist eigentlich ein Tumor? Chefarzt Anz beschreibt im Pressegespräch eine Mutation als eine „Genveränderung im Tumor“. Also genetisch veränderte Körperzellen, die sich vermehrt haben. Das ist mittlerweile so häufig, klärt Ärztliche Direktorin Rogers auf, dass jeder zweite Mensch in seinem Leben eine solche Veränderung im Gewebe erleidet.
Termin und Anmeldung
Die kostenlose „Penzberger Sprechstunde“ findet am Mittwoch, 29. November, um 19 Uhr statt. Einlass ist ab 18.30 Uhr bei Roche, Nonnenwald 2, in Penzberg. Die Teilnahme ist nur mit vorheriger Anmeldung bis Samstag, 25. November, möglich (per E-Mail an claudia.pauker@klinikum-penzberg.de oder im Klinikum Penzberg).
Umso wichtiger, dass die Forschung immer weiter nach neuen und besseren Heilmitteln sucht. Laut Rogers ist bei Krebserkrankungen zwar ein Aufwärtstrend zu verzeichnen, man merke aber auch, dass „sich viel in diesem Bereich tut“. Es „erfüllt mich mit Hoffnung“, sagt die Chefärztin, dass man mittlerweile deutlich „bessere Waffen“ gegen die Krebserkrankung hat.
Eine dieser neuen „Waffen“ stellt Molekularbiologin Grossmann vor: das Tumor-Profiling. Sie leitet das eigenständige Roche-Tochterunternehmen Foundation Medicin, das in Penzberg seit 2016 seinen einzigen Standort in Deutschland hat. Es befasst sich mit der Analyse von Gewebe und Blut und hat allein in Penzberg 90 Mitarbeiter. 25.000 Proben kommen jährlich in das Labor und werden auf Industriestandard in acht Tagen analysiert.

Revolutionär
Die Arbeit, die das Labor leistet, kann buchstäblich über Leben und Tod entscheiden. Denn durch die „umfangreiche genetische Analyse“ von mehr als 300 Genen könne das passende Medikament für den Tumor gefunden und empfohlen werden. Eine Methode, die Rogers als „revolutionär“ beschreibt. Es erleichtere den Ärzten die Frage „bei welchem Patienten springt welche Therapie an“.
Es sei noch nicht lange her, dass die Ärzte oftmals ratlos waren, welche Therapie nun die richtige sei, erklären die Ärzte. Chemo-, Strahlentherapie oder doch eine operative Entfernung des Tumors? Es sei unmöglich, dass ein Onkologe das ganze Therapiewissen haben könne, erklärt Grossmann. Durch die genetische Charakterisierung könnten die Ärzte dann eine „aufgeklärte Entscheidung treffen“.
Die Immuntherapie erklärt
Chefarzt Anz erklärt eine weitere Form der Krebstherapie: die Immuntherapie. Seit rund zehn Jahren gebe es diese Art der Behandlung, bei der man in dem vergangenen Jahrzehnt „deutliche Fortschritte“ gemacht habe. Um die Methode zu verstehen, muss man wissen, wie das Immunsystem funktioniert: „Das angeborene Immunsystem arbeitet einerseits mit Botenstoffen, die ausgeschüttet werden und Eindringlinge direkt chemisch schädigen. Andererseits stehen spezielle Zellen, so genannte Killer- und Fresszellen, zur Verfügung, die einen Keim zerstören beziehungsweise aufnehmen und zerlegen können“, heißt es vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Eine Krebszelle, erklärt Anz, hat aufgrund der genetischen Veränderung, auch Mutation genannt, eine andere DNS als die gesunden Zellen. Da das Immunsystem durch den Krebs geschwächt ist, erkennt es diesen Fremdkörper aber nicht. Genau an diesem Punkt kommt die Immuntherapie zum Einsatz. Antikörper werden verabreicht. Diese sorgen dafür, dass das Immunsystem die Krebszellen als Fremdkörper erkennt und sie effektiv bekämpft. Die Immuntherapie „nimmt die Bremse raus“, fasst Anz zusammen. Dies gelinge auch im fortgeschrittenen Stadium noch.
Therapie verbessern
Allerdings sprechen nicht alle Krebserkrankungen auf die Immuntherapie an. Lediglich fünf Prozent aller Darmkrebs-Tumore und fünf bis zehn Prozent bei Gebärmutterkrebs. Bei Prostata- und Brustkrebs spreche die Therapie-Methode nicht ausreichend an. Am besten springen Hautkrebserkrankungen auf die Immuntherapie an, so Anz.
Auch der Chefarzt forscht zu dem Thema. Mit einer Arbeitsgruppe am Münchner LMU-Klinikum arbeitet Anz an Möglichkeiten, die Immuntherapie besser zu machen. Auch bei Roche gibt es laut Anz eine eigene Sparte, die sich allein mit der Immuntherapie befasst. So wurde entdeckt, dass Patienten, die ursprünglich nicht auf die Immuntherapie angesprungen sind, mit einem zusätzlichen Medikament gute Ergebnisse erzielen können.
Chefärztin Rogers macht auf einen weiteren Punkt aufmerksam: „Der größte Fortschritt ist der, dass wir miteinander sprechen.“ Einmal pro Woche finde eine „Hybrid-Sitzung“ statt, bei der häuserübergreifend über die aktuellen Krebsfälle beraten wird. Die Kliniken in Herrsching, Fürstenfeldbruck, Seefeld, Starnberg und Penzberg seien vertreten, so Rogers.
Experten vor Ort
Auch niedergelassene Ärzte können bei den Sitzungen dabei sein und ihre Fälle in der Runde besprechen. Zwischen zehn und 15 Experten aus den verschiedenen Fachbereichen seien vor Ort, darunter Onkologen, Pathologen, Strahlentherapeuten, Gastroenterologen und natürlich Chirurgen.
Das „Hybrid“ in der „Hybrid-Sitzung“ kommt daher, dass sich Ärzte auch online, zum Beispiel der behandelnde Hausarzt, dazuschalten können. Das sei sogar sehr wichtig, weiß Rogers. Denn der Hausarzt kenne die Lebensumstände seines Patienten. Ein Patient, der vor kurzem seine Frau verloren hat und keine Motivation zum Weiterleben verspürt, braucht eine andere Behandlung als jemand, der beispielsweise trotz hohem Alter noch mitten im Leben steht und Freunde und Familie um sich hat, erklärt die Chefärztin.
Die Therapie an den Menschen anpassen
Bei letzterem Beispiel könne man dem Patienten eine aufwendige Therapie zumuten, aber bei dem ersten Beispiel müsse man überlegen, ob man dem Patienten einen gefallen mit einer belastenden Therapiemethode tue. „An dem Menschen orientieren“ muss man sich laut Rogers.
Ziel der aktuellen „Penzberger Sprechstunde“ sei es, den deutlichen Fortschritt in der Krebstherapie darzustellen, so Anz. Auch die Pharma-Forschung und -Entwicklung wolle man thematisieren. Rogers spricht von einer „Verzahnung“ zwischen Krankenhäusern, niedergelassenen Strukturen und Unternehmen wie dem Foundation Medicin Labor.