Nach ausführlichen Vorberatungen im Bauausschuss sowie im Umweltbeirat beschloss der Stadtrat vergangene Woche die neue „Ortsgestaltungssatzung“, also die Örtlichen Bauvorschriften, die ab Oktober im Stadtgebiet von Bad Wörishofen sowie in den Ortsteilen gelten.
Bad Wörishofen – Man habe die Vorschriften deutlich verschlankt – von zuvor 21 auf jetzt sechs Seiten, betonte Teresa Haug vom Bauamt. Das gebe Bauherren mehr Freiheit und erleichtere der Verwaltung die Arbeit.
Stadtrat Bad Wörishofen beschließt Regelungen für Bauherren – Das sind die Neuerungen
Eins gilt grundsätzlich weiterhin: Festsetzungen im Bebauungsplan gehen immer vor. Haug betonte auch, dass mit vielen Einzelfallentscheidungen zu rechnen sei, da Abweichungen von Vorschriften im Einvernehmen mit der Stadt erteilt werden können.
Was ist neu? Viele Vorgaben wie zur Kniestockhöhe, zu Stützmauern, Begrünung von Freiflächen oder zu Solaranlagen als Grenzanlagen entfallen. Regelungen zur Einfriedung von Grundstücken und Begrünung von Gebäuden wurden gekürzt und Vorschriften zur Verwendung bestimmter Heckenpflanzen aufgehoben. Aber es gibt auch neue Einschränkungen wie das grundsätzliche Verbot der Bodenversiegelung von nicht überbauten Grundstücksflächen, beispielsweise durch Schottergärten. Hier stehe, so Haug, der ökologische Mehrwert im Fokus. Das gelte auch für die Begrünungsvorschrift für Flachdächer.
Droht Verfall der Dörfer?
Für die Haupt- und Bachstraße in der Kernstadt sowie für „durch landwirtschaftliche Anwesen geprägte Straßenzüge“ der Ortsteile bleibt es bei besonderen Vorgaben. Daran entzündete sich eine Diskussion. Hannes Weber, Vorstand der Bürgerinitiative Umwelt und Mitglied im Umweltbeirat, bemängelt im Gespräch mit dem Wochen KURIER, dass diese Vorgaben den unaufhaltsamen Strukturwandel der Dörfer wie Kirchdorf nicht berücksichtigen. Er fürchte, dass diese „engen Bauvorschriften für die Ortskerne Investoren abschrecken und man die vorhandenen Bauernhäuser dem Verfall preisgibt“.
Die alten Häuser böten nicht den erforderlichen Wohnraum, der Abriss sei sehr teuer und ein Neubau mit den Vorgaben nicht attraktiv. Also würden die Menschen lieber Bauplätze am Ortsrand kaufen, damit noch mehr Flächen versiegeln und die Ortskerne verfallen lassen, fasst Weber seine Bedenken zusammen.
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