Renten steigen im Juli: Für manche Rentner gibt es gleich zwei Erhöhungen

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Viele Rentner können sich im Juli doppelt freuen: Altersbezüge und Erwerbsminderungsrenten steigen. Der volle Effekt zeigt sich aber erst ab August.

Berlin – Ab dem 1. Juli 2025 tritt eine Rentenanpassung in Kraft, von der über 21 Millionen Menschen in Deutschland profitieren. Die gesetzliche Rente wird um 3,74 Prozent erhöht – und das flächendeckend in Ost und West. Doch das ist nicht die einzige gute Nachricht für Rentner: Wer eine Erwerbsminderungsrente bezieht, erhält zusätzlich einen weiteren Zuschlag, der sich ebenfalls erhöht. Damit gibt es für bestimmte Gruppen ein doppeltes Plus. Allerdings wird der volle finanzielle Vorteil für viele erst im August sichtbar, wie sich aus aktuellen Informationen der Deutschen Rentenversicherung und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ergibt.

Die Rentenanpassung betrifft alle Rentenarten – von der Altersrente über die Erwerbsminderungsrente bis hin zu Hinterbliebenenrenten. Für die Standardrente nach 45 Beitragsjahren bei durchschnittlichem Einkommen bedeutet die Anpassung ein monatliches Plus von 66,15 Euro. ©  imagebroker/IMAGO

Mehr Geld für Millionen Deutsche – Rentenerhöhung über Inflationsrate

Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung Bund steigt der sogenannte aktuelle Rentenwert zum 1. Juli 2025 von bislang 39,32 Euro auf 40,79 Euro. Damit liegt die Rentenerhöhung auch in diesem Jahr über der zu erwartenden Inflationsrate, die laut aktueller Wirtschaftsprognose bei rund 2,2 Prozent liegen dürfte. „Die Kaufkraft der Renten legt in diesem Jahr erneut zu“, sagte Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, in einer Pressemitteilung. Diese Entwicklung sei Ausdruck der positiven wirtschaftlichen Lage und der anhaltenden Lohnsteigerungen. Rentner partizipieren somit weiterhin unmittelbar an der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Für viele bedeutet die Erhöhung einen spürbaren finanziellen Vorteil. Eine sogenannte Standardrente – also eine Rente nach 45 Beitragsjahren mit durchschnittlichem Einkommen – steigt dadurch monatlich um 66,15 Euro. Ein Blick auf die Rententabelle:

Aktuelle Rente in Euro (bis 30.6.2025) Rentenplus von 3,74 % (in Euro) Rente ab dem 1. Juli 2025 (in Euro)
800,- 29,92 829,92
900,- 33,66 933,66
1.000,- 37,40\t 1.037,40
1.100,- 41,14\t 1.141,14
1.200,- 44,88\t 1.244,88
1.300,- 48,62\t 1.348,62
1.400,- 52,36\t 1.452,36
1.500,- 56,10\t 1.556,10
1.600,- 59,84\t 1.659,84
1.700,- 63,58\t 1.763,58
1.800,- 67,32\t 1.867,32
1.900,- 71,06\t 1.971,06
2.000,- 74,80\t 2.074,80
2.100,- 78,54\t 2.178,54
2.200,- 82,28\t 2.282,28
2.300,- 86,02\t 2.386,02
2.400,- 89,76\t 2.489,76

Erwerbsminderungsrente lässt Auszahlungen theoretisch steigen: Rückwirkender Pflegebeitrag schmälert Juli-Auszahlung

Besonders erfreulich ist die Rentenanpassung auch für eine weitere Gruppe: Bezieher von Erwerbsminderungsrenten. Diese erhalten nicht nur die allgemeine Erhöhung um 3,74 Prozent, sondern zusätzlich einen prozentualen Zuschlag. Dieser richtet sich nach dem jeweils gültigen Rentenwert und steigt damit automatisch mit. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet vor: Wer 2024 eine Erwerbsminderungsrente von 1.000 Euro bezog, erhielt bei einem Zuschlag von 7,5 Prozent ein monatliches Plus von 75 Euro. Diese Berechnung greift auch in diesem Jahr wieder. Da sich der Rentenwert um 3,74 Prozent erhöht, steigen auch die Zuschläge im gleichen Verhältnis. In der Praxis heißt das: Auf die durch die Rentenanpassung erhöhte Grundrente wird der Zuschlag neu berechnet – ein doppelter Effekt, der sich vor allem für viele Erwerbsgeminderte deutlich auszahlen wird.

Doch trotz der Erhöhung sollten Rentner im Juli nicht mit dem vollen Plus auf dem Konto rechnen. Der Grund: Seit Januar 2025 gilt ein um 0,2 Prozentpunkte erhöhter Pflegeversicherungsbeitrag. Da dieser bislang nicht berücksichtigt wurde, zieht die Deutsche Rentenversicherung den Mehrbetrag im Juli rückwirkend für sieben Monate ein.
Wie berichtet, beträgt die Rückrechnung damit 1,4 Prozent der Bruttorente. Das bedeutet konkret: Im Juli fällt die Auszahlung um diesen Anteil niedriger aus. Statt der vollen Rentenerhöhung von 3,74 Prozent erhalten Rentner im Juli real nur rund 2,34 Prozent mehr. Erst ab August, wenn der Pflegebeitrag regulär monatlich abgezogen wird, kommt die gesamte Rentenerhöhung zur Geltung.

Rentenniveau bleibt bei 48 Prozent: „Stabile Renten sind kein Luxus“

Die Rentenanpassung erfolgt nicht nur aufgrund der Lohnentwicklung, sondern auch im Rahmen gesetzlicher Schutzmechanismen. Eine sogenannte Haltelinie sorgt dafür, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent sinkt. Diese Regelung ist im Sozialgesetzbuch § 255e SGB VI verankert und gilt auch im Jahr 2025. Die Lohnentwicklung, die für die Rentenanpassung maßgeblich ist, lag laut Statistischem Bundesamt bei 3,69 Prozent.

Zusätzlich fließen weitere Faktoren in die Berechnung ein – unter anderem die Entwicklung der beitragspflichtigen Entgelte sowie Veränderungen bei den Sozialabgaben. Diese komplexe Berechnungsformel führt schließlich zur festgelegten Erhöhung von 3,74 Prozent. Sie wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Referentenentwurf zur Rentenwertbestimmungsverordnung 2025 festgehalten.

Laut einer aktuellen Erhebung der Deutschen Rentenversicherung betrachten 89 Prozent der Befragten die gesetzliche Rentenversicherung als wichtigste Vorsorgeform. Die jährlichen Rentenanpassungen – insbesondere dann, wenn sie wie in diesem Jahr oberhalb der Inflation liegen – stärken dieses Vertrauen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil betonte in einer Stellungnahme: „Stabile Renten sind kein Luxus, sondern eine Frage der Leistungsgerechtigkeit für die Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben.“ (ls)

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