Dieser „AfD-Trick“ soll Parteien bei der Bundestagswahl 2025 helfen
Auf TikTok produzieren Fans der Partei Videos für die AfD. Sollten demokratische Parteien sich diese Strategie abschauen?
Am 23. Februar ist Bundestagswahl – der Wahlkampf hat begonnen. Carline Mohr, Kommunikationsberaterin, teilt auf LinkedIn einen „AfD-Trick“, den alle Demokratinnen ihrer Ansicht nach sofort und unkompliziert anwenden könnten. „Es geht nicht um Inhalte, sondern um Organisation“, schreibt sie.
Die AfD ist auf TikTok erfolgreicher als andere Parteien. Das liege nicht nur an der schlechten Stimmung im Netz, die sich die Partei zu Nutze mache, sondern auch an einer „neuen sehr cleveren Art der Mobilisierung“, sagt Mohr BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Sie hat drei Jahre lang den Newsroom der SPD-Parteizentrale geleitet.
AfD-TikTok-„Guerilla“: Werbung für die Partei – auch ohne Parteibuch?
Mohr spielt auf die AfD-„TikTok-Guerilla“ an. Im Frühjahr 2024, kurz nachdem TikTok den Account des AfD-Europa-Politikers Maximilian Krah gesperrt hatte, startete einer seiner Mitarbeiter einen Kanal auf Telegram namens „TikTok-Guerilla“, wie unter anderem Correctiv berichtete. AfD-Sympathisanten bekommen dort erklärt, wie sie virale TikTok-Videos für die Partei produzieren und verbreiten können. Sie sollen dabei mit Gewinnspielen gelockt worden sein.
Die Bundes-AfD äußerte sich gegenüber Correctiv zu den Guerilla-Videos. Man sei nicht mit den Akteuren der TikTok-Guerilla in Kontakt und arbeite nicht zusammen. Krahs Team teilte mit: Die Kampagne arbeite aus eigenem Antrieb, man habe keinen Auftrag gegeben.
Den Kanal „TikTok-Guerilla“ finden wir bei Telegram nicht mehr. Im Kanal „Guerilla Videos“ hingegen entdecken wir Anleitungen dafür, mit Affiliate-Links auf TikTok als eine Art AfD-Influencer Geld zu verdienen. Immer noch finden sich im Netz Menschen, die nicht offiziell der AfD angehören, aber trotzdem für sie werben.
AfD-Welle auf TikTok und Bundestags-Wahlkampf: „Demokratische Parteien sollten sich etwas abschauen“
Die TikTok-Guerilla der AfD zeige, dass es keine komplizierten technischen Infrastrukturen oder zehntausende Partei-Mitglieder brauche, um Aufmerksamkeit auf Social Media zu erzeugen. Die AfD halte sich nicht mit Zuständigkeiten auf, sie mache einfach. „Das ist in etablierten Parteien überhaupt nicht gängig“, kritisiert Mohr.
Parteien wie SPD, CDU/CSU, Grüne, FDP und Linke mobilisierten ihre Mitglieder weiterhin „oldschool“ durch E-Mail-Newsletter. Für den kommenden Bundestags-Wahlkampf sieht Mohr das als Problem: „Demokratische Parteien sollten sich etwas von der niedrigschwelligen Mobilisierung der AfD abschauen, nur dann kann es auf TikTok einen fairen Wettstreit um politische Themen geben“.
Funktioniert TikTok-Guerilla im Sinne der AfD auch für andere Parteien?
Lorenz Blumenthaler von der Amadeu Antonio Stiftung zweifelt, ob demokratische Parteien mit einer „Mobilisierung über Dark Social“ wie Telegram auf TikTok gegen die AfD ankommen können. „Die AfD ist auf TikTok so erfolgreich, weil sie auf permanente Emotionalisierung, das Schüren und Verbreiten von Ängsten und eben auch Desinformation setzt. Ob dasselbe Rezept auch für demokratische Parteien fruchtet, ist fraglich“, sagt er.
Inhalte zu verbreiten und seine Sympathien zu bekunden, wie das im Umfeld der AfD passiere, könne man nicht mit dem gleichsetzen, was demokratische Parteien ausmache. Natürlich sei es von Vorteil, eine „starke emotionale Bindung durch solche DIY-Mobilisierungsansätze aufzubauen“, sagt Blumenthaler BuzzFeed News Deutschland. „Aber am Ende fehlt doch das Moment der Mitbestimmung.“
Wählende und Sympathisanten gerieten zu „reinen Werbeflächen und emotionalen Verstärkern“. Anstatt demokratische Parteien dazu zu bringen, sich der gleichen Social-Media-Strategie zu bedienen, sieht Blumenthaler die Plattformen in der Verantwortung. „Hier ist insbesondere für TikTok noch deutlich Luft nach oben.“