IG Metall empfiehlt Bundeskanzler Merz, sich „mal in drei Schichten ans Band zu stellen“

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Bundeskanzler Friedrich Merz fordert, dass im Land wieder mehr gearbeitet wird. Bei den Arbeitnehmervertretern stößt das auf deutliche Kritik.

Mannheim – Das Konzept der 4-Tage-Woche wird seit langem diskutiert und auch seit langem von den Verantwortlichen der Wirtschaft entschieden abgelehnt. Kult-Unternehmer Wolfgang Grupp bezeichnete die 4-Tage-Woche beispielsweise als „lächerlich“ und Mercedes-Boss Ola Källenius erklärte, man müsse stattdessen die „Ärmel hochkrempeln“. Der frisch gebackene Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sieht eine klassische 4-Tage-Woche zwar ebenfalls nicht als ausreichend an, plant aber den 8-Stunden-Tag abzuschaffen und stattdessen die tägliche Arbeitszeit auf zehn Stunden an vier Tagen pro Woche zu erhöhen.

„Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten“, hatte der Regierungschef am Abend des 13. Mai auf dem CDU-Wirtschaftstag in Berlin erklärt. „Mit 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance allein werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können.“ Die IG Metall Mannheim sieht diese Aussage aber als „zu einfach“ an. „Wir brauchen konstruktive Ideen zur Rettung des Standorts Deutschlands und keine Polemik á la Merz!“, heißt es in einer Mitteilung.

IG Metall Mannheim kritisiert Merz-Aussage: „Unser Problem liegt ganz woanders“

Zur Einordnung: Der Vorstoß der Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD bedeutet konkret, dass an vier Tagen pro Woche mehr gearbeitet werden soll, um anschließend einen Tag freizuhaben. An der Wochenarbeitszeit von 40 Stunden soll dagegen nicht gerüttelt werden, weil Merz eben mehr und effizienteres Arbeiten fordert, um die kriselnde Wirtschaft anzukurbeln. „Unser Problem liegt ganz woanders, denn wir erleben in unseren Betrieben eine wirkliche heftige Phase von Standort- und Personalabbau“, macht der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Mannheim, Thomas Hahl, deutlich.

Statt mehr Arbeit würden die Betriebe in Mannheim und der Region eine Entlastung brauchen, so der Gewerkschafter. „Ich empfehle dem Bundeskanzler Friedrich Merz, sich mal in drei Schichten ans Band bei John Deere oder beim Benz (Mercedes-Benz, Anm.d.Red.) stellen oder in den Büros die Arbeit, mit fehlendem Personal, auszuüben“, führt Hahl aus. „Das sind Knochenjobs! Außerdem sind die regelmäßigen Schichtwechsel eine starke Belastung für die Beschäftigten.“

Die IG Metall schlägt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, links) vor, sich beispielsweise mal bei Mercedes-Benz ans Band zu stellen. (Fotomontage) © Michael Kappeler/Bernd Weißbrod/dpa

Bei höherer Tagesarbeitszeit müssten Abläufe neu gestaltet werden

Die Arbeitnehmervertreter kritisieren, dass bei einer höheren Tagesarbeitszeit ganze Tagesabläufe neugestaltet werden müssten, beispielsweise für die Kinderbetreuung. Es sei oft schwierig, die Arbeitszeit so zu gestalten, dass sie mit den Betreuungszeiten der Kinder in öffentlichen Einrichtungen übereinstimmen, verdeutlicht Hahl. „Ein Beschäftigter kann sich halt keine Nanny leisten, lieber Herr Merz.“ Für eine klassische 4-Tage-Woche hatte sich die IG Metall in der Vergangenheit aber ausgesprochen, sofern es „im Interesse der Beschäftigten ist“.

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