Fast einstimmig: Eltern in Mittenwald müssen mehr zahlen
Der Markt Mittenwald dreht ein wenig an der Gebührenschraube. So ziehen die Entgelte für den Gemeinde-Kindergarten „Isarzwerge“ ab September um 10 (Regelbetrieb) beziehungsweise 15 Prozent (Krippe) an.
Mittenwald – Einem geht der Schritt nicht weit genug. „Ich wäre für eine höhere Anhebung“, sagt Florian Lipp (Freie Wähler), „denn wir müssen auch das Defizit im Auge haben“. Und das lag beim Mittenwalder Gemeinde-Kindergarten 2023 bei üppigen 265 000 Euro. Nicht zuletzt deshalb hat der Marktgemeinderat nun beginnend mit September 2024 eine Aufstockung der Gebühren um 10 (Regelkinder) beziehungsweise 15 Prozent (Krippenkinder) beschlossen. Alle stimmten dafür bis eben auf Florian Lipp, der Mittenwald „im Vergleich zu den Städten ohnehin auf der billigen Seite“ sieht. „Eine Erhöhung ist nie schön“, fand Ralf Obst (SPD), der trotzdem auch mit einem kräftigeren Obolus der Eltern hätte leben können.
Eltern sollten nicht bestraft werden, weil sie Eltern sind.
Kerstin Corongiu (SPD), ganz Sozialdemokratin, bat bei dem Entgelt grundsätzlich um Mäßigung seitens der Kommune. „Eltern sollten nicht bestraft werden, weil sie Eltern sind.“ Für die Frau von Bürgermeister Enrico Corongiu (SPD) ist ein Kindergarten nämlich „eine soziale Pflichtaufgabe“. Regina Hornsteiner (CSU) indes sieht die Aufstockung längst überfällig. „Bei den Regelkindern haben wir seit sieben Jahren nicht mehr erhöht.“ Sie forderte gleichzeitig alle Ratskollegen und die Verwaltung auf, wie vor der Pandemie im Zwei-Jahresrhythmus die Zahlen zu prüfen.
Was bedeutet das nun für Mama und Papa konkret? Wenn ein Kind beispielsweise vier bis fünf Stunden bei den „Isarzwergen“ gebucht ist, dann mussten bislang dafür 103 Euro pro Monat bezahlt werden. Ab September sind es 113 Euro. Klingt nach viel – ist es aber nicht. Denn der Freistaat gewährt seit ungefähr sechs Jahren einen monatlichen Zuschuss von 100 Euro pro Kind. Das heißt für unser Beispiel: Eltern müssen tatsächlich statt bisher 3 künftig 13 Euro überweisen. Bei einem Zweitkind im Hort wird jeweils die Hälfte des Tarifs verlangt.
Aktuell besuchen 144 Buben und Mädchen den Hort am Mauthweg. 2023 buchten Eltern dort für ihren Nachwuchs täglich insgesamt 866 Stunden. Der Personal- und Sachaufwand für die Kommune – ohne Investitionen – betrug im abgelaufen Jahr 1,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2014 lag dieser Wert bei 820 000 Euro. Wie aber kam es zu dieser exorbitanten Steigerung binnen einer Dekade? Der Hauptgrund dafür sind die massiven Tarifsteigerungen, die allein zwischen 2019 und 2023 bei satten Prozent lagen.
Das einzige, was in dieser Phase unberührt blieb, waren die Elternentgelte. Die wurden zuletzt 2017 (Regelkinder) beziehungsweise 2019 (Krippenkinder) angehoben. Für den Bürgermeister ist die jüngste Aufstockung daher zum einen angemessen, zum anderen ob der Kostenentwicklung auch überfällig. „Und im Vergleich zu anderen Gemeinden sind wir im Mittelfeld unterwegs“, verteidigt Enrico Corongiu den moderaten Mittenwalder Weg.