Es menschelt brutal: LaBrassBanda-Sänger Stefan Dettl über das neue Album „Polka Party“
LaBrassBanda sind so vielfältig wie nie. Bayerns Blech-Band Nummer eins bringt kommende Woche ihr neues Album „Polka Party“ heraus. Frontmann Stefan Dettl über Hip-Hop, Stammtischparolen und Bierzeltkonzerte.
Es ist ja nicht so, dass Stefan Dettl das Rampenlicht bei LaBrassBanda nicht auch anderen überlässt. Bestes Beispiel „Space Bäda“: Die neue Single von Bayerns Blech-Band Nummer eins kommt als Hiphop im strammen Tempo daher. In einer frühen Version habe er sich da selbst am Sprechgesang versucht, erzählt der 43-jährige Frontmann unserer Zeitung. Die Reaktion seiner Freunde: „Ganz okay, aber Du bist hoit koa großer Rapper.“ Auf der Suche nach einem, der’s kann, kamen sie bald auf David Mayonga alias Roger Rekless – Münchner MC und Live-Mitglied von Deichkind. Was dann passierte, muss man auf Bairisch zitieren: „Dann hamma’n einfach o’gruafn. Er hot gmoant: Schickt’s ma die Nummer umma. Und zack, bumm – is da ,Space Bäda‘ do gwen.“
Es scheint alles so leicht von der Hand zu gehen bei LaBrassBanda mit ihrem spaßigen Image als ewige Hallodris. Aber natürlich ist es auch in ihrem Fall – vielleicht nicht harte Arbeit, dafür aber das technische Können studierter Musik-Profis, etwas so leicht klingen zu lassen wie „Polka Party“, das neue Album, das in Kürze erscheint.
Die Mischung von LaBrassBanda reicht von Hip-Hop über Ska bis Reggae
Von wegen Polka: So vielfältig klang das Oktett bisher selten. Die Mischung reicht vom „Space Bäda“, der die Party rockt, über den Sommerhit „Goaßnmaß“ mit seinen südamerikanischen Mikro-Rhythmen (das Original von Morat heißt „No se va“) und den Ska „Ohne Schuah“ bis hin zum „Senf“ über einem stolpernden Tuba-Rhythmus. Außerdem gibt’s eine Version des „Egyptian Reggae“ von Jonathan Richman. „Es sind sehr viel neue Sachen drin“, bestätigt Dettl, „und Gott sei Dank tragen unsere Fans uns da, lassen uns viele Stile ausprobieren.“ Jetzt trainiere man gerade, das alles auf die Bühne zu bringen.

Denn LaBrassBanda touren unermüdlich. Internationale Termine werde man bald bekannt geben, sagt Dettl, bis dahin stehen 27 Shows in Deutschland und Österreich an – vom Open-Air-Festival am Hamburger Fernsehturm bis zum Festzelt anlässlich 150 Jahren Freiwillige Feuerwehr Haiming. Einen großen Unterschied gibt’s da für den Chiemgauer eh nicht: „Hauptsache, die Leute haben Bock.“ Am schönsten seien die Vereinsfeste, die Bierzelte. „Da wird nichts vom Catering hingestellt – da hat die Oma an Guglhupf bacha. Die Leute reißen sich den Arsch auf, dass sie in den kleinen Ortschaften alle 20, 50 Jahre eine riesengroße Party machen können. Da menschelt’s halt scho ganz brutal. Alle kommen zusammen, tragen etwas bei. Und man merkt: Auch wenn die Nachrichten zurzeit schlecht sind, der Zusammenhalt ist da.“

Von schlechten Nachrichten handelt auch das Lied „Teufelstanz“, das außerdem zeigt, dass es bei LaBrassBanda eben nicht immer lustig zugeht. „Bei dem Lied geht es darum, einander zuzuhören.“ Seinen Ursprung habe das Lied in der Corona-Pandemie gehabt, in der man immer wieder mit Verschwörungstheorien und dubiosen Argumenten konfrontiert gewesen sei – auch im Familienkreis oder am Stammtisch. „Es ist wie der Tanz mit dem Teufel – man will eigentlich nichts damit zu tun haben, aber ich finde es wichtig, dass man im Gespräch bleibt.“ Für die TV-Serie „Babylon Berlin“ schrieb die Band eine eigene Version des Songs.
Die Band reist mittlerweile um die ganze Welt – von Marrakesch bis Nowosibirsk
Das ist LaBrassBanda auch als Band wichtig. Menschen zusammenzubringen. Ihnen als Künstler liege das eh im Blut. „In der Musiklandschaft ist man sich nicht fremd, da ist man gleich beieinander, egal welche Sprache oder welcher kulturelle Hintergrund“, sagt Dettl. „Wir verstehen uns als Band nicht als große Botschafter – aber uns fällt es leichter, Sachen klarzustellen.“
Ansonsten ist der Sänger und Trompeter wunschlos glücklich, was seine Band angeht. Man habe so viel erreicht – alleine das neue Album, Reisen in alle Welt, von Marrakesch bis Nowosibirsk: „Das ist so spannend – wenn wir das weitermachen dürfen, sind wir glücklich. Die ersten zehn Jahre war’s viel Arbeit. Jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir sagen können: Schau mal, wie schön das gerade ist. Es ist ein Traum.“