Überraschende gesundheitliche Vorteile - Orthopäde sagt, warum Sie häufiger rückwärts gehen sollten

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Getty Images/Johner RF Rückwärtsgehen kann bei Knieschmerzen helfen und bietet überraschende gesundheitliche Vorteile.
Dienstag, 28.01.2025, 16:42

Rückwärtsgehen kann bei Knieschmerzen helfen und bietet überraschende gesundheitliche Vorteile. Orthopädie-Experte Markus Klingenberg erklärt, wie diese ungewohnte Bewegungsform den Druck auf die Gelenke reduziert, die Muskulatur stärkt und sogar das Gedächtnis verbessert.

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Warum Rückwärtsgehen bei Knieschmerzen hilft 

Knieschmerzen entstehen häufig durch Überlastung oder Verschleißerscheinungen, wie sie bei Arthrose auftreten. Rückwärtsgehen beansprucht andere Muskelgruppen als das Vorwärtsgehen, insbesondere den Quadrizeps an der Oberschenkelvorderseite.

Diese Aktivierung führt zu einer Entlastung der Knieinnenseite, wo viele ältere Menschen Arthritis entwickeln. Studien zeigen, dass diese Bewegungsform den Druck auf die Gelenke reduziert und Schmerzen lindert. Zudem fördert die ungewohnte Bewegung eine bessere Haltung und stärkt die Muskulatur im unteren Rückenbereich, was zusätzlich zur Schmerzlinderung beiträgt. 

Über Markus Klingenberg

Markus Klingenberg
Beta Klinik Bonn Markus Klingenberg

Markus Klingenberg ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Schwerpunkt auf arthroskopische Chirurgie an Schulter, Ellenbogen, Hand, Knie und Sprunggelenk sowie Fußchirurgie. Er verfügt über Zusatzqualifikationen in Sportmedizin, Chirotherapie/Manuelle Medizin und Notfallmedizin. Nach seinem Medizinstudium in Bonn und Zürich und Aufenthalten in London, Innsbruck und Boston absolvierte er seine Facharztausbildung. Seit 2014 ist er leitender Arzt an der Beta Klinik in Bonn für den Bereich Arthroskopie, Fußchirurgie und Sportmedizin. Hier geht es zu seiner Website www.markusklingenberg.de

Positive Auswirkungen auf das Gehirn 

Rückwärtsgehen erfordert eine erhöhte kognitive Kontrolle, da der Bewegungsablauf ungewohnt ist. Dies aktiviert den präfrontalen Kortex, der für Planung und Koordination zuständig ist. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass diese Form der Bewegung das Kurzzeitgedächtnis und das Erinnerungsvermögen verbessern kann.

Eine Untersuchung der University of Roehampton ergab, dass Probanden nach dem Rückwärtslaufen präzisere Antworten auf Gedächtnisfragen gaben als nach Vorwärtsbewegung oder Stillstand. Interessanterweise reicht sogar die bloße Vorstellung des Rückwärtsgehens aus, um ähnliche Effekte zu erzielen. 

Die Verbindung zwischen Raum und Zeit im Gehirn könnte eine Erklärung liefern: Während Vorwärtsbewegung mit Zukunftsdenken assoziiert wird, fördert Rückwärtsgehen das Nachdenken über Vergangenes. Diese mentale Verknüpfung könnte dazu beitragen, Erinnerungen besser abzurufen und kognitive Fähigkeiten zu schärfen. 

Weitere gesundheitliche Vorteile 

Neben der Schmerzlinderung und Gehirnaktivierung bietet Rückwärtsgehen weitere Vorteile: 

  • Höherer Kalorienverbrauch: Rückwärtsgehen verbrennt bis zu 40 Prozent mehr Kalorien als Vorwärtsgehen, da es mehr Muskelgruppen beansprucht und koordinative Fähigkeiten fordert. 
  • Verbesserte Balance: Die ungewohnte Bewegung stärkt den Gleichgewichtssinn und die Stabilität des Körpers. Dies ist besonders hilfreich in der Rehabilitation von Schlaganfall- oder Parkinson-Patienten. 
  • Vorbeugung von Demenz: Regelmäßiges Rückwärtsgehen trainiert die rechte Gehirnhälfte und wird von Experten als Maßnahme zur Vorbeugung von Alzheimer empfohlen. 

Wie oft und wie lange sollte man rückwärtsgehen?

Für Anfänger empfiehlt es sich, mit kurzen Einheiten von fünf bis zehn Minuten zu beginnen und diese schrittweise zu verlängern. Zwei- bis dreimal pro Woche sind ideal, um spürbare Effekte zu erzielen. Fortgeschrittene können das Training intensivieren, indem sie bergauf rückwärts gehen oder es in ihr Lauftraining integrieren. Wichtig ist dabei eine sichere Umgebung ohne Hindernisse sowie festes Schuhwerk, um Verletzungen zu vermeiden. 

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Studienlage und Ausblick

Obwohl erste Studien vielversprechend sind, ist die Forschung zum Thema Rückwärtsgehen noch begrenzt. Insbesondere in der Rehabilitation zeigt sich ein positiver Einfluss auf Balance und Schmerzreduktion bei Patienten mit neurologischen oder orthopädischen Erkrankungen. Zukünftige Studien könnten diese Erkenntnisse weiter untermauern und spezifische Trainingsprotokolle entwickeln. 

Fazit: Rückwärtsgehen ist weit mehr als nur eine ungewöhnliche Bewegungsform – es ist ein effektives Mittel zur Verbesserung der körperlichen Fitness, zur Linderung von Knieschmerzen und zur Förderung der geistigen Gesundheit. Mit minimalem Aufwand lässt es sich in den Alltag integrieren und bietet dabei überraschend vielseitige Vorteile für Jung und Alt.

Dieser Content stammt vom FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.