Macron steckt Milliarden in Gas-Importe – und stützt Russlands Wirtschaft

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Frankreich investiert Milliarden in LNG-Importe. Damit stützt es Russlands Wirtschaft. Europa hat jedoch mehrere mögliche Antworten.

Paris – Während sowohl westliche Sanktionen Russlands Einnahmen sowohl beim Öl als auch beim Pipeline-Gas beschränkt hatten, gab es für Flüssigerdgas lange Zeit keine entsprechenden Regelungen. Im März 2025 soll hier ein besonderer Schritt erfolgen. Gleichzeitig aber kaufen europäische Länder so viel russisches Flüssigerdgas wie selten zuvor. Eines von ihnen ist Frankreich – und Deutschland womöglich ebenfalls.

Frankreich kauft Unmengen LNG – und stützt Russlands Wirtschaft

Frankreich importiert immer mehr russisches Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG). Allein 2024 sollen die Einfuhren um etwa 81 Prozent gestiegen sein. Im Gegenzug sind 2,68 Milliarden Euro nach Russland geflossen. Das hatte die auf den Energiesektor spezialisierte Denkfabrik IEEFA mitgeteilt. „Wir wissen nicht, wohin das LNG danach geht, womöglich wird es nach Deutschland exportiert“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP die Denkfabrik.

Emmanuel Macron in Paris.
Emmanuel Macron in Paris (Symbolfoto). Frankreich investiert Milliarden in LNG-Importe. Damit stützt es Russlands Wirtschaft. Europa hat jedoch mehrere mögliche Antworten. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Frankreich, Spanien und Belgien nehmen insgesamt 85 Prozent des LNG ab, das Russland nach Europa exportiert. 27 Prozent der Einfuhren kamen am Terminal im nordfranzösischen Dünkirchen an. Vor allem wegen der fünf Regasifizierungsterminals, die Frankreich betreibt, nimmt die Grande Nation eine besondere Rolle bei den LNG-Importen ein. Wie eine IEEFA-Analystin berichtete, wird das flüssige Gas durch Erwärmung und Verdichtung wieder in seinen gasförmigen Zustand transformiert – anschließend erfolgt die Einspeisung in Hochdrucknetze für den Handel oder den Weitertransport.

Problematisch daran: Die enorme Abhängigkeit vom russischen LNG erschwert es den EU-Ländern, die russischen Gaslieferungen endgültig zu beenden. Dabei hatte sich die EU-Kommission dieses Ziel bereits groß auf die Flagge geschrieben: Bis 2027 soll es so weit sein. „Daher muss die Gasnachfrage weiter gesenkt werden“, forderte die Analystin.

LNG-Importe nach Frankreich steigen auf Jahreshoch – EU ist größter Käufer von Russlands Gas

Zahlen des Centre for Research on Energy and Clean Air stützen das. Im Januar 2025 stiegen die russischen LNG-Exporte nach Frankreich um 25 Prozent, verglichen mit dem Januar 2024. Dabei sind die Gesamtimporte des Landes lediglich um 0,5 Prozent gestiegen. Ein Drittel von Frankreichs LNG-Importen kamen aus Russland – der höchste Wert in zwölf Monaten.

Die EU war auch im Ganzen der größte Käufer von Russlands LNG. Insgesamt kaufte die EU 49 Prozent ein. China und Japan lagen mit 22 Prozent und 18 Prozent dahinter.

Sanktionen sollen Russlands Wirtschaft schwächen – auch beim LNG

Diese massiven Einkäufe gehen gegen die EU-Strategie, Russland die Einkünfte aus Energieexporten abzugraben. Beim Öl existiert neben einem teilweisen Verbot ein Preisdeckel, und auch die Pipeline-Gas-Importe hatte Europa drastisch zurückgefahren. Gegen LNG hatten dagegen lange keine Sanktionen des Westens existiert. Das hatte die EU im Sommer 2024 nachgeholt: Das 14. Sanktionspaket setzte beim LNG an und beinhaltet unter anderem ein Investment-Verbot in sämtliche LNG-Projekte, die in Russland stattfinden.

Außerdem soll – nach einer Übergangsphase von neun Monaten – die Nutzung von EU-Häfen für die Umlage von russischem LNG verboten sein. Darüber hinaus verbietet das Sanktionspaket den Import von russischem LNG an spezifische Terminals, die nicht an das Pipeline-Netzwerk der EU angeschlossen sind. Ausgehend vom Juni 2024, müsste das im März 2025 eintreten, also (Stand 20. Februar) innerhalb der nächsten Wochen. Zwar hat Russland Zugriff auf alternative Routen, allerdings ist der Umweg über Europa wesentlich kürzer und damit weniger kostspielig.

Für Russland ist diese Entwicklung ein Problem. Noch vor ein paar Jahren hatte der Kreml zu einer LNG-Weltmacht aufsteigen wollen, mit einer Produktion von bis zu 100 Millionen Tonnen pro Jahr. Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums hatte noch im November 2023 gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters angegeben, Russland werde an diesen Plänen trotz der westlichen Sanktionen festhalten. So oder so bleibt die Loslösung von russischem Gas nicht abgeschlossen. Europa sucht noch nach einer endgültigen Lösung.

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