Im Edeka-Alpengroßmarkt in Miesbach fand ein Regional-Dialog statt. Bei diesem standen die Bedürfnisse der Erzeuger-Betriebe aus der Umgebung im Fokus.
Miesbach/Landkreis – Verbraucher haben im Supermarkt eine Macht, die nicht zu unterschätzen ist. Das wissen nicht nur die Akteure des „Unser Land“-Netzwerks. Im Miesbacher Alpengroßmarkt gingen sie deshalb unter anderem mit Bürgermeister Gerhard Braunmiller, den Edeka-Mitarbeitern und Kunden kürzlich in den „Regional-Dialog“. Dabei gab es auch viel auszuprobieren.
Vor dem Markt war der erste Infostand samt Quiz aufgebaut. Daneben konnten Kinder Bilder ausmalen und sich ein kleines Kresse-Gewächshaus basteln. Im Markt selbst gab es an weiteren Ständen zum Beispiel Biomilch, frisch gebackene Waffeln mit Fruchtaufstrich sowie verschiedene Käse, hart gekochte Eier und Apfel-Aronia-Saft aus der Unser-Land-Produktpalette zu verkosten.
Außerdem konnten die Kunden per Virtual Reality-Brille ins Land „Wo Milch und Honig fließen“ eintauchen. Auch Bürgermeister Gerhard Braunmiller schaute sich zusammen mit Wirtschaftsreferent Alfred Mittermaier den Film über den Trinkwasserschutz durch ökologischen Landbau im Mangfalltal an (ein Projekt mit den Stadtwerken München). Doch in der Realität herrscht nicht überall eitel Sonnenschein wie im Image-Film.
Kresse-Gewächshaus, frische Waffeln und Virtual Reality-Brille waren geboten
„Momentan gibt es im Bereich der Regionalmärkte gewisse Hemmnisse“, sagte Adriane Schua, erste Vorsitzende der Solidargemeinschaft Oberland sowie des Dachvereins Unser Land beim Presserundgang durch den Markt. Regional produzierte Produkte täten sich gegenüber anderen, ausländischen Produkten oft schwer, was den Preis angeht. Aufgrund der allgemeinen Teuerungen seien die Verkaufszahlen der regionalen Produkte in den vergangenen Monaten zurückgegangen. Um die regionalen Kreisläufe wieder zu stärken, brauche es daher den Dialog und die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Regionalvermarktung, Handel, Politik und Verbrauchern.
Das ist „Unser Land“
Die Regional-Initiative Unser Land ist vor 30 Jahren angetreten, um die Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen in der Region zu erhalten. Das Netzwerk umfasst inzwischen zehn Solidargemeinschaften, die Unser Land GmbH und über 300 Erzeugerbetriebe in zwölf Landkreisen sowie in München und Augsburg (zum Beispiel Brucker Land, Dachhauer Land, Tölzer Land, Oberland). Sie sind überzeugt, dass regionale Wertschöpfungsketten viele Vorteile haben – für die regionalen Erzeuger, die Umwelt und auch die Konsumenten. Rund 100 Lebensmittel sind im Vertrieb.
Zudem erzählte Adriane Schua sichtlich enttäuscht, dass sich die „Unser Land“ Bio Milch gerade im Landkreis Miesbach am schlechtesten verkauft, obwohl die Milch ausschließlich von Bauern aus dieser Region stammt. Es sei ihr Herzensprojekt und müsse noch mehr unter die Leute gebracht werden. „Sonst müssen wir es einstellen.“
Schua bat hier um Unterstützung, auch aus der Politik. Generell fragte sie in Richtung der Politiker, was verbessert werden könnte, um regionale Strukturen zu erhalten. Ein Thema, was auf den Nägeln brennt, ist die Lkw-Maut. „An sich kein schlechtes Gesetz“, meinte Schua. Doch die Maut koste wahnsinnig viel Geld. Ausnahmen für regionale Produkte wären daher wünschenswert, damit nicht noch mehr Kosten für die Erzeuger und auch Unser Land entstünden. „Uns geht die Luft aus“, machte Schua deutlich.
Herausforderungen von Landwirten aus der Region
Michael Häsch, Bio-Eier-Produzent aus Dietramszell, berichtete außerdem von den Herausforderungen seit der Umstellung seines Betriebs auf komplett regionale Fütterung. Regionaler Soja-Anbau funktioniere gut und lasse sich gut in die Fruchtfolge integrieren. Dagegen prangerte er den Ausstieg aus dem Töten männlicher Küken als „politischen Schmarrn“ an, da nun Küken für die Fütterung in Zoos und Falknereien teuer importiert werden.
Bürgermeister Braunmiller pflichtete Adriane Schua bei, dass regionale Erzeuger gestärkt und das Bewusstsein bei den Verbrauchern geschärft werden müssen. Aber er betonte auch, als Kommune nicht auf die Gesetzgebung einwirken zu können. Doch Braunmiller versprach, sich darum zu kümmern, dass bei Besprechungen im Rathaus regionale Produkte angeboten werden. „Wir suchen immer nach Multiplikatoren“, freute sich Adriane Schua. „Wir haben noch viel Bewusstseinsarbeit vor uns, sind aber dennoch frohen Mutes.“ Und die Regional-Dialoge bieten die Bühne, alle Akteure dafür zusammen zu bringen.
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