„Wir wollen doch alle reich sein“, sagt der Linken-Chef und setzt an zum Klassenkampf
Jan van Aken: „Es sollte keine Milliardäre geben“
Von Jan van Aken stammt der Satz: „Mein Name ist Jan van Aken und ich finde, es sollte keine Milliardäre geben.“ Der Co-Vorsitzende der Linken möchte seit jeher, dass sich seine Partei mit „den unanständig Reichen“ auseinandersetzt, ja anlegt. Er will Politik für „diejenigen machen, die das Land am Laufen halten und am Ende des Monats doch zu wenig Geld in der Tasche haben“.
Linke fordert Vermögensabgabe für Infrastruktur
Die Linke solle deshalb ein politisches Angebot für diejenigen sein, die sich nicht mehr gehört fühlten. Folgerichtig fordert er die Einführung einer Vermögensabgabe für einen Infrastrukturfonds, „um daraus die Sanierung und den Ausbau der Bahn zu finanzieren“.
Da diese platte Umverteilung offenbar noch nicht plakativ genug ist, trägt er auch gerne schwarze T-Shirts mit der weißen Aufschrift „Tax the Rich“. Da kann es jeder Bürger schwarz auf weiß nachlesen. Zusätzlich soll in den kommenden Wochen eine Kampagne gegen zu hohe Mieten durch Deutschland rollen. „Die Verzweiflung, die wir an den Haustüren hören, ist so groß“, sagt Jan van Aken im Sommerinterview der ARD.
Aufstieg der Linken bei der Bundestagswahl 2025
Mit diesem neu entfachten Klassenkampf war die Linke bereits einer der Überraschungssieger der Bundestagswahl 2025. Ein paar Monate zuvor hatte die Partei damals noch bei drei Prozent gelegen und musste um den Einzug in den Bundestag bangen. Am Wahltag waren es 8,8 Prozent und eine Verdopplung der Stimmen. Aktuelle Umfragen sehen die Partei nun sogar bei neun bis zehn Prozent.
In Nordrhein-Westfalen, Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland, sind im September Kommunalwahlen und die Linke will dort beweisen, dass sie mittlerweile auch im Westen angekommen ist. NRW wäre dafür ein gutes Pflaster. Die Partei verzeichnete hier zuletzt viele neue Parteieintritte und blickt dort auf ihren mittlerweile größten Landesverband. Die vielen neuen Mitglieder – aktuell sind es 110.000 Mitglieder – verändern zugleich das Gesicht der Partei. Die Linke ist jünger, weiblicher und westlicher geworden. Der Inhalt ist allerdings der gleiche.
Die Linke als „radikale Opposition“
Der Klassenkampf ist ein Thema, für das der promovierte Biologe und dreifache Vater immer wieder in den Ring steigt. Der Hamburger appelliert, eine höhere Besteuerung von Superreichen einzuführen, gibt sich zugleich aber gemäßigt. Es gehe ihm nämlich nicht um Millionäre. „Ich habe überhaupt nichts gegen Reichtum. Mal ganz ehrlich, wir wollen doch alle irgendwie reich sein“, sagte van Aken. Selbst 100 Millionen Euro fände er noch „völlig in Ordnung“.
„Aber ab einem bestimmten Punkt wird das unverschämt. Und eine Milliarde ist so viel Geld, die hat kein Mensch erarbeitet.“ Von Aken fühlt sich wohl in der Rolle der „radikalen Opposition“. „Hier in diesem Land verändert sich nur was, wenn es großen Druck auch von der Öffentlichkeit gibt“, findet er und fügt mit Blick auf seine Partei an: „Wir haben viel richtig gemacht. Wir haben auch Fehler gemacht, das muss ich immer eingestehen. Aber ich glaube, wir haben eine Chance, tatsächlich etwas real zu verändern in diesem Land.“
Kritik an Merz: Selenskyj „wie ein Stück Dreck“ behandelt
Wenig „richtig gemacht“ hat indes aus van Akens Sicht der Kanzler, dem er eine Art Naivität vorwirft. „Ich glaube, er irrt. Und ich glaube, Friedrich Merz sollte mal zwei Schritte zurücktreten“, so der Linke gegenüber der ARD. Merz hatte nach dem Alaska-Gipfel von Wladimir Putin und Donald Trump positive Schlüsse gezogen und frohlockte: „Amerika bleibt an Bord“.
Van Aken hält voll dagegen und erinnert an die Ungleichbehandlung des ukrainischen und des russischen Präsidenten. So sei Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus von Trump „wie ein Schuljunge“ und „wie ein Stück Dreck“ behandelt worden, während Trump für Putin eine große Inszenierung gestartet, geklatscht und den roten Teppich ausgerollt habe.
„Ich glaube, deutlicher kann man nicht zeigen, dass Donald Trump die Ukraine komplett egal ist. Und deswegen, glaube ich, stimmt die Einschätzung von Merz leider nicht. Wir müssen neu darüber nachdenken, dass sie sich nicht mehr auf die USA verlassen können.“
Van Aken: „Das waren keine Friedensgespräche“
Der Linke, der einst als Aktivist gegen biologische Kriegswaffen und von 2004 bis 2006 als Biowaffeninspekteur für die UN tätig war, meint ohnehin, dass das Treffen in Alaska „kein Friedensgespräch“ war. Solche Gespräche würden anders aussehen. „Weil, wenn die Betroffenen nicht alle mit am Tisch sitzen – und die Ukraine saß nicht mit am Tisch –, dann sind es keine Friedensverhandlungen.“