Sorge um Nasa-Sonde: „Wäre das größte Wunder, wenn wir ‚Voyager 1‘ zurückbekommen“

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Die Sorge um die Nasa-Raumsonde „Voyager 1“ ist groß: Seit November 2023 schickt sie keine Daten mehr. Fachleute haben einen Verdacht und ein Problem.

Pasadena – Seit Mitte November funktioniert die älteste noch aktive Nasa-Raumsonde nicht mehr richtig. „Voyager 1“ ist im Sommer 1977 ins Weltall gestartet und hat das Sonnensystem längst hinter sich gelassen. Aus dem interstellaren Raum heraus (derzeitige Entfernung zur Erde: etwa 24,3 Milliarden Kilometer) schickt die Sonde den Forscherinnen und Forschern bei der US-Raumfahrtorganisation Nasa eigentlich wichtige Daten. Doch seit Dezember ist das nicht mehr der Fall. Damals hieß es, die Fehlerbehebung bei „Voyager 1“ könnte sich über mehrere Wochen hinziehen.

Name: Voyager 1
Start: 5. September 1977, 12.56 Uhr (UTC)
Entfernung zur Erde: mehr als 24 Milliarden Kilometer
einfache Signallaufzeit 22 Stunden und 35 Minuten
Instrumente aktiv: 4 von 10

Nasa arbeitet immer noch an Lösung für defekte Sonde „Voyager 1“

In einem Update auf X (ehemals Twitter) gibt die Nasa nun einen Einblick in den derzeitigen Stand der Arbeiten: „Die Ingenieure arbeiten immer noch daran, ein Datenproblem auf ‚Voyager 1‘ zu lösen. Wir können mit der Sonde sprechen, und sie kann uns hören, aber das ist ein langsamer Prozess angesichts der unglaublichen Entfernung der Sonde von der Erde.“

Tatsächlich hat der gewaltige Abstand zwischen „Voyager 1“ und der Erde einen großen Einfluss auf die Reparaturarbeiten: Derzeit dauert es 22 Stunden und 35 Minuten, bis ein Signal von der Erde bei der Raumsonde ankommt. Eine mögliche Reaktion von der Sonde braucht wieder genauso lange, um die Forscher auf der Erde zu erreichen – eine schwierige Situation.

„Voyager“-Projektleiter der Nasa hofft auf ein Wunder

„Es wäre das größte Wunder, wenn wir sie zurückbekommen würden. Wir haben noch lange nicht aufgegeben“, erklärt die „Voyager“-Projektleiterin Suzanne Dodd in einem Interview mit dem Portal Ars Technica. Sie gibt sich zuversichtlich: „Es gibt noch andere Dinge, die wir versuchen können“. Dann schiebt sie allerdings eine Aussage hinterher, die nachdenklich macht: „Aber dies ist bei weitem das schwerwiegendste Problem, seit ich Projektmanagerin bin.“ Dodd ist im Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa bereits seit 2010 für die „Voyager“-Raumsonden zuständig.

Das Computerproblem, mit dem die Nasa-Sonde bereits seit Monaten kämpft, verhindert, dass „Voyager 1“ Daten zur Erde schickt. Bei der Nasa empfängt man deshalb weder wissenschaftliche Daten noch grundlegende Daten über die Raumsonde. Die Fachleute wissen also derzeit nichts über den Antrieb der Raumsonde, die Energieversorgung oder die Kontrollsysteme. Im Dezember teilte die Nasa mit, die Sonde sende lediglich ein „sich wiederholendes Muster aus Einsen und Nullen, als wäre sie steckengeblieben“.

Nasa-Raumsonde „Voyager 1“ ist noch am Leben, aber kommuniziert nicht

Derzeit schickt die Sonde nur einen Trägerton zur Erde, der dem Nasa-Team zeigt, dass die Sonde noch am Leben ist. Veränderungen in diesem Signal verraten den Fachleuten, dass „Voyager 1“ die Kommandos von der Erde erhält. „Leider haben wir die Nuss noch nicht geknackt, das Problem nicht gelöst und auch keine Telemetriedaten zurückbekommen“, sagt Dodd.

Illustration: Eine „Voyager“-Raumsonde der US-Raumfahrtorganisation Nasa im Weltraum. © imago/Science Photo Library

Bereits seit November haben die Forscherinnen und Forscher bei der Nasa eine Vermutung, wo das Problem von „Voyager 1“ liegen könnte. Einer der drei Computer an Bord von „Voyager 1“, das Flight Data System (FDS), scheint nicht korrekt mit einem Untersystem namens Telemetry Modulation Unit (TMU) zu kommunizieren. Dies führt laut Nasa dazu, dass die Daten nicht zur Erde gesendet werden. Mittlerweile ist das Ingenieurs-Team laut Dodd „zu 99,9 Prozent sicher“, dass das Problem am FDS liegt. Die wahrscheinlichste Erklärung ist offenbar ein beschädigter Speicher im FDS.

„Voyager“-Team der Nasa hat eine schwierige Aufgabe

Die fehlenden „Voyager“-Daten erschweren dem Team jedoch die Arbeit. „Es ist wahrscheinlich irgendwo im FDS-Speicher. Ein Bit wurde vertauscht oder beschädigt. Aber ohne die Telemetrie können wir nicht sehen, wo der FDS-Speicher beschädigt ist“, erklärt die Projektleiterin. Bei anderen Teilen, die im Laufe der Zeit Verschleißerscheinungen zeigten oder nicht mehr funktionierten, konnte die Nasa teilweise zu Backup-Systemen wechseln. Das ist im Fall des FDS nicht mehr möglich: Das Backup-FDS ist bereits 1981 ausgefallen.

Ingenieure arbeiten an der Sonde „Voyager 2“. Die „Voyager“-Zwillinge sind die am weitesten von der Erde entfernten menschengemachten Objekte.
Ingenieure arbeiten an der Sonde „Voyager 2“. Die „Voyager“-Zwillinge sind die am weitesten von der Erde entfernten menschengemachten Objekte. © -/NASA/JPL-Caltech/dpa

Es scheint, als würde noch einige Zeit vergehen, bis man von „Voyager 1“ wieder etwas Positives hört – wenn überhaupt. Angesichts von mehr als 45 Jahren im Weltall ist es auch möglich, dass die Sonde nie wieder von sich hören lässt. Es wäre für die Raumfahrt ein großer Verlust, denn nur sehr wenige Raumsonden (neben „Voyager 1“ sind das die Zwillingssonde „Voyager 2“, sowie „Pioneer 10“) befinden sich im interstellaren Raum. „Voyager 2“ hatte zuletzt im Sommer 2023 Probleme – damals konnte die Nasa den Kontakt mittels eines „interstellaren Schreis“ wieder herstellen.

Raumsonde „Voyager 1“ ist legendär

„Voyager 1“ ist in der Raumfahrt legendär: Sie hat auf ihrem langen Weg zum Rand des Sonnensystems mehreren Planeten einen Besuch abgestattet und der Forschung zahlreiche Daten geliefert. Unter anderem hat sie auch das berühmte „Pale Blue Dot“-Foto geschossen, das die Erde als winzigen blassblauen Punkt im riesigen Weltall zeigt. (tab)

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