Teilweise verboten: Silvesterböller am Ammersee
Schondorf/Utting – Wenn man den „repräsentativen Umfragen“ von Meinungsforschungsinstituten wie Forsa oder Yougov glauben will, ist die Mehrheit der Deutschen für ein Verbot der privaten Silvester-Böllerei. Die Deutsche Umwelthilfe hat sogar ein breites Bündnis aus Umwelt- und Gesundheitsorganisationen inklusive der Gewerkschaft der Polizei geschmiedet, das den Jahreswechsel mit Pyrotechnik verbieten lassen will. Am Ammersee ist das zum Teil der Fall.
Ausgelöst wurde die Debatte auch von den Ausschreitungen in Großstädten der vergangenen Jahre, wo Raketen sogar auf Polizeibeamte abgeschossen wurden. Ein generelles Verbot würde aber auch die Familien betreffen, die ganz harmlos mit ihren Kids krachend und leuchtend das neue Jahr begrüßen wollen.
Um diesen privaten Spaß ging es in den jüngsten Gemeinderatssitzungen in Schondorf und Utting. Den Kommunen steht nämlich neben den allgemeinen gesetzlichen Regelungen das Recht zu, Feuerwerke generell zu verbieten oder Einschränkungen zu erlassen.
Davon machte der Schondorfer Gemeinderat in der vergangenen Woche nach einer kontroversen Diskussionen Gebrauch und beschloss mehrheitlich zwei Verbotszonen. Zum einen dürfen in einem Radius von 100 Metern rund um die St. Anna-Kirche keine Böller gezündet werden. Die andere Zone betrifft die denkmalgeschützte Kirche St. Jakob und große Teile der Seepromenade mit den Bootshütten. Unabhängig von der Brandgefahr wurde bemängelt, dass die Seeanlagen am Neujahrstag extrem „zugemüllt“ waren und der Bauhof Sonderschichten einlegen musste.
Das gleiche Problem gab es im Uttinger Summerpark, wo man von 2017 bis 2019 nur für die Silvesternacht die Satzung außer Kraft gesetzt hatte, die hier laute Musik, Alkohol und Feuerwerk generell verbietet. Im vergangenen Jahr galt das Verbot wieder, für dessen Einhaltung extra ein Sicherheitsdienst beauftragt wurde.
Bei der Diskussion um die Regelung für das anstehende Silvester gingen die Meinungen der Gemeinderäte von „komplett verbieten“ bis zu „alles erlauben“ auseinander. Schließlich sei Silvester nur einmal im Jahr und da müssten auch die Nachbarn mal ein Auge beziehungsweise Ohr zudrücken. Trotz eines Kompromissvorschlags für die Erlaubnis von Musik und Alkohol ohne Feuerwerk von Jakob Kettler (Grüne) stimmte das Gremium mehrheitlich für ein generelles Verbot auch von Feuerwerk und Böllern – also keine Ausnahmegenehmigung der Summerpark-Satzung.
In der Nachbargemeinde Dießen will man keine Sonderregelungen treffen und beruft sich auf die ohnehin strengen gesetzlichen Vorgaben. Sie betreffen ein Feuerwerksverbot in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen oder in Bereichen großer Menschenansammlungen. Laut Geschäftsleiter Karl Heinz Springer machen Sonderregelungen nur Sinn, wenn sie konsequent kontrolliert werden. Und damit könne man die für das ganze Westufer zuständige Dießener Polizei in der Silvesternacht kaum zusätzlich belasten.