Wasserkraftwerk kritisiert: Anwohner äußern Vorbehalte gegenüber geplantem Bau in Farchet
Zwischen Farchet und Waldram soll am Wehr des rund zehn Kilometer langen Loisach-Isar-Kanals ein Wasserkraftwerk entstehen. Beim Gespräch der Wolfratshauser Liste äußerten Anwohner Kritik am Großprojekt.
Waldram – Seit nunmehr acht Jahren wartet die Wasserkraft Farchet GmbH – ein Zusammenschluss von Bayernwerk und den Tölzer Stadtwerken – auf die Genehmigung der Anlage. Nachdem sich Ende Juli die Vorhabensträger und die betroffenen Behörden im Landratsamt im Rahmen eines nichtöffentlichen Erörterungstermins mit den Einwendungen von Beschwerdeführern auseinandergesetzt haben, scheint das Energieprojekt nun kurz vor der Realisierung zu stehen.
Wasserkraftwerks am Loisach-Isar-Kanal: Öko-Strom für etwa 3.000 Haushalte
Manfred Fleischer, Stadtrat der Wolfratshauser Liste, erinnerte vor der Diskussion noch einmal an den derzeitigen Planungsstand. Demnach soll das Gefälle am zwischen den Stadtteilen Farchet und Waldram gelegenen Wehr erhöht werden, indem unterhalb des Wasserfalls gegraben wird. Dadurch kann Wasser aus etwa 4,50 Meter Höhe fließen und die Turbinen so antreiben, dass auch bei einer geringen Wasserführung Energie erzeugt werden kann.
Fleischer glaubt, dass etwa 1.400 Haushalte auf diese Weise mit Öko-Strom versorgt werden können. Andere Schätzungen gehen sogar von 3.000 Haushalten aus. „Wasserkraft ist nachhaltig, aber dafür sind auch erhebliche Eingriffe nötig“, gab der Waldramer zu bedenken. So sei das angrenzende FFH-Gebiet ein hochwertiges Biotop, in dem auch die seltenen Wasseramseln leben.
Fleischer rechnet damit, dass nach dem nun laufenden Wasserrechtsverfahren bereits in diesem Monat noch ein positiver Bescheid erfolgt. Danach muss die Wasserkraft Farchet GmbH bei der Stadt einen Bauantrag stellen, über den im Bauausschuss und eventuell auch in Stadtratssitzungen entschieden wird. Der erste Spatenstich könnte dann schon im kommenden Jahr erfolgen.
Bis dahin bleiben jedoch vor allem für die Anwohner der Zellerbachstraße und Rothbachstraße in Waldram noch einige Fragen offen.
Diskussion übers Wasserkraftwerk: Stadtgespräch der Wolfratshauser Liste zur Bauzeit, alternativen Energiequellen und Beteiligung
Denn der genaue Trassenverlauf der Baustraße für das geplante Wasserkraftwerk am Loisach-Isar-Kanal, über die die Lkws das Material anliefern, wird erst im Bauantrag dargestellt. Eine Zufahrt über die Farcheter Mehrzweckhalle auf der anderen Uferseite lehnte der Wolfratshauser Stadtrat bereits ab, weil das Baumaterial dort nicht so leicht abgestellt werden könne wie auf der gegenüberliegenden Hundewiese auf Waldramer Seite. Die Bauzeit für die Wasserkraftanlage werde voraussichtlich zehn Monate betragen, hinzu kommen Baustopps während der Brutzeit der Vögel.
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Eine Diskussionsteilnehmerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, kritisierte beim jüngsten Stadtgespräch im Waldramer Gasthof zur Post: den hohen Aufwand. Sie sieht im dicht besiedelten Wolfratshausen mehr Potenzial in der Nutzung von Solarenergie und wünscht sich, dass die Dächer von städtischen Liegenschaften und Unternehmen noch effizienter genutzt werden.
Stadtrat Richard Kugler holte gar zu einem Rundumschlag gegen die seiner Meinung nach „unzureichenden“ Energiekonzepte der Stadt, des Freistaates und der Bundesregierung aus. Einen Anschluss an das geplante Fernwärmenetz der derzeit in Gelting entstehenden Geothermie-Anlage hält er aufgrund der komplizierten Leitungsverlegung für zu kostspielig. „Das werden wir uns in Wolfratshausen gar nicht leisten können“, prognostizierte er.
In puncto Wasserkraftanlage wunderte sich Stadtratskollege Manfred Fleischer über die 40-prozentige Beteiligung der Tölzer Stadtwerke. „In Wolfratshausen würde niemand darauf kommen, auf Tölzer Flur ein Kraftwerk zu errichten und Geld dabei zu verdienen“, sagte er. Bürgermeister Klaus Heilinglechner hatte bereits mehrfach signalisiert, dass sich auch die Stadt Wolfratshausen an dem Projekt beteiligen will.
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