Krieg im Nahen Osten - Angst vor Anschlag? Viele israelische Botschaften weltweit geschlossen
Nach einem Telefongespräch zwischen Benjamin Netanjahu und US-Präsident Biden hat Israel zumindest vorübergehend neue Hilfslieferungen nach Gaza erlaubt. Alle Entwicklungen hier im Newsticker.
Israels Armee: Weitere Geisel im Gazastreifen tot
13:25 Uhr: Eine weitere in den Gazastreifen verschleppte Geisel ist nach Angaben der israelischen Armee tot. Der am 7. Oktober aus Israel entführte Mann sei in Gefangenschaft des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) gewesen und dort getötet worden, teilte das Militär am Samstag mit. Seine Leiche sei in der Nacht in der Stadt Chan Junis geborgen, nach Israel zurückgebracht und dort identifiziert worden. Die Familie wurde demnach über seinen Tod informiert. Wie genau der Mann getötet wurde, teilte das Militär nicht mit.
Terroristen des PIJ verschleppten den Mann Armeeangaben zufolge aus dem Kibbuz Nir Oz. Sein Vater wurde demnach ermordet und seine Mutter ebenfalls entführt. Sie kam im Rahmen eines Abkommens zwischen der Hamas und Israels Regierung Ende November vergangenen Jahres frei. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf die Angehörigen, dass der 47-Jährige in Nir Oz begraben werde. Die Terrororganisation PIJ hatte in den vergangenen Monaten zwei Videos der Geisel veröffentlicht.
Biden: Ägypten und Katar sollen Hamas zu Vereinbarung mit Israel bewegen
04.26 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat die Vermittler-Staaten Ägypten und Katar aufgerufen, die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas zu einer Vereinbarung mit Israel zu bewegen. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Biden habe Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, am Freitag Briefe geschrieben, in denen er sie eindringlich aufgefordert habe, „Zusicherungen der Hamas zu erhalten, eine Vereinbarung zu erzielen und sich daran zu halten“.
Der US-Regierungsvertreter betonte, dass die Hamas bisher eine Einigung verhindert habe. „Diese grundlegende Tatsache bleibt wahr: Es könnte heute eine Waffenruhe im Gazastreifen geben, wenn die Hamas schlicht zugestimmt hätte, diese besonders anfällige Kategorie von Geiseln freizulassen: die Kranken, Verletzten, Älteren und jungen Frauen.“
Hisbollah und Amal melden sechs Tote nach israelischen Angriffen im Libanon
01.42 Uhr: Bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon sind nach Angaben der Hisbollah-Miliz und der mit ihr verbündeten Amal-Bewegung sechs Kämpfer getötet worden. Die Hisbollah meldete am Freitag den Tod von drei Kämpfern bei israelischen Bombardements, ohne weitere Details zu nennen. Zugleich reklamierte die pro-iranische Schiitenmiliz neun Angriffe auf israelische Stellungen für sich.
Die Amal-Bewegung unter der Führung von Parlamentspräsident Nabih Berri meldete ihrerseits den Tod von drei ihrer Kämpfer. Die libanesische Nachrichtenagentur ANI berichtete über den Tod von insgesamt fünf Menschen in den Orten Dschdeidet Mardsch Ajun und Aita al-Schaab nahe der israelischen Grenze.
Medien: USA rechnen mit iranischem Vergeltungsschlag
Samstag, 06. April, 00.17 Uhr: Nach dem mutmaßlich von Israels Militär geführten Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus mit mehreren Toten rechnen die USA laut Medienberichten mit einem iranischen Vergeltungsschlag. Der Sender CBS berichtete am Freitag unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, zwar seien das Ziel und der Zeitpunkt des erwarteten Angriffs unbekannt. Die Vertreter gingen aber davon aus, dass eine Attacke auf eine diplomatische Einrichtung Israels bis zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan in der kommenden Woche denkbar sei.
Cameron: Israel sollte Angriff auf Helfer unabhängig prüfen lassen
20.30 Uhr: Der britische Außenminister David Cameron hat angekündigt, die ersten Untersuchungsergebnisse zu Israels tödlichem Angriff auf mehrere Helfer im Gazastreifen genau prüfen zu wollen. „Diese Ergebnisse müssen in vollem Umfang veröffentlicht werden und ihnen muss eine vollkommen unabhängige Prüfung folgen, um die größte Transparenz und Verantwortlichkeit sicherzustellen“, teilte Cameron am Freitag bei der Plattform X (früher Twitter) mit. Er begrüßte zudem die Suspendierung von zwei Offizieren.
Bei dem Angriff auf einen Konvoi der Organisation World Central Kitchen waren sieben Menschen getötet worden, darunter drei Briten. Die israelische Armee veröffentlichte am Freitag Ergebnisse einer eigenen Untersuchung, die unter anderem ergab, dass der Vorfall ein „schwerwiegendes Versagen“ der israelischen Einsatzkräfte darstellte.
Daraus müssten Lehren gezogen werden, forderte Cameron. Es brauche eine umfassende Reform von Israels Mechanismen, um die Sicherheit von Helfern zu gewährleisten. „Der Tod dieser mutigen Helden ist eine Tragödie und das darf niemals wieder passieren.“
Cameron begrüßte auch Israels Ankündigung, mehr Hilfe in den Gazastreifen zulassen zu wollen. Das Kriegskabinett hat entschieden, den Hafen von Aschdod sowie den Grenzübergang Erez vorübergehend für Hilfslieferungen zu öffnen. Das britische Außenministerium sprach von einem wichtigen Fortschritt. Es müssten aber noch mehr Schritte unternommen werden, damit mehr Hilfe über die Grenze gelange und in den Gazastreifen geliefert werden könne, teilte Cameron mit.

Angst vor Anschlag? Viele israelische Botschaften weltweit geschlossen
15.15 Uhr: Wegen der Befürchtung eines iranischen Vergeltungsschlags sind Medienberichten zufolge am Freitag weltweit 28 israelische Botschaften geschlossen geblieben. Das berichteten die Zeitung „Times of Israel" sowie die Nachrichtenseite ynet. Nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mit mehreren Toten am Montag hatte der Iran Vergeltung angekündigt. Israels Außenministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu den Berichten äußern.
Bei dem Angriff in Syrien Anfang der Woche waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht, sie werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei sagte am Tag nach dem Angriff mit Blick auf Israel, „das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden“. Wie und wann Irans Staatsmacht reagiert, ist völlig offen. Beobachter deuteten die Aussagen von Chamenei aber dahin gehend, dass eine militärische Aktion der eigenen Streitkräfte erfolgen könnte.
Grund für die Botschafts-Schließungen sind der “Times of Israel“ zufolge auch weltweite Demonstrationen im Rahmen des Al-Kuds-Tags. Die 1979 vom damaligen iranischen Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini eingeführten und staatlich organisierten Kuds-Kundgebungen finden immer am letzten Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan statt. Die geistliche und politische Führung des Landes ruft zur Eroberung Jerusalems auf. Hintergrund ist die Besetzung des Ostteils von Jerusalem durch Israel während des Sechstagekrieges 1967. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.
Israel erlaubt „vorübergehend“ Hilfslieferungen in den Gazastreifen
Freitag, 5. April, 7.01 Uhr: Israel hat angekündigt, „vorübergehend“ Hilfslieferungen in den Gazastreifen über den Grenzübergang Erez und den Hafen von Aschdod zu erlauben. Das Kriegskabinett habe die Regierung ermächtigt, „sofortige Maßnahmen zur Aufstockung der humanitären Hilfe zu ergreifen“, um „eine humanitäre Krise zu vermeiden“ und „die Fortsetzung der Kämpfe zu gewährleisten“, hieß es in einer Erklärung des Büros von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Freitag. Die USA forderten daraufhin eine schnelle Öffnung der Routen.
Die angekündigten Schritte müssten nun „schnell und vollständig umgesetzt werden“, sagte Adrienne Watson, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA.
Neben Lieferungen über den 40 Kilometer nördlich des Gazastreifens gelegenen Hafen Aschdod und den Grenzübergang Erez würden die Behörden auch die Aufstockung von direkten Hilfslieferungen aus Jordanien über den Grenzübergang Kerem Schalom im Süden ermöglichen, hieß es von israelischer Seite weiter.
Die Ankündigung folgte auf ein Telefongespräch zwischen Netanjahu und US-Präsident Joe Biden am Donnerstag, in dem Biden „konkrete“ und „unverzügliche“ Schritte zum Schutz von Zivilisten und humanitären Helfern im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas gefordert hatte. Biden machte auch deutlich, dass der weitere US-Kurs gegenüber Israel von solchen Maßnahmen abhänge.
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