Was Deutschland davon lernen kann - So geht Südkorea gegen Überalterung vor - nicht immer braucht es dabei Menschen
Chatbots sind einer der Wege, wie Südkorea dem demographischen Wandel auf der Halbinsel begegnen will. Sie rufen vereinsamte Senioren, von denen es schätzungsweise rund 1,7 Millionen im Land gibt, an und reden mit ihnen. Das soll ein bisschen soziale Interaktion vermitteln, aber auch physisch helfen. Fallen bestimmte Stichworte wie „Krankheit“ oder „Stress“, leiten die Chatbots das Gespräch an einen menschlichen Mitarbeiter weiter.
Im Schnitt ist die Gesellschaft in Südkorea noch etwas jünger als in Deutschland, doch das wird sich bald ändern. Je nach Quelle liegt die Geburtenrate nur noch bei rund einem Kind pro Frau, das ist eine der niedrigsten Werte weltweit. Selbst Deutschland kam 2022 noch auf 1,46 Kinder im Schnitt. Kommendes Jahr dürften Senioren über 65 Jahre einen Anteil von 20 Prozent an Südkoreas Gesellschaft haben. Das wird dann auf einem Niveau mit uns sein.
16 Stunden Schule am Tag
Damit hat Südkorea auch dieselben Probleme wie Deutschland. Neben der steigenden Anzahl an Rentnern ist das der Mangel an Erwerbstätigen im Allgemeinen und Fachkräften im Speziellen. Auch hier sollen Künstliche Intelligenzen helfen. Schon im Juni vergangenen Jahres kündigte die Regierung an, den von OpenAI entwickelten Chatbot ChatGPT in Schulen zu verwenden. Dafür wurden 351 „Digital Leading Schools“ ausgewählt, die auf allen Ebenen von der Grundschule bis zur High School den Einsatz von KI testen sollen. Die Vision ist, mit Hilfe von KIs passgenaue Schulbücher für jeden Schüler zu entwickeln. Schon 2025 sollen die ersten Varianten davon getestet werden. Das Unterrichtsmaterial könnte dann in der Theorie auf die Stärken und Schwächen jedes Kindes eingehen.
Das reiht sich ein in ein System, in dem Bildung ohnehin die Hauptrolle für Kinder und Jugendliche spielt. 12 bis 16 Stunden pro Tag verbringen Schülerinnen und Schüler in der Schule, das Curriculum ist stark auf standardisierte Tests ausgerichtet. Selbst die wenigen Aktivitäten außerhalb der Schule drehen sich ums Lernen. Nur mit guter Bildung, so glauben Südkoreanerinnen und Südkoreaner, lässt sich ein erfolgreiches Leben führen.
Hohe Innovationskraft der Wirtschaft…
Das hat Licht- und Schattenseiten. Positiv gesehen, fördert es die Wirtschaft im Süden der Halbinsel. Zwar beherrschen Riesen wie Samsung, LG, Hyundai und SK Telecom weiterhin das Bild der Wirtschaft, doch daneben hat sich eine Startup-Kultur entwickelt. Zu den Emporkömmlingen zählt etwa der Suchmaschinenriese Naver, der einen der Chatbots für Senioren betreibt, mit einer Marktkapitalisierung von rund 22 Milliarden Euro. Der Messaging-Dienst Kakao bringt es mittlerweile auf 17 Milliarden Euro, die Videospielschmiede Krafton auf 7 Milliarden Euro.