Söder greift am Pannen-Flughafen München durch – jetzt muss er liefern
Söder spricht in Sachen Flughafen München ein Machtwort. Jetzt muss sich der CSU-Chef am Erfolg messen lassen. Ein Kommentar von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis.
Erst wollten am Münchner Flughafen die blamablen Pannen kein Ende nehmen, dann die jammervollen Ausreden des Flughafenchefs Jost Lammers. Jetzt ist Markus Söder, besorgt um Bayerns Ansehen als Macher-Land, der Geduldsfaden gerissen: En detail diktiert der wütende Ministerpräsident seinem Top-Manager, was sich am Airport ändern muss, damit sich der Franz-Josef-Strauß-Flughafen nicht länger zum Gespött der ganzen Republik macht.
Mehr Personal, mehr Sicherheitsschleusen und ein eigener Vorstand, dessen einzige Aufgabe darin besteht, die Qualitätsmängel abzustellen. So will die Staatsregierung ihren Flughafen, der lange ein Aushängeschild des Freistaats war, endlich wieder aus den Schlagzeilen bringen.
Söder schreckt nicht vor Demütigung des Flughafen-Chefs zurück – Machtwort war überfällig
Der Vorgang ist bemerkenswert: Nur Stunden, bevor sich Lammers in der CSU-Fraktion zu den Vorgängen im Erdinger Moos erklären sollte, verkündet Markus Söder im Münchner Merkur, was passieren muss. Das ist eine Demonstration des Mehrheitseigentümers Freistaat und eine Watschn für den Flughafenchef. Anders als sein Vorgänger Michael Kerkloh habe Lammers „kein Kerosin im Blut“, seufzen Eingeweihte. Richtig ist allerdings auch, dass viele Menschen heute lieber Bürgergeld kassieren, als am Flughafen Gepäck zu transportieren.
Söders Machtwort war dennoch überfällig. Die neuen Manager haben sich zu sehr darauf konzentriert, den Flughafen auf Ertrag zu trimmen, und dabei das Kernprodukt Fliegen sträflich vernachlässigt. Endlose Schlangen, große Verspätungen, langes Warten aufs Gepäck und genervte Passagiere waren die Folge.
Söder-Gegner nutzten Pannen-Flughafen München als Symbol des Versagens
Dass sich zu allem Überfluss auch noch der Flughafen und sein an dem Chaos nicht ganz unschuldiger Partner Lufthansa öffentlich verkrachten („schlechtester Flughafen Deutschlands“), hat die Lage nicht verbessert. Sogar mit Trennung habe die Politik darauf der Lufthansa gedroht, ist zu hören. Zuletzt rieben sich viele Gegner der CSU freudig die Hände, stilisierten den Pannen-Flughafen zum Symbol für das angebliche Versagen der bayerischen Staatspartei, die in Berlin alles besser weiß, aber nicht mal den störungsfreien Betrieb eines Flughafens hinkriegt.
Söder sah den bayerischen Stolz verletzt – und eine gute Gelegenheit, sein Macher-Image aufzupolieren. Er sitzt am Flughafen ab sofort mit im Cockpit. Das heißt aber auch: Wenn‘s nicht schnell besser wird, werden sich die fragenden Blicke bald auf ihn richten.