Saskia Esken steht zunehmend unter Druck. Wie eine Recherche der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) ergeben hat, wächst in der SPD die Unzufriedenheit mit der langjährigen Parteivorsitzenden. Zwar führt Esken die Sozialdemokraten bereits seit über fünf Jahren – zunächst mit Norbert Walter-Borjans, seit Ende 2021 gemeinsam mit Lars Klingbeil – doch an der Basis regt sich Widerstand.
Laut SZ gibt es aktuell zwar ein informelles Stillhalteabkommen wegen der laufenden Koalitionsverhandlungen , hinter den Kulissen wird jedoch längst über Eskens Ablösung nachgedacht. Kritiker fordern nicht nur ihren Rückzug, sondern stellen auch das Modell der Doppelspitze grundsätzlich infrage.
„Hoffentlich wird sie nicht dahin ‚wegbefördert‘“
Zusätzlicher Zeitdruck entsteht, weil der SPD-Bundesparteitag überraschend von Dezember auf Ende Juni vorgezogen wurde – und weil Esken laut mehreren SZ -Quellen Ambitionen auf ein Ministeramt hegt. „Hoffentlich wird sie nicht dahin ‚wegbefördert‘“, wird ein Abgeordneter zitiert.
Zwar erhält Esken Rückendeckung von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in der SPD, deren Vorsitzende Maria Noichl und Ulrike Häfner ihre Verdienste um Gleichstellung und Geschlossenheit loben. Gleichzeitig warnen sie vor einer drohenden Männerdominanz. Doch gerade in Eskens eigenem Bundestagswahlkreis Calw/Freudenstadt ist die Kritik besonders laut.
„Saskia Esken klebt wie Pattex am Parteivorsitz"
Gerhard Gaiser, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion in Freudenstadt und langjähriger Kreisverbandschef, findet deutliche Worte: „Saskia Esken klebt wie Pattex am Parteivorsitz. Dabei ist sie weder an der Parteibasis noch in der Bevölkerung beliebt“, sagte er der SZ. Gaiser fordert: „Sie sollte daher noch vor dem Sonderparteitag im Juni erklären, dass sie den Bundesvorsitz zur Verfügung stellt.“ Im Bundestagswahlkampf hätten ihm langjährige SPD-Wähler gesagt, sie könnten die Partei nicht mehr wählen, solange Scholz Kanzler und Esken Vorsitzende sei.
Da bislang keine andere Frau öffentlich Interesse an der weiblichen Spitze der Partei-Doppelspitze bekundet hat, wird das Führungsmodell selbst erneut hinterfragt – ursprünglich war es 2019 nach Andrea Nahles’ Rücktritt nur als Übergangslösung gedacht.