Multipolare Weltordnung - Wofür sich China und Indien am Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen einsetzten

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Getty Images/Bruce Yuanyue Bi Beim Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen in New York wurde ein Pact for the Future verabschiedet, der unter anderem einen Global Digital Compact für zukünftige Generationen enthält.
Dienstag, 24.09.2024, 08:28

Die Vereinten Nationen hatten einige Anstrengungen unternommen, mit dem Zukunftsgipfel neue Weichenstellungen für nachhaltige Entwicklung und die internationale Zusammenarbeit vorzunehmen. Berthold Kuhn, Experte für internationale Beziehungen sagt, inwieweit dies gelungen ist.

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Welchen Stellenwert hat der Zukunftsgipfel?

Beim Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen in New York wurde ein Pact for the Future verabschiedet, der unter anderem einen Global Digital Compact und eine Erklärung für zukünftige Generationen enthält. Mehr als 100 hochrangige Vertreter der Mitgliedstaaten und internationalen Organisationen gaben Erklärungen ab, darunter 51 Staats- oder Regierungschefs.

Deutschland und Namibia spielten eine besondere unterstützende Rolle und bemühten sich um einen Ausgleich der Interessen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.

Der Zukunftsgipfel begann dramatisch, als die Russische Föderation gegen mehrere Abschnitte der Ergebnisdokumente – den Pact for the Future, den Global Digital Compact und die Erklärung für zukünftige Generationen – Einspruch erhob. Der Pakt wurde jedoch schließlich angenommen und hat das Potential, im Laufe des kommenden Jahrzehnts einige weitreichende geopolitische Wirkungen zu entfalten.

Über den Top-Experten Berthold Kuhn

Über den Top-Experten Berthold Kuhn
Dr. Berthold Kuhn

Dr. Berthold Kuhn, Politikwissenschaftler, wurde an der Universität Leipzig promoviert und an der FU Berlin habilitiert. Kuhn arbeitet mit mehreren Universitäten in Europa und Asien als Experte für nachhaltige Entwicklung und internationale Beziehungen zusammen und berät die EU Kommission, internationale Organisationen und Denkfabriken. Er lebt aktuell in Xiamen (ggü. Taiwan) und in Berlin. Er ist Co-Autor des Buchs „ Global Perspectives on Megatrends“ (Ibidem, Columbia University Press).

Es wurden drängende globale Krisen wie Kriege, geopolitische Spannungen und die beschleunigte Klimakrise adressiert. Allerdings könnte es für die Vereinten Nationen und anderen Akteuren kurzfristig schwierig werden, die zentralen Botschaften des Paktes effektiv zu kommunizieren, da die Nachrichten von Kriegs- und Krisenszenarien und Wahlkampfthemen dominiert werden. Unter den Entwicklungsländern ist zudem eine gewisse Ernüchterung zu spüren, was Reformen internationaler Organisationen und Strukturen anbetrifft.

China und Indiens Positionen spielten auf dem Gipfel eine Schlüsselrolle, auch wenn sich beide Staaten bei den Verhandlungen nicht in der Vordergrund rückten. China unterstützt aktiv die Reform der globalen Governance, insbesondere im Hinblick auf die Modernisierung des UN-Sicherheitsrats und die Neuausrichtung globaler Finanzstrukturen. Diese Reformen sollen sicherstellen, dass Schwellenländer und aufstrebende Volkswirtschaften mehr Mitspracherecht erhalten.

Indiens Ansatz ist geprägt von strategischer Autonomie und einer ausgewogenen Außenpolitik, die darauf abzielt, sowohl mit westlichen Demokratien als auch mit anderen aufstrebenden Mächten zusammenzuarbeiten. Beide Länder sehen in diesem Gipfel eine Möglichkeit, ihre globalen Ambitionen zu akzentuieren und ihre Position in einer multipolaren Weltordnung einzubringen.

Technologie, Künstliche Intelligenz und Klimaschutz

Sowohl China als auch Indien setzen stark auf Technologie, insbesondere auf Künstliche Intelligenz (KI), um den Übergang zu einer nachhaltigen und grünen Wirtschaft voranzutreiben. Der Global Digital Compact, der auf dem UN-Zukunftsgipfel betont wurde, fordert einen inklusiven und nachhaltigen Einsatz von Technologien, um den Klimawandel zu bekämpfen.

China hat 2023 einen Methan-Emissionskontrollplan eingeführt, der Maßnahmen zur Reduzierung von Methan in den Bereichen Energie, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft vorsieht, da die Methanreduktion als schnellste Maßnahme zur Eindämmung der globalen Erwärmung gilt.

Trotz der Fortschritte bleiben Herausforderungen bestehen, da China trotz erheblicher Investitionen in erneuerbare Energien, sein Ziel, die Kohlenstoffemissionen bis 2030 zu senken, nur schrittweise erreichen kann. Der nationale Emissionshandel wird Ende 2024 auf den Stahl-, Zement- und Aluminiumsektor ausgeweitet werden.

Indien sieht in KI ebenfalls eine Möglichkeit, seine Energie- und Umweltpolitik zu verbessern. Der Bau des weltweit größten erneuerbaren Energieparks in Gujarat unterstreicht Indiens Ambitionen, seinen Energiemix zu diversifizieren. Indien muss jedoch den steigenden Energiebedarf seiner wachsenden Bevölkerung mit nachhaltigen Technologien in Einklang bringen, was eine besondere Herausforderung darstellt. Die schnelle Einführung von sauberen Energietechnologien könnte dazu beitragen, den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen.

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Soziale und demografische Herausforderungen

China und Indien stehen vor enormen demografischen und sozialen Herausforderungen, die ihre wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig beeinflussen werden. China kämpft mit einer alternden Bevölkerung, was zu einer Belastung für das Sozialversicherungssystem und einem Rückgang der Arbeitskräfte führt. Diese demografische Entwicklung könnte das langfristige Wirtschaftswachstum bremsen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, investiert China verstärkt in technologische Innovationen und Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität.

Indien hingegen hat mit einer jungen und wachsenden Bevölkerung eine demografische Stärke, die jedoch nur durch Investitionen in Bildung, Gesundheitsversorgung und die Schaffung von Arbeitsplätzen voll ausgeschöpft werden kann. Der demografische „Bonus“, den Indien genießt, könnte in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor werden, jedoch stellt die steigende Ungleichheit innerhalb des Landes eine erhebliche Herausforderung dar.

Der Zugang zu sauberer Energie, Bildung und Gesundheitsversorgung wird entscheidend sein, um Indiens wirtschaftliches Potenzial zu entfalten und gleichzeitig soziale Spannungen zu vermeiden. China und Indien gelten beide als große Unterstützer der 2030 Agenda der Vereinten Nationen und den darin enthaltenden 17 Zielen der nachhaltigen Entwicklung, den Sustainable Development Goals.

Multipolare Weltordnung

China und Indien spielen eine Schlüsselrolle in der entstehenden multipolaren Weltordnung, in der sich Machtzentren zunehmend diversifizieren. China verfolgt eine ambitionierte Außenpolitik, die darauf abzielt, seinen globalen Einfluss durch Initiativen wie die Belt and Road Initiative und durch seine Führungsrolle bei Organisationen wie den BRICS und der Shanghai Cooperation Organization (SCO) auszubauen.

Chinas Ziel ist es, als Anführer der Schwellenländer aufzutreten und ein Gegengewicht zu westlich dominierten Institutionen zu schaffen. Diese Strategie spiegelt sich auch in der aktiven Mitgestaltung globaler Governance-Strukturen wider.

Indien verfolgt hingegen einen pragmatischeren Ansatz und betont die strategische Autonomie als Eckpfeiler seiner Außenpolitik. Es arbeitet enger mit westlichen Staaten zusammen, insbesondere im Indo-Pazifik-Raum, und versucht gleichzeitig, seine Rolle in multilateralen Foren wie den BRICS und der G20 zu stärken.

In einer multipolaren Weltordnung werden sowohl China als auch Indien ihre globalen Ambitionen weiter ausbauen und ihre geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen durch eine geschickte Außenpolitik sichern.

Content stammt von einem Experten des FOCUS online EXPERTS Circles. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.