Geldbeutel verloren: Als der Finder (23) an der Tür klingelt, bekommt er eine spontane Umarmung

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„Ein besonderer Moment“: Felix Jegan fand den Geldbeutel, den Inge Metz tags zuvor im Alten Friedhof in Holzkirchen verloren hatte. Dass der 23-Jährige das Fundstück sogar persönlich vorbeibrachte, machte die 65-Jährige fast sprachlos. © Thomas Plettenberg

Es ist eine kleine Mutmacher-Geschichte, die ein warmes Licht wirft auf unser Miteinander: Eine Frau (65) verliert ihren Geldbeutel und bemerkt das gar nicht. Tags darauf klingelt ein junger Mann an ihrer Tür. Erst ist sie argwöhnisch, dann fällt sie ihm spontan um den Hals. Aus Dankbarkeit.

Holzkirchen – Inge Metz (65) geht es wie vielen Menschen in diesen Tagen. Schlechte Nachrichten, viel Pessimismus im Land, gedrückte Stimmung, alles scheint irgendwie zu wackeln. „Und auch deswegen war das so ein besonderer Moment für mich“, erzählt sie. Ein Gefühl, dass es nette Menschen gibt, die etwas für jemand tun, ohne ihn oder sie zu kennen. Felix Jegan ist dieser nette Mensch. Er fand einen Geldbeutel, schaute nach, wem er gehört, setzte sich ins Auto und brachte ihn der Besitzerin. „Ist doch selbstverständlich“, sagt der 23-jährige Holzkirchner. Die Besitzerin des Geldbeutels ist da etwas anderer Meinung. „Ich bin immer noch sprachlos“, gesteht sie.

Es war genau vor einer Woche, als Inge Metz wieder einmal im Alten Holzkirchner Friedhof zugange war. Ihr Vater und ihre Großeltern haben hier ihre letzte Ruhe gefunden, im Bereich der Urnengräber zündete sie Kerzen an. Und kurz darauf muss es passiert sein: Der Leder-Geldbeutel rutschte ihr aus der Tasche. „Ich hab’s nicht einmal gemerkt, als ich wieder daheim war“, erzählt die 65-Jährige, die in Grafing bei Arget (Gemeinde Sauerlach) zu Hause ist. Im Nachhinein sogar besser so, gesteht sie: „Da habe ich mir einiges an Nerven gespart.“

Tags darauf hatte Felix Jegan, angestellt bei der Holzkirchner Gärtnerei Weber, im Alten Friedhof zu tun, ein Grab pflegen. Da fiel sein Blick auf den Geldbeutel. „Er lag auf dem Einfassungsstein des Grabs“, berichtet der 23-Jährige. Der Regen in der Nacht davor hatte das Portemonnaie etwas durchgeweicht. Ist noch was drin? Der junge Holzkirchner öffnet den Geldbeutel und findet darin Bargeld. Kreditkarten, Ausweise. „Mein erster Gedanke war, den ins Rathaus zum Fundbüro zu bringen“, berichtet Jegan. „Aber dann habe ich gesehen, dass die Frau gar nicht in Holzkirchen wohnt und vielleicht nicht weiß, wo genau sie ihren Geldbeutel verloren hat.“

Auf den Ausweisen fand sich die Adresse. In der Mittagspause informierte der 23-Jährige seinen Vater, gemeinsam fuhren sie via Otterfing nach Grafing. „Plötzlich stand da dieser junge Mann“, berichtet Inge Metz. „Mir war ganz unheimlich, vor lauter Angst habe ich erst einmal die Türkette vorgelegt.“ Dann aber zeigte ihr der Besucher ihren Geldbeutel. Alles noch drin.

„Ich war völlig überfahren und wusste nicht, was ich sagen soll“, sagt die 65-Jährige. Sie mag sich gar nicht ausmalen, wie viel Aufwand und Ärger ihr mit Kartensperren und dem Beantragen neuer Ausweise erspart blieb. „Und dann fährt da auch noch jemand extra her und bringt mir den Geldbeutel, den ich bis zu diesem Moment noch nicht einmal vermisst habe.“

Inge Metz hält ihren Geldbeutel in der Hand, schaut den groß gewachsenen Mann an und fragt: „Hätten Sie was dagegen, wenn ich Sie kurz umarme?“ Felix Jegan hatte nichts dagegen. „Es hat mich sehr gefreut, dass sie so gerührt und dankbar war“, sagt der junge Gärtner. Seine Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft habe sie derart gefreut, „dass mein Herz bis zum Hals gebumpert hat“, berichtet die 65-Jährige, „das ist ungewöhnlich.“ Gerade in diesen Zeiten habe ihr diese glückliche Begegnung Mut gemacht.

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