Zum 1. Oktober hat die Deutsche Bahn einen Wechsel an der Unternehmensspitze vollzogen. Mit Evelyn Palla als Vorstandsvorsitzende ist ein Kurswechsel angesagt, der für Bahnreisende spürbare Veränderungen bringt. Dazu zählen ein überarbeiteter Fahrplan und ein ausgebautes Fernverkehrsangebot. Gleichzeitig bleiben bekannte Einschränkungen wie Verspätungen und Baustellen weiter Teil des Alltags.
Neuer Fahrplan: ICE fährt öfter
Bereits umgesetzt ist der neue Fahrplan, der seit dem 14. Dezember gilt. Mit dem neuen DB-Netz wird das Angebot im Fernverkehr ausgeweitet: In 21 Städten verkehren ICE-Züge nun im Halbstundentakt, was etwa einer Verdopplung der bisherigen Frequenz entspricht.
Auf folgenden Strecken werden ICE-Verbindungen nun im 30-Minuten-Takt angeboten:
- Hamburg – Kassel
- Göttingen – Frankfurt
- Frankfurt – Mannheim
- Berlin – Halle – Erfurt
- Erfurt – Nürnberg
- Duisburg – Dortmund
Mehr Sprinter: Schneller ans Ziel
Auch das ICE-Sprinter-Angebot wird ausgeweitet. Diese besonders schnellen Fernverbindungen zeichnen sich durch wenige oder keine Zwischenhalte aus. Insgesamt kommen 14 neue Sprinter-Verbindungen hinzu.
Die erweiterten Angebote im Überblick:
- Berlin – Stuttgart: zweimal täglich, Fahrzeit rund 4 Stunden 45 Minuten
- Hamburg – Frankfurt: achtmal täglich, Fahrzeit rund 3 Stunden 35 Minuten
- Berlin – Halle – Erfurt – München: 32-mal täglich, Fahrzeit rund 4 Stunden
- Hamburg – Köln: sechsmal täglich, Fahrzeit rund 3 Stunden 40 Minuten
- Berlin – Frankfurt: 20-mal täglich, Fahrzeit rund 4 Stunden
Ergänzend dazu baut die Deutsche Bahn ihr internationales Angebot aus. In Zusammenarbeit mit Partnerbahnen sollen im Laufe des Jahres rund 40 neue oder verlängerte grenzüberschreitende Direktverbindungen pro Tag angeboten werden, unter anderem nach Belgien, Dänemark, Polen und Tschechien. Außerdem soll der internationale Ticketkauf einfacher werden. Bis Ende 2026 sollen Tickets aller großer Bahnen der Nachbarländer online buchbar sein.
Preise bleiben stabil
Trotz der Angebotsausweitung bleibt es beim Preisniveau. Die Deutsche Bahn hält die Tarife im Fernverkehr stabil:
- Super Sparpreise ab 17,99 Euro, Sparpreise ab 21,99 Euro
- Super-Sparpreis für kurze Strecken ab 6,99 Euro (2. Klasse, je nach Verfügbarkeit)
- Flexpreise im Fernverkehr bleiben unverändert
- Preise für Pendler (Zeitkarten sowie 10-/20-Fahrten-Tickets) bleiben stabil
- BahnCards 25, 50 und 100 bleiben ebenfalls preisstabil
ICE L – Barrierefrei reisen
Mit dem neuen Fahrplan 2026 beginnt die Testphase für den ICE L. Zwischen Berlin und Köln können Fahrgäste den neuen Zug erstmals ausprobieren. Der Ein- und Ausstieg ist komplett stufenlos – ein Vorteil für Reisende mit eingeschränkter Mobilität, Familien mit Kindern sowie Fahrgäste mit Fahrrädern oder viel Gepäck. Im Laufe des Jahres soll der Zug dann auf weiteren Strecken eingesetzt werden.
Pünktlichkeit bleibt ein Problem
Aber es gibt nicht nur erfreuliche Neuigkeiten. Evelyn Palla erklärte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass sich die Pünktlichkeit im Bahnverkehr kurzfristig nicht verbessern werde. „Es wird erst mal nicht besser, so ehrlich müssen wir sein“, sagte sie. Für das Jahr 2026 gehe es vor allem darum, die Pünktlichkeit zu stabilisieren und den bisherigen Negativtrend zu stoppen.
Als Hauptursache gilt der Zustand der Infrastruktur. Dieser führt zu einer zunehmenden Zahl von Langsamfahrstellen sowie zu ungeplanten Baustellen. Für das Jahr 2026 rechnet Palla mit mehr als 28.000 Baustellen und damit mit noch mehr als im laufenden Jahr.
Vier Strecken werden für mehrere Monate komplett gesperrt, um sie grundlegend zu sanieren. Betroffen sind Hagen–Wuppertal–Köln und Nürnberg–Regensburg (6. Februar bis 10. Juli), Obertraubling–Passau (10. Juni bis 11. Dezember) sowie Troisdorf–Wiesbaden (10. Juli bis 11. Dezember).
Unterm Strich setzt die neue Bahn-Führung auf ein dichteres Angebot und stabile Preise, verlangt den Fahrgästen jedoch weiterhin Geduld ab. Mehr Züge und neue Verbindungen stehen einer Infrastruktur gegenüber, die erneuert werden muss – und das werden Bahnreisende auch in den kommenden Jahren spüren.