Mullah-Bunker wird zu US-Dilemma: Trump zweifelt noch an Bunkerbrecher-Bombe

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Ein US-Militärschlag im Israel-Iran-Krieg könnte bevorstehen. Doch Trump zögert den Angriffsbefehl hinaus. Offenbar zweifelt er an der Superbombe.

Teheran/Washington, DC – Im Israel-Iran-Krieg droht eine weitere Eskalation: Die USA bereiten seit Tagen einen Eingriff in den Nahost-Konflikt vor. Es gilt als offenes Geheimnis, dass die US-Armee mit ihren Bunkerbrecher-Bomben die iranische Atomfestung von Fordo zerstören soll. Konkrete Angriffspläne wurden bereits genehmigt, doch den Einsatzbefehl zögert Donald Trump noch hinaus. Der Grund: Der US-Präsident ist noch nicht restlos überzeugt, dass die amerikanische Wunderwaffe wirklich die tief vergrabene Anlage zerstören kann. Das berichten jetzt Insider aus der US-Regierung.

Dennoch heizte Donald Trump erst einmal die Spekulationen um einen kurz bevorstehenden Militärschlag der USA gegen den Iran an. „Ich habe Ideen, was ich tun könnte, aber ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen“, erklärte der US-Präsident laut der Nachrichtenagentur AFP, während sich Israel im Krieg gegen den Iran befindet. „Ich treffe die endgültige Entscheidung gerne eine Sekunde, bevor sie fällig ist, denn die Dinge ändern sich. Besonders im Krieg.“

Trump zögert US-Militärschlag im Iran-Israel-Krieg aktuell noch hinaus

Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Trump den eigentlichen Einsatzplan für eine Einmischung in den Israel-Iran-Krieg bereits am vergangenen Dienstag gebilligt. Konkretes grünes Licht für den Militärschlag habe der US-Präsident aktuell aber noch nicht gegeben. Er wolle erst noch abwarten, ob das Mullah-Regime doch noch zu Verhandlungen bereit sei und sein Atomprogramm aufgeben werde. Andernfalls könnte ein Militärschlag bereits am Wochenende durchgeführt werden, hieß es.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass ein US-Angriff auf den Iran vor allem auf die Atomanlage in Fordo gerichtet sein könnte. Die Anlage ist in die Seite eines Berges nahe der Stadt Qom hineingebaut und befindet sich Schätzungen zufolge 80 bis 90 Meter in der Tiefe, wie CBS-News unter Hinweis auf Geheimdienstberichte berichtet. Damit gibt es kaum Möglichkeiten, sie vollständig zu zerstören. Als aussichtsreichste Option gilt die 30.000-Pfund-Bombe „GBU-57/B“ der US-Army.

US-Angriff auf Irans Atomanlage Fordo: Trump zweifelt Wirkung der GBU-57/B an

Doch selbst Pentagon-Experten zweifeln zunehmend daran, ob selbst diese Superwaffe – die als Mutter aller Bomben gilt, ausreicht, um Irans tief vergrabene Nuklearanlage Fordo zu vernichten. Diese Unsicherheit, so berichtet der Guardian unter Berufung auf Insider, könnte entscheidend dafür sein, warum US-Präsident Donald Trump bislang zögert, militärische Unterstützung für Israels Angriffe auf iranische Atomanlagen zu genehmigen.

Im Visier von Trump – die Atomanlage Fordo

Die Atomanlage Fordo, etwa 100 Kilometer südwestlich von Teheran gelegen, ist eine der umstrittensten und strategisch wichtigsten Nuklearanlagen des Iran. Tief in einem Felsmassiv verborgen, wurde sie jahrelang im Geheimen betrieben, bevor sie 2009 der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) gemeldet wurde - zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung. Die Anlage wird durch ein ausgeklügeltes Luftabwehrsystem geschützt. In Fordo sind moderne Zentrifugen installiert, die zur Anreicherung von Uran verwendet werden.

Die GBU-57/B, auch bekannt als Massive Ordnance Penetrator (MOP), ist laut der US Air Force „entwickelt, um tief vergrabene und gehärtete Bunker und Tunnel anzugreifen“. Mit ihrem Gewicht kann die präzisionsgelenkte Bombe theoretisch Explosionen in mehr als 60 Meter Tiefe verursachen, schreibt France 24. Für eine komplette Zerstörung der iranischen Geheimbunker würde also ein einzelner Abwurf dieser Superbombe nicht reichen.

Insider packt aus: Nur eine taktische Atomwaffe kann Fordo vollständig zerstören

Die Defense Threat Reduction Agency (DTRA), die für die Bewertung von Bunker-Buster-Waffen zuständig ist, soll deswegen zu dem Schluss gekommen sein, dass die „konventionellen Bomben, selbst als Teil eines größeren Angriffspakets mit mehreren GBU-57, nicht tief genug unter die Erde eindringen würden“, zitierte der Guardian aus Kreisen des Pentagon. Die Bomben würden zwar ausreichend Schaden anrichten, Tunnel zum Einsturz bringen und einen Teil der Anlage unter Schutt begraben. Aber eine vollständige Zerstörung wäre so wohl nicht möglich, hieß es weiter. Deswegen sei Trump „noch nicht vollständig“ überzeugt.

Denkt über einen Militärschlag gegen Irans Atomanlage in Fordo nach: US-Präsident Donald Trump. © picture alliance/dpa/Satellite image ©2019 Maxar Technologies/AP/Mark Schiefelbein/Montage

Laut dem Medienbericht wurden die Verteidigungsbeamten deshalb von den Experten darüber informiert, dass „möglicherweise nur eine taktische Nuklearwaffe in der Lage wäre, Fordo zu zerstören, aufgrund der extremen Tiefe der Anlage“. Doch diese Option soll Donald Trump kategorisch ausgeschlossen haben.

Israel braucht US-Hilfe: Superbombe kann nur von amerikanischen Kampfjet getragen werden

Ungeachtet dessen tobte der Krieg zwischen Iran und Israel weiter. Die israelische Luftwaffe griff am Donnerstag wieder mehrere Ziele rund um Teheran und anderen Landesteilen an. Zuvor hatte der Iran nach israelischen Militärangaben mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Um die endgültigen Kriegsziele, zu denen auch die Ausschaltung des iranischen Atomprogramms gehört, sind die israelischen Streitkräfte aber wohl auf die US-amerikanische Unterstützung angewiesen.

Denn über die Bunkerbrecher-Bombe verfügt Israel nicht. Die Streitkräfte sind definitiv auf die US-Hilfe angewiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass nur die US Air Force über die notwendige Trägerplattform verfügt. Die GBU-57/B kann ausschließlich vom B-2 Spirit Stealth Bomber abgeworfen werden. (jek)

Auch interessant

Kommentare