„Ein Schlag ins Gesicht“ - Sandra ist Arzthelferin seit 20 Jahren: Nun legt sie verärgert ihr Gehalt offen

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Mopo Sandra Beckmann liebt ihren Job, doch das Geld reicht kaum für die alleinerziehende Mutter

Während der Pandemie wurden sie beklatscht. Doch anders als Klinik-Personal wurden die Medizinischen Fachangestellten (MFA) kaum belohnt. Nun wird ihnen auch nur ein Pfennigbetrag als Erhöhung in den Tarifverhandlungen angeboten. Deshalb treten sie am 8. Februar in den Warnstreik - hier berichten zwei Betroffene von ihrer Situation.

Sandra Beckmann arbeitet seit 20 Jahren als Arzthelferin. Sie liebt ihren Beruf. Das abwechslungsreiche Arbeiten, den Kontakt zu Menschen, die familiäre Atmosphäre in der Hausarztpraxis in Bergedorf.

„Alles wird teurer, nur unsere Gehälter bleiben gleich“

Von ihrem Gehalt kann die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern gerade mal so leben. Sie verdient 2200 Euro netto. Die Miete von 1200 Euro frisst schon mehr als die Hälfte davon auf. Hinzu kommen die Fixkosten und die Kosten fürs Auto, ohne das die 39-Jährige nicht zur Arbeit kommen würde.

„Alles wird teurer, nur unsere Gehälter bleiben gleich“, beklagt Beckmann, die beim Einkaufen in letzter Zeit immer rechnen muss. Erst am Donnerstag hatte die Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe, Hannelore König, darauf hingewiesen, dass die MFA bereits zwei Jahre Reallohnverlust hinter sich haben. Berufseinsteigerinnen lägen sogar unterhalb des Mindestlohns für Pflegehilfskräfte nach einjähriger Ausbildung.

Dennoch bietet die Arbeitgeberseite lediglich eine Tariferhöhung um gerade mal 0,1 Prozent an. „Das ist ein Schlag ins Gesicht“, schimpft Beckmann auf die nach vier Runden ins Stocken geratenen Tarifverhandlungen.

Jana August will im Februar am Warnstreik teilnehmen.
Bild: Patrick Sun Jana August will im Februar am Warnstreik teilnehmen.

Auch Jana August, die in einer Hausarztpraxis in Altona arbeitet, ärgert sich. Darüber, dass es keine Inflationsausgleichprämie geben soll. Und darüber, dass die Branche noch nicht einmal einen Corona-Bonus bekommen hat. „Wir sind vergessen worden“, sagt die 38-Jährige, ebenfalls alleinerziehende Mutter von zwei Kindern.

Warnstreik: Arzthelferinnen fahren zu großer Demo nach Berlin

„Wir standen während der Pandemie an vorderster Front. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet, um die Krankenhäuser zu entlasten und haben dafür gesorgt, dass die Menschen zum Hausarzt gehen“, so August. Sie hätten Überstunden geleistet, am Wochenende gearbeitet, um die Menschen zu impfen und seien dabei stets einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt gewesen.

Anders als das Klinikpersonal bekamen die Arzthelferinnen dafür aber – nichts. Im Gegenteil: In den vergangenen Monaten hat sich die Situation in den Praxen zugespitzt. Zahlreiche Vorfälle belegen, wie bei den Patienten die Ungeduld angesichts langer Wartezeiten wächst. Viele MFAs kriegen das zu spüren.

„Die Gehälter müssen angepasst werden“

„Wir werden beschimpft, bedroht und bespuckt“, berichtet Sandra Beckmann. Wie die MOPO berichtete, müssen manche Praxen bereits Sicherheitspersonal zum Schutz der Mitarbeiter einstellen .

Beckmann warnt: „Wenn die Regelversorgung in den Arztpraxen weiter Bestand haben soll, müssen die Gehälter angepasst werden.“

Schon jetzt würden sich viele ihrer Kolleginnen nach anderen Jobs umgucken. Manche Praxen fänden überhaupt kein Personal mehr und drohten mit Schließung. Beckmann und August sind nur zwei von Tausenden Arzthelferinnen, die am 8. Februar, dem Tag des Warnstreiks, nach Berlin fahren wollen, um zu demonstrieren. Jana August: „Es muss etwas passieren.“

Von Nina Gessner

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