„Immer ein Spiel mit dem Feuer“ - Bereit für eine offene Beziehung? 4 Fragen sollten Sie sich vorher stellen
„Es ist immer ein Spiel mit dem Feuer. Aber das soll es ja auch sein“, sagt Paartherapeutin Alexandra Hartmann über offene Beziehungen. Und einige verbrennen sich daran, wie sie aus Erfahrung weiß: In Hartmanns Praxis kommen viele Paare, die Liebe zu dritt funktionieren?: Mina lebt mit zwei Männern: "Bedürfnisse von beiden zu befriedigen, ist schwierig"">den Schritt, ihre Beziehung zu öffnen, von der Therapeutin begleiten lassen möchten - aber auch solche, die Rat suchen, weil es nicht funktioniert hat.
Die Psychologin erklärt, dass viele Gründe hinter dem Wunsch stecken können, diese Form der Partnerschaft zu wählen: Oft sei es reine Neugier, oder das Paar kam schon zusammen, als beide sehr jung waren, und wünscht sich nun neue Impulse. „Manchmal hat sich auch eine sexuelle Langeweile eingeschlichen und sie meinen, diesen Zustand durch die offene Beziehung verändern zu können“, so Hartmann.
Der bessere Weg, bevor man heimlich fremdgeht
Menschen seien unterschiedlich sexuell motiviert, und bei manchen entstehe die Lust vor allem aus dem Reiz des Neuen. „Es ist natürlich schwierig, das in einer monogamen Beziehung hinzubekommen – selbst wenn man darüber spricht“, sagt die Psychologin. Bevor man heimlich fremdgehe und die Partnerschaft durch einen Vertrauensbruch nachhaltig schädige, sei eine offene Beziehung „auf jeden Fall die bessere Variante“.
Dennoch ist dieser Weg nicht für jeden der richtige. „Man muss ein sehr selbstbewusster Typ sein, um eine offene Beziehung aushalten zu können“, sagt die Paartherapeutin. „Dazu gehört, dass man sich auch in seinem Mannsein oder Frausein sehr sicher sein muss.“ Denn Eifersucht spiele immer eine Rolle, was grundsätzlich nichts Falsches sei - selbst bei Polyamorie sei das ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss.
Sich wegen des anderen darauf einzulassen: der klassische falsche Grund
Dazu gehöre viel Offenheit und die Bereitschaft, mit dem anderen darüber zu sprechen. „Ehrlichkeit auch sich selbst gegenüber ist essentiell. Man darf nicht sagen, „es ist nicht so schlimm“, obwohl man in den Tiefen seines Herzens leidet. Dann sorgt man nicht gut für sich“, so Hartmann. Oft entstünden auch innere Konflikte: Man möchte nicht spießig oder kleinlich sein und nimmt deshalb zu wenig Rücksicht auf die eigenen Gefühle.
„Ich bin der Meinung, dass offene Beziehungen funktionieren können. Es ist aber ein sehr gefährliches Unterfangen“, sagt die Paartherapeutin. Denn viele hätten von vornherein die falschen Beweggründe: Sie lassen sich etwa nur darauf ein, weil sie den anderen nicht verlieren möchten.
4 Fragen, die Sie sich vorher stellen sollten
Es ist daher besonders wichtig, sich selbst einige Fragen zu stellen, bevor man das Wagnis der offenen Beziehung eingeht:
- Warum möchte ich das machen, was verspreche ich mir davon?
- Ist es wirklich mein Wunsch oder habe ich das Gefühl, ich muss mitmachen, weil mein Partner es will?
- Wie gehe ich mit Eifersucht um? Lasse ich mich von diesen Gefühlen völlig überwältigen oder komme ich damit zurecht? Ist es wirklich in Ordnung für mich, wenn mein Partner mit jemand anderem schläft?
- Welche Spielregeln sind mir dabei wichtig? Will ich wirklich wissen, was der andere macht? Kann ich es verkraften, wenn er mir von seinen sexuellen Abenteuern erzählt? Oder ist mir vielleicht doch die Ungewissheit lieber?
„Es ist auf jeden Fall wichtig, Regeln festzulegen“, betont Hartmann. Das Paar sollte diese gemeinsam formulieren und sich dann auch unbedingt daran halten. „Gerade in dieser Situation ist Vertrauen ein ganz wichtiger Aspekt. Da in einer offenen Beziehung sowieso schon ganz viel Unsicherheit entsteht, ist es wichtig, dass es ein paar verlässliche Komponenten gibt.“
Die Spielregeln muss ein Paar ganz individuell festlegen
Eine wichtige Frage, die immer geklärt werden muss, ist die der Verhütung. Was die Partner darüber hinaus genau vereinbaren, müssen sie ganz individuell entscheiden. Die meisten Klienten in der Praxis der Paarberaterin legen fest, dass die Sexualpartner niemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis sein dürfen. Auch die Regeln, dass keine Gefühle im Spiel sein dürfen oder dass man nicht zweimal hintereinander mit derselben Person schlafen darf, sind verbreitet. Oft legen Paare Tabuzonen wie etwa die eigene Wohnung fest.