Nachhaltigkeit bei ALDI SÜD - „Mit unserem klaren Bekenntnis zum Tierwohl sind wir Vorreiter in der Branche“

Ein Beispiel?

Rasel: Wir sehen uns als Treiber beim Tierwohl. Eine nachhaltige Umstellung der Landwirtschaft ist jedoch eine gemeinschaftliche Aufgabe von Landwirtschaft, Politik und Handel. Nehmen wir das Beispiel Tierhaltungskennzeichnung: Ein verpflichtendes Gesetz ist richtig und wichtig, damit Verbraucher:innen direkt auf einen Blick sehen, wie ein Tier gehalten wurde. So haben sie die Wahl und können eine bewusste Kaufentscheidung treffen. Das gelingt nur mit einem einheitlichen System, das leicht verständlich und für alle Marktteilnehmer:innen verpflichtend ist – für Händler:innen genauso wie für die Gastronomie.

Welche Themen sind denn für ALDI SÜD politisch von Interesse?

Rasel: Aus unserer Sicht gibt es keine Alternative zur tierwohlgerechteren Nutztierhaltung. Wir haben ein konkretes strategisches Ziel bis 2030, nur noch tierische Produkte aus den höheren Haltungsformen anzubieten und sind damit absoluter Vorreiter im Lebensmitteleinzelhandel.

Das macht die Produkte aber auch teurer.

Rasel: Tierwohlware kann es nicht zum Preis von konventioneller Ware geben. Als Erfinder des Discount-Prinzips schließen sich bei uns allerdings Nachhaltigkeit und gute Preise nicht unbedingt aus. Durch schlanke Strukturen sowie Prozesse, und indem wir Unnötiges weglassen, schaffen wir immer maximale Effizienz. Dank unserer langfristigen Lieferant:innenbeziehungen und zuverlässigen Abnahmemengen können wir die Preise daher günstiger halten.

Was muss sich Ihrer Sicht beim Thema Tierwohl ändern, damit ein grundsätzliches Umdenken stattfindet?

Rasel: Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Alle Akteur:innen der Lieferkette müssen sich zum Umbau der Tierhaltung bekennen und an einem Strang ziehen. Diverse Kommissionen, zuletzt die Zukunftskommission Landwirtschaft, haben recht konkrete Konzepte erarbeitet. Die Bundesregierung aber auch die Landesregierungen sind gefordert, die erforderlichen gesetzlichen Rahmenbedingen und vor allem auch die notwendige finanzielle Unterstützung für Landwirt:innen auf den Weg zu bringen.

Welche sind das und wie kann eine Transferleistung aussehen?

Rasel: Es braucht ein schlüssiges, bürokratiefreies und langfristig angelegtes Finanzierungsinstrument, an dem alle Marktteilnehmer:innen beteiligt werden. Verschiedene Modelle werden derzeit diskutiert und von Expert:innen bewertet. Optionen wären eine Mehrwertsteueranpassung oder eine flankierende Förderung von Landwirt:innen. In erster Linie geht es aber um die richtigen Preisabstände zwischen dem Einstiegssegment und etwa der Bio-Ware. Entscheidend ist hierbei, dass das Geld bei den Landwirt:innen ankommt, sonst kann die flächendeckende Transformation der Landwirtschaft nicht gelingen. Also wie schaffen wir es, den Menschen den Ernährungsmix zu bieten, den sie sich wünschen? Wie kann bewusste und nachhaltige Ernährung gefördert werden?

Ist das denn leistbar? Schließlich hat die Inflation in den vergangenen Jahren für erhebliche Preissprünge gesorgt, auch im Einzelhandel.

Rasel: Genau das ist unser Anspruch – gute Ernährung für alle leistbar machen. Trotz Inflation sehen wir: Die Menschen achten beim Einkaufen immer mehr auf Tierwohl. Das sieht man an den stetig wachsenden Marktanteilen von tierischen Produkten aus den höheren Haltungsformen. Wir sind auf dem richtigen Weg.

Aber die Preise insgesamt sind doch enorm gestiegen.

Rasel: Die Inflation hat Produkte verteuert, aber 2023 hat der Druck nachgelassen. Im Jahr 2023 konnten wir über 2400, in diesem Jahr bereits mehr als 2000 Produktsorten im Preis senken. Wo immer möglich, geben wir die Preisvorteile an unsere Kund:innen weiter.

Dennoch müssen einige Bürgerinnen und Bürger den Gürtel enger schnallen.

Rasel: Wir verstehen uns als Grundversorger für alle. Durch unsere starken Eigenmarken ermöglichen wir beispielsweise auch Menschen mit einem kleineren Geldbeutel den Zugang zu hochwertigen und nachhaltigen Produkten.

Wo steht ALDI SÜD denn aktuell bei den eigenen Zielen beim Thema Tierwohl?

Rasel: Wir konnten viele wichtige Zwischenziele auf unserem Weg, bis 2030 das Frischfleisch und gekühlte Fleisch- und Wurstwaren auf die höheren Haltungsformen umzustellen, bereits erreichen. Puten- und Rindfleisch sind erfolgreich auf die höheren Haltungsformen umgestellt. Damit liegen wir sieben Jahre vor unserem ursprünglichen Plan. Insgesamt stammen bereits etwa 50 Prozent unseres Frischfleisches aus den höheren Haltungsformen. Trinkmilch haben wir sechs Jahre früher als geplant auf die höheren Haltungsformen umgestellt – dabei kommt sie auch noch zu 100 Prozent aus Deutschland.

Sie sind auch verantwortlich für den Bereich Corporate Citizenship. Was bedeutet das und wie lebt ALDI SÜD das aus?

Rasel: Es geht um das soziale Engagement, um unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Unsere zentrale Frage lautet: Wie können wir Gutes tun und dabei eine nachhaltige Wirkung erzielen? Dafür arbeiten wir mit drei Kooperationspartnern zusammen: Acker e.V., SOS Kinderdorf und die Stiftung Kindergesundheit. Wir unterstützen dabei nicht nur finanziell, sondern arbeiten gemeinsam an Projekten und Initiativen. Natürlich helfen wir mit unserem Namen, Reichweite und Aufmerksamkeit zu schaffen.

SOS-Kinderdorf und Stiftung Kindergesundheit sind den meisten Leuten ein Begriff. Dazu kommt noch Acker e.V. Was macht das Sozialunternehmen und was ist die Aufgabe von ALDI SÜD?

Rasel: Sowohl bei der Stiftung Kindergesundheit als auch bei Acker e.V. geht es um Ernährungsbildung. Acker e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, die Wertschätzung für Lebensmittel in der Gesellschaft zu steigern. Dabei setzen sie bei Kindern im Kindergarten und der Schule an, um dieses Bewusstsein schon früh aufzubauen. Gemeinsam fördern wir durch unterschiedliche Projekte einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln und bewusstere Ernährung.

Wie läuft das in der Praxis ab?

Rasel: Das Ziel ist, Kinder spielerisch an das Thema Ernährung heranzuführen. Beim Bildungsprogramm GemüseAckerdemie bekommen sie z. B. einen eigenen Schulacker und kümmern sich selbst um den Anbau von Gemüse – säen, pflanzen, ernten. Selbst angebautes Gemüse zu essen, schafft eine ganz andere Verbindung und Wertschätzung.

Wie zeigt sich das?

Rasel: Die Kinder erleben, wie aus einem Samenkorn eine knackige Möhre wird. Sie übernehmen gemeinsam Verantwortung für ihren Acker und verstehen, was sie bewirken können. Das kann auch spielerisch sein, wer etwa den größten Salatkopf geerntet hat. Oder mit einem Quiz: Was wächst da, wenn man nur den ersten Sprössling drei Zentimeter über dem Boden sieht?

Der Fokus des sozialen Engagements scheint stark auf gesunder Ernährung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu liegen. Warum liegt ihnen diese Gruppe so am Herzen?

Rasel: Ernährungsbildung ist der Schlüssel zur Veränderung. Je früher man anfängt, desto größer der Effekt. Im Alltag kommen viele Kinder nicht mehr mit Natur in Berührung. Sie wissen nicht, wo ihr Essen eigentlich herkommt. Das wollen wir ändern, um so die Voraussetzung für eine nachhaltige Veränderung in der Gesellschaft zu schaffen. Und das soll nicht vom Einkommen der Eltern abhängig, sondern für alle möglich sein.

Tragen solche Kooperationen wie mit Acker e.V. denn wirklich zur Ernährungsbildung bei? Welche Effekte haben solche Initiativen?

Rasel: Eindeutig. Der Effekt zeigt sich auch in wissenschaftlichen Erhebungen. 68 Prozent der teilnehmenden Kinder entwickeln durch die GemüseAckerdemie mehr Wertschätzung und Interesse für Gemüse. 58 Prozent steigern sogar ihren Gemüsekonsum.

Und was hat es mit der „Acker Spenden“-Kampagne auf sich? Was können ALDI SÜD Kundinnen und Kunden erwarten?

Rasel: Das ist ein gutes Beispiel für die vielfältige Unterstützung unserer Sozialpartner. Bis zum 19. Oktober wird mit jedem Kauf von Bio-Obst und -Gemüse das Bildungsprogramm GemüseAckerdemie von Acker unterstützt. Wir schaffen also durch die Förderung von Ernährungsbildung Anreize zur gesunden Ernährung durch unser Bio-Obst und -Gemüse. So lassen sich sinnvolle Dinge wunderbar verbinden.