In Deutschland erleiden jährlich etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, 270.000 Menschen einen Schlaganfall. In vielen Fällen erliegen Betroffene den Folgen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen jährlich rund ein Drittel aller Todesfälle aus und sind damit die häufigste Todesursache.
Eine großangelegte Studie aus Südkorea und den USA zeigt jetzt: Mehr als 99 Prozent der Menschen, die später einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Herzschwäche erlitten, wiesen bereits zuvor mindestens einen von vier Risikofaktoren auf. Eins haben sie alle gemeinsam: Sie sind vermeidbar.
Vier Risikofaktoren liegen fast allen Herzproblemen zugrunde
Die Studie umfasst Gesundheitsdaten von über neun Millionen Erwachsenen in Südkorea und fast 7000 Menschen in den USA. Die Analyse der Daten, die über ein Jahrzehnt umspannen, widerlegt die bisher weit verbreitete Annahme, dass viele Krankheitsfälle ohne "Warnung" auftreten.
Denn das Forschungsteam fand heraus, dass 99 Prozent aller untersuchter Herz-Kreislauf-Ereignisse im Vorfeld einen der vier großen Risikofaktoren aufwies. Diese sind:
- Bluthochdruck (≥120/80 mmHg oder in Behandlung)
- erhöhte Cholesterinwerte (≥200 mg/dl oder unter Behandlung)
- hoher Blutzuckerspiegel (Nüchternblutzucker ≥100 mg/dl, Diabetes-Diagnose oder Behandlung)
- Rauchen (zuvor oder aktiv)
Bei über 93 Prozent waren es sogar zwei oder mehr Risikofaktoren.
Dabei ging es nicht um klinische Diagnosen, bei denen Bluthochdruck, Diabetes oder ein hoher Cholesterinspiegel diagnostiziert worden war. Sie berücksichtigten auch "nicht optimale" Wert, die aber noch unter der Schwelle für eine formelle Diagnose liegen.
Bluthochdruck ist der häufigste Risikofaktor
Hoher Blutdruck trat dabei am häufigsten auf. Er betraf über 95 Prozent der Patienten in Südkorea und mehr als 93 Prozent in den USA. Am zweithäufigsten war ein erhöhter Cholesterinspiegel, gefolgt von einem zu hohen Blutzuckerspiegel.
„Wir sind der Meinung, dass die Studie sehr überzeugend zeigt, dass die Exposition gegenüber einem oder mehreren nicht optimalen Risikofaktoren vor diesen kardiovaskulären Ergebnissen bei nahezu 100 Prozent liegt“, kommentierte der leitende Autor Philip Greenland, Professor für Kardiologie, die Ergebnisse.
Verschiedene Herzkrankheiten untersucht
Das Team untersuchte fünf Ereignistypen separat:
- Koronare Herzkrankheit (einschließlich tödlicher und nicht tödlicher Herzinfarkte)
- Herzschwäche
- Schlaganfall
- Myokardinfarkt (eine bestimmte Art von Herzinfarkt)
- "kardiovaskuläre Gesamterkrankung", also alle diese Erkrankungen in einer gemeinsamen Kategorie.
In den US-amerikanischen Daten hatten je nach Erkrankung 99,5 bis 99,7 Prozent der Teilnehmer vorher mindestens einen der Risikofaktoren. Die Zahlen in der koreanischen Studie lesen sich beinahe identisch:
- 99,8 Prozent bei Herzinfarkt,
- 99,4 Prozent bei Herzinsuffizienz
- 99,3 Prozent bei Schlaganfall
- 99,7 Prozent bei koronarer Herzkrankheit
Selbst bei Frauen unter 60 Jahren ließen sich mehr als 95 Prozent der Herzschwächen oder Schlaganfälle auf einen der vier Risikofaktoren zurückführen. Und die gilt eigentlich als die Bevölkerungsgruppe mit dem geringsten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Traditionelle Risikofaktoren sollen stärker in den Fokus rücken
Selbst als die Forscher die Messlatte auf klinisch erhöhte Werte anhoben, die den klassischen "Diagnosen" entsprechen, blieb das Muster bestehen. Mindestens 90 Prozent der Patientinnen und Patienten wiesen vor ihrem ersten sogenannten "kardialen Ereignis" noch mindestens einen der Risikofaktoren auf.
Das deutet darauf hin, dass viele Menschen noch gar nicht wissen, dass sie ein erhöhtes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis haben, da sie aufgrund der Schwellenwerte keine Diagnose für zum Beispiel Bluthochdruck haben. Die neuen Ergebnisse sprechen jedoch dafür, dass es durchaus sinnvoll sein kann, nach dem Optimalwert zu streben.
„Ziel ist es nun, verstärkt an der Kontrolle dieser veränderbaren Risikofaktoren zu arbeiten, anstatt sich von der Suche nach anderen Faktoren abzubringen, die nicht leicht behandelbar und nicht kausal sind", fasst Studienautor Greenland die Ergebnisse zusammen.
Blutdruck ganz natürlich senken
Wie erkenne ich, dass mein Blutdruck zu hoch ist? Symptome dafür sind unter anderem
- morgendlichen Kopfschmerz, der bei Höherlagerung des Kopfes abnimmt
- Schwindel, Übelkeit, Ohrensausen
- Nasenbluten
- Abgeschlagenheit und Schlaflosigkeit
- Luftnot
- Sehstörungen
Neben einer ärztlichen Behandlung gibt es mehrere einfache Maßnahmen um den Blutdruck selbst zu senken:
- Regelmäßige Bewegung z.B. Spaziergänge, leichtes Ausdauertraining, 3 bis 4 Krafttraining-Einheiten pro Woche
- Abnehmen
- Stressreduktion
- Salzarme Ernährung