„Sind Sie ein V-Mann?“: Hitler-Redner löst bei AfD-Jugend großen Wirbel aus – Parteispitze greift ein

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Die AfD hat in Gießen eine neue Jugendgruppe gegründet. Eine Rede beschäftigt die Partei allerdings gesondert. Alexander Eichwald klang ein bisschen wie Hitler – und steht jetzt unter Beobachtung.

Gießen – Begleitet von riesigen Protesten hat die AfD in Gießen eine neue Parteijugend gegründet: die „Generation Deutschland“. Während am Samstag die Demonstrationen, verbunden mit teils heftigem Einschreiten der Polizei, im Fokus standen, sprechen am Sonntag viele vor allem über einen Redner auf der Parteitagsbühne. Es geht um Alexander Eichwald. Und die Frage, ob das, was er beim Jugendkongress vortrug, wirklich ernst gemeint gewesen sein kann.

Die Rede von Alexander Eichwald sorgte für Stirnrunzeln auf dem AfD-Jugendkongress. © dpa | Thomas Frey + Screenshot X

AfD-Jugendkongress in Gießen: Alexander Eichwald sorgt mit Rede im Hitler-Ton für Verwirrung

Denn der Auftritt von Eichwald wird gemeinhin auch am Tag darauf mindestens mal als fragwürdig eingestuft. Eichwald hatte sich für einen Posten im Vorstand der neu gegründeten Jugend-Abteilung der AfD beworben. In seiner Bewerbungsrede sorgte er aber vor allem für ungläubige Blicke und Verwirrung. Der Redner trat mit rollendem „R“ und einem Tonfall auf, der schwer an NS-Reichskanzler Adolf Hitler erinnert habe, wie die Nachrichtenagentur dpa und der TV-Sender ntv berichteten.

Redner Eichwald sprach die Teilnehmer mit „Parteigenossen und -genossinnen“ an und rief in den Saal: „Die Liebe und Treue zu Deutschland teilen wir uns hier gemeinsam“ und „es ist und bleibt unsere nationale Pflicht, die deutsche Kultur vor Fremdeinflüssen zu schützen“.

„Sind Sie ein V-Mann?“: Rede auf AfD-Jugendkongress sorgt für Eklat – wilde Spekulationen folgen

Selbst im Saal kam das den vielen AfD-Angehörigen dann doch sehr ungewöhnlich vor. Von denen kam anschließend scharfe Kritik. „Sagen Sie mal, sind Sie ein V-Mann?“ wurde Eichwald unter großem Beifall gefragt. Sein rollendes „R“ erklärte er damit, Russlanddeutscher zu sein. Auch die Spitzen der Hauptpartei scheinen dem Ganzen nicht zu trauen. „Mit dem Inhalt sowie die Art und Weise seines Bewerbungsvortrags hat sich Alexander Eichwald von den Grundsätzen der Partei distanziert. Der Bundesvorstand missbilligt das ausdrücklich und sieht sich daher veranlasst, eine Prüfung seiner Daten und Mitgliedsrechte vorzunehmen“, sagte etwa Parteichef Tino Chrupalla.

Bleibt nur die Frage: Wie ernst gemeint war Eichwalds Auftritt nun? Viele Gerüchte gingen nach der Rede herum. Gemutmaßt wurde über einen Comedy-Auftritt oder einen eingeschleusten satirischen Beitrag. Manche spekulierten gar, ob Eichwald von Satiriker Jan Böhmermann eingeschleust wurde. Schnell wurden auch offenbar deaktivierte Social-Media-Accounts des Redners entdeckt, in denen er unter dem Namen „Alex Oak“ als Musiker und Künstler auftrat. Auch die Bild berichtete darüber.

Wirre Rede auf Jugendkongress: AfD-Spitze greift ein – Eichwald drohen Konsequenzen

Ebenfalls sprach die Bild den wirren Redner direkt auf seinen kuriosen Auftritt an. „Ich glaube nicht“, antwortete er demnach auf die Frage, ob er eine Kunstfigur sei. Sein Auftritt sei ernst gemeint gewesen. Parteichef Chrupalla gab derweil noch an, Eichwald komme aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen. Er sei am 5. Oktober dieses Jahres in den Kreisverband Herford aufgenommen worden, den Beitritt zur Jugendorganisation habe er am 15. Oktober erklärt. Sein Auftritt könnte noch Folgen haben.

Denn Michel Schneidermann, Fraktionschef der AfD im Stadtrat Herford, gab gegenüber der Bild an, nichts von Eichwalds Kandidatur gewusst zu haben. Der Redner soll laut Schneidermann gelogen haben, als er sich als „designierter Jugendbeauftragter“ der Heimat-AfD vorstellte. Sätze Eichwalds in seiner Rede über einen „deutschen Volkskörper“ seien ebenfalls inakzeptabel, der Auftritt sei „Parteischädigung“ gewesen. Man bereite daher ein Parteiausschlussverfahren vor. (Quellen: dpa, Bild, eigene Recherche) (han)