Kommt die US-Hilfe zu spät? Ukraine vor Verlust wichtiger Hochburgen

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Auch wenn das milliardenschwere Hilfspaket jetzt auch von Biden genehmigt wurde, verliert die Ukraine täglich Boden. Auf welche Gebiete sich der Kampf forciert.

Kiew – Die Ukraine steht kurz davor, wichtige Hochburgen zu verlieren. Russland scheint die Angriffe, jetzt wo Hilfe aus dem Westen unterwegs ist, zu verstärken. Das Land unter Wladimir Putin berichtete zu Beginn dieser Woche über russische Fortschritte, schreibt das Magazin Newsweek. Das Institute for the Study of War (ISW) teilte ebenfalls am Montag mit, dass die russischen Streitkräfte kürzlich in das Grenzgebiet zwischen Donezk und Saporischschja vorgedrungen seien.

Der Ukraine-Analyst und ukrainischer Kriegsveteran Viktor Kovalenko sagte, Russland konzentriere sich auf kleinere Gebietsgewinne im Donbass in der Ostukraine, einer nach dem anderen, da sich diese Strategie bewährt habe.

„Mit dieser Strategie des langsamen Vormarsches erreicht Russland auch das Ziel, die ukrainischen Streitkräfte zu beschäftigen, sie ausbluten zu lassen und ihnen keine Zeit zu geben Land zurückzuerobern“, so Kovalenko .

Lage auf dem Schlachtfeld: Ukraine könnte Vorteile des Flusses Wowtscha und seiner Stauseen nutzen

Die russischen Streitkräfte haben seit der Einnahme von Awdijiwka in der Region Donezk am 17. Februar zudem schrittweise Fortschritte gemacht und nähern sich der 40 Meilen nördlich gelegenen Siedlung Tschasiw Jar, die Putin laut Kiew rechtzeitig zum Tag des Sieges am 9. Mai einnehmen will, wenn Moskau seiner Rolle bei der Niederlage Nazideutschlands gedenkt.

Zev Faintuch, leitender Geheimdienstanalyst bei der Sicherheitsfirma Global Guardian, sagte, dass die Front bei Awdijiwka am verwundbarsten sei, während Kiew auf das Eintreffen der Hilfe warte.

„Die Ukraine wird sich in den kommenden Wochen wahrscheinlich auf besser zu verteidigenden Boden zurückziehen müssen. Vielleicht wird sie die örtlichen Begebenheiten des Flusses Wowtscha und seiner großen Stauseen nutzen“, sagte er gegenüber Newsweek.

Internationale Beobachter hatten schon lange auf die Dringlichkeit weiterer Hilfen aus Washington zur Bekämpfung der Aggression von Präsident Putin hingewiesen. Ebenso wichtig ist die Frage, ob das vom Repräsentantenhaus am Samstag beschlossene 61-Milliarden-Dollar-Paket schnell genug eingesetzt werden kann, um den russischen Vormarsch auf dem Schlachtfeld aufzuhalten.

Auch Biden unterschreibt Gesetz: Waffen sollen in wenigen Tagen Ukraine erreichen

Die am Wochenende verabschiedete US-Vereinbarung gibt den ukrainischen Streitkräften, die Angriffe im Osten und Süden der Front abwehren, einen moralischen Auftrieb, doch muss die Finanzspritze die Truppen auch schnell erreichen. Denn die Russen hätten in einigen Gebieten einen 10-zu-1-Vorsprung beim Artilleriebeschuss.

Immerhin: US-Präsident Joe Biden hat das Gesetz zur Freigabe eines milliardenschweren Hilfspakets für die Ukraine am Mittwochnachmittag (24. April) ebenfalls unterzeichnet. Er werde „sicherstellen, dass die Lieferungen sofort, in den nächsten Stunden, beginnen“, sagte Biden auf einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Joe Biden
US-Präsident Joe Biden spricht vor der Unterzeichnung des Hilfspakets für die Ukraine, das auch die Unterstützung Israels, Taiwans und anderer Verbündeter umfasst, im State Dining Room des Weißen Hauses. © Evan Vucci/AP/dpa

Nach Angaben von Politico, das sich auf US-Beamte beruft, hat es wahrscheinlich vorbereitende Planungen gegeben, die die Lieferung beschleunigen werden, sobald das Gesetz von Präsident Joe Biden unterzeichnet ist. Pentagon-Sprecher Patrick Ryder, Generalmajor der Luftwaffe, sagte, es gebe „ein sehr robustes Logistiknetzwerk, das es uns ermöglicht, Material sehr schnell zu transportieren“, sogar „innerhalb von Tagen“.

Ein Teil der US-Hilfe, einschließlich Waffen und Munition, war bereits in Depots in Polen und anderen europäischen Ländern verpackt und zum Transport bereit, berichtete die Financial Times.

Kommt die Hilfe zu spät: Experten sind sich uneinig

Trotz der genehmigten Hilfe zeigen sich Experten kritisch: „Selbst mit dem 61-Milliarden-Dollar-Hilfspaket ausgestattet, fehlen der Ukraine noch viele notwendige Voraussetzungen, darunter ausgebildete und motivierte Arbeitskräfte für die Rückeroberung ihres Landes“, sagte Kovalenko gegenüber Newsweek.

„Ohne Mobilisierung und Ausbildung von mehr Männern und einen aktiven Kampf für die Rückeroberung ihres Landes läuft die Ukrainer Gefahr, dieses US-Hilfspaket für Luftverteidigung und Langstreckenangriffe zu verschwenden“, so der Veteran weiter.

Der Geheimdienstanalyst Faintuch ist dagegen zuversichtlich, dass die US-Hilfe die Ukraine rechtzeitig erreichen kann. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Ukraine immer noch Territorium gegen Zeit tauschen, und keine der beiden Seiten ist auch nur annähernd in der Lage, ihre erklärten Ziele zu erreichen (bg/dpa).

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