Ukraine sicher: Russlands Gegenoffensive in Kursk sei „gestoppt“

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Weiter schwere Kämpfe in westrussischer Region Kursk. (Archivbild) © -/Russian Defense Ministry Press Service/dpa

Die ukrainische Armee startete im August einen Vorstoß im russischen Grenzgebiet Kursk. Wochen später kündigte Moskau eine Gegenoffensive an – laut Kiew sei diese ohne Erfolg.

Kursk – Seitdem die Ukraine die Kursk-Offensive am 6. August gestartet hat, reagierte Russland vorerst langsam. Eigenen Angaben zufolge eroberte die Ukraine fast 1.300 Quadratkilometer und rund 100 Dörfer. Russland startete am 12. September nach Angaben beider Kriegsparteien eine Gegenoffensive zur Rückeroberung – laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eine erwartete Reaktion. Das russische Verteidigungsministerium erklärte im Onlinedienst Telegram, den Soldaten sei binnen zwei Tagen die Rückeroberung von zehn Ortschaften gelungen.

Die ukrainische Armee erklärte, dass das Ziel der Kursk-Offensive nicht die Annexion russischen Territoriums sei, stattdessen wolle man Russland dazu bringen, Truppen zu verlegen und die Rückeroberung der besetzten Gebiete als Verhandlungsgrundlage nutzen.

Russlands Gegenoffensive in der südwestlichen Region Kursk sei „gestoppt“

Der Sprecher der ukrainischen Militärverwaltung, Oleksiy Dmytrashkivsky, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Sie versuchten, von der Flanke aus anzugreifen, wurden dort aber gestoppt“. „Die Situation wurde stabilisiert und heute ist alles unter Kontrolle. Sie hatten keinen Erfolg.“ 

Dmytrashkivsky gab zu, dass die russischen Streitkräfte mit ihrer Gegenoffensive „einige kleinere Erfolge“ erzielt hätten. „Die Russen drangen in eine der Siedlungen ein. Sie begannen, um eine andere Siedlung zu kämpfen, aber das war es dann auch schon.“

Nach seinen Angaben halten sich noch mehrere tausend russische Zivilisten in den von der ukrainischen Armee besetzten russischen Gebieten in der Region Kursk auf. „In manchen Siedlungen sind mehr als 100 Menschen, mehr als 200, mehr als 500.“

Kiew fordert internationale Beobachtung und grüne Korridore für Zivilisten in Kursk

Ende August teilten die russischen Behörden mit, dass sich noch etwa 20.000 Menschen in den von ukrainischen Streitkräften besetzten Gebieten der Region Kursk aufhielten. Insgesamt waren mehr als 150.000 Menschen in Gemeinden nahe der Grenze gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Dmytrashkivsky behauptete außerdem, dass bei russischen Angriffen zur Rückeroberung ukrainischen Territoriums seit Ende August „23 Zivilisten“ getötet worden seien. Er sagte, sie würden „mit dem ukrainischen Militär sterben“.

Ihm zufolge ist es Zivilisten „nicht gestattet, das Gebiet zu verlassen“, weil „die Situation unter Kontrolle bleiben muss“. Allerdings sei es ihnen erlaubt, sich in dem Gebiet „zu bewegen“ und „sich gegenseitig zu besuchen, zu essen, sich irgendwo zu versammeln, Kartoffeln zu ernten, im Garten zu arbeiten“.

Anfang dieser Woche bat Kiew die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die Lage in den von seinen Streitkräften kontrollierten Gebieten von Kursk zu beobachten. Dmytrashkivsky sagte, Zivilisten könne die Ausreise in russisch kontrollierte Gebiete gestattet werden, wenn die Ukraine und Russland „über internationale Organisationen, die sich mit diesen Fragen befassen, vereinbaren, einen grünen Korridor unter der Aufsicht von Beobachtern zu öffnen“.

Kursk-Offensive: Die Ukrainer seien bei Kursk „ein bewusst hohes Risiko“ eingegangen

Die Unterstützer der Ukraine beobachten die Kämpfe in der Region Kursk aufmerksam. Laut einem deutschen General hat die Ukraine dabei bereits einige ihrer Ziele erreicht, nimmt jedoch bewusst Risiken in Kauf.

Den ukrainischen Streitkräften hat ihr Überraschungsangriff auf das russische Grenzgebiet bei Kursk bisher keine Entlastung für die heftig unter Druck geratenen Verteidiger im Donbass gebracht. Russland habe Personalersatz, Kampfunterstützung statt in den Donbass nun in Richtung Kursk verlegt und Truppenteile aus Kaliningrad und Zentralrussland herangezogen, sagte der militärische Chefkoordinator der deutschen Ukraine-Hilfe, Christian Freuding, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Aber wir haben nicht beobachten können, dass signifikante Kampftruppe aus dem Bereich Donbass abgezogen und in Richtung Kursk verlegt wurde“, sagte der Generalmajor. 

Generalmajor Freuding
Generalmajor Freuding © Kay Nietfeld/dpa

„Aufgegangen ist die Rechnung der Ukrainer beim Überraschungseffekt, bei der Möglichkeit, ein Faustpfand in die Hände zu bekommen. Die russischen Streitkräfte sind in diesem Bereich stark abgenutzt worden“, sagte Freuding, der vor einigen Tagen zu Gesprächen in der Ukraine war. „Jetzt wird es für die Ukrainer sehr darauf ankommen, diesen Raum auch weiter zu behaupten, zu halten, zu verteidigen.“ Die Ukrainer seien bei Kursk „ein bewusst hohes Risiko“ eingegangen.

Freuding betonte die Bedeutung der weiteren Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land. Deutschland habe dabei eine Führungsrolle und einen hohen Eigenanspruch. „Die eine Komponente ist natürlich, voranzugehen, bei dem, was wir selber leisten. Die zweite Komponente ist, Partner zu ermuntern, ihnen Wege aufzuzeigen, wie wir auch durch gemeinsame Initiativen und Projekte diese Unterstützung noch verstärken können“, sagte er. (jal/dpa)

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